1371 - Das Erbe der Toten
sage nur noch meinen Leuten Bescheid, dass sie die Fahrzeuge etwas zur Seite setzen, damit sie auch rauskommen.«
»Danke.«
Es wurde eine große Rangiererei, aber es klappte, und so hatte ich freie Bahn. Ein knappes Winken noch, dann machte ich mich aus dem Staub. Das Bild hatte ich in den Kofferraum gelegt, und wenn ich über den Fund nachdachte, ging ich davon aus, dass er mich in diesem rätselhaften Fall bestimmt weiterbrachte…
***
Im Büro staunte man nicht schlecht, als ich das Vorzimmer mit dem Bild unter dem Arm betrat. Suko und Glenda standen zusammen.
Sie hatten sich mit dem beschäftigt, was auf dem Bildschirm zu lesen war, und jetzt sahen sie mich über die Schwelle treten.
Ich war als Person weniger interessant für sie. Sie schauten nur auf das Bild, dessen Motiv sie nicht sahen, weil ich diese Seite durch meinen Körper verdeckte.
»He, was soll das denn bedeuten?«, fragte Suko. »Bist du auf einer Versteigerung gewesen?«
»Nein, das nicht.«
»Aber er will euer Büro verschönern«, meinte Glenda. »Was es auch nötig hätte.«
»Das auch nicht«, erklärte ich und durchquerte das Vorzimmer.
Im Büro, das ich mir mit Suko teilte, stellte ich das Gemälde ab und begrüßte danach unsere Assistentin Glenda Perkins, die es geschafft hatte, den Weg von Rumänien nach London zu finden. Allerdings mit einem Flieger und nicht durch ein Hinbeamen wie sie es auf dem Hinweg getan hatte. Seit Glenda in die Gewalt des Hypnotiseurs Saladin und dessen Helfer geraten war, besaß sie die Fähigkeit, Teleportationen zu unternehmen.
Ausgelöst durch ein bestimmtes Serum, dass ihr gespritzt worden war. Nur war sie nicht in der Lage, es selbst zu beherrschen. Sie konnte sich also nicht wie unsere Freunde Myxin und Kara von einem Ort zum anderen transportieren, wenn sie es wollte. Da mussten schon einige andere Dinge zusammentreffen, über die Glenda und wir allerdings nicht informiert waren.
Allerdings hatten wir die Hoffnung, es irgendwann mal herauszufinden. Ich war froh und glücklich, Glenda wieder bei mir zu wissen und ließ meinen Gefühlen freien Lauf, indem ich sie umarmte.
»Alles klar?«, fragte ich.
»Ja«, flüsterte sie in mein Ohr. »Ich soll dir auch von Marek beste Grüße bestellen.«
»Danke.«
An ihrer Stimme hatte ich die Veränderung festgestellt. Als sich Glenda jetzt von mir zurückzog, da schimmerten Tränen in ihren Augen. So ganz hatte sie sich mit ihrer neuen Situation noch nicht anfreunden können. Das würde wohl auch nie geschehen, denn sie stand irgendwie immer wie auf Abruf.
Wann ihre Kräfte wieder hervorgelockt wurden, konnte keiner von uns sagen, auch sie nicht, und so lebte Glenda wie auf einem Pulverfass, das jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte.
Natürlich würde sie von uns jede Unterstützung erhalten. Dazu zählte auch, dass wir sie nicht allein in ihrer Wohnung lassen wollten und es für sie besser war, zu unseren Freunden, den Conollys, zu ziehen. So lange zumindest, bis sich die Dinge gerichtet hatten.
Glenda wusste Bescheid, die Conollys ebenfalls, die natürlich nichts dagegen hatten, doch zu einem Umzug war es noch nicht gekommen.
»Und wie fühlst du dich?«, fragte ich sie.
Glenda schaute zu Boden und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es noch nicht, John. Ich bin mir nicht sicher. Ich komme mir vor wie in einem Zwischenstadium und frage mich immer öfter, wer ich wirklich bin.«
»Glenda Perkins.«
»Ja, diese Frau sehe ich, wenn ich in den Spiegel schaue. Ob das noch zutrifft, weiß ich nicht.«
»Keine Sorge, das bekommen wir wieder hin.«
Sie lächelt nur etwas schmerzlich, drehte sich dann um und schaute auf das Bild.
Ich hatte es in unserem Büro offen auf den Schreibtisch gelegt. So konnte jeder von uns das Motiv in Ruhe betrachten.
Ich trat etwas zurück, damit Glenda und Suko es sich anschauen konnten.
Auf Glendas Gesicht breitete sich eine Gänsehaut aus, während Sukos Züge unbeweglich blieben. Doch er war es, der den ersten Kommentar abgab.
»Ein außergewöhnliches Motiv«, meinte er.
»Finde ich auch.«
Mein Freund schaute mich an. »Wie ich dich kenne, hast du dir bestimmt schon Gedanken über das Bild gemacht.«
»Habe ich.«
»Was ist dabei herausgekommen?«
»Nicht viel.«
»Also nichts?«
»Genau.«
Wir kamen auf Mike Curtiz zu sprechen, und Suko fragte mich, ob er über das Versteck des Gemäldes informiert gewesen war.
»Das kann ich nicht genau sagen. Ich hatte mehr den Eindruck, dass es auch ihn
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