1371 - Das Erbe der Toten
hatte einen Arm in die Höhe gerissen, an dessen unterem Ende ich einen goldenen Streifen sah.
Was es war, erkannte ich nicht. Aber dieser Streifen raste auf mich zu, und er war auch nicht mehr schattenhaft, sondern fest.
Ein Messer!
Aus einem Reflex heraus rollte ich mich herum. Alles musste verdammt schnell gehen, und es ging schnell. Die Waffe traf mich nicht. Ich hörte auch nicht, dass sie gegen den Steinboden klirrte. Sie musste über mich hinweggesaust sein, und zwar dicht über meinen Rücken.
Ich hörte einen Schrei, der gedämpft klang, aber alle Wut in sich vereinigte, wozu diese Person fähig war.
Jetzt kam ich an meine Waffe. Nur war meine Lage leider bescheiden. Es gelang mir nicht, mich in die richtige Schussposition zu drehen, und genau das hatte der verdammte Killer erkannt.
Wieder war er zu schnell für mich. Diesmal trat er mit dem rechten Fuß zu.
Und er traf auch!
Ich spürte seinen Schuh an meinem Kopf. Er traf meinen Hals und rutschte über mein Ohr hinweg. Plötzlich hörte ich irgendwelche fremden Stimmen singen, und die Furcht blieb bestehen, dass der Unbekannte noch mal zutreten konnte und dann richtig traf.
Ich wollte auf keinen Fall bewusstlos werden, aber ich hatte meine Probleme.
Trotzdem gelang es mir, den Abzug durchzuziehen. Ich hörte den Schuss überlaut in der alten Templer-Kirche hallen, und ich schaffte es, auf die Beine zu kommen. Stehen blieb ich nicht. Ich lief automatisch von der Tür weg und drehte mich erst nach vier, fünf Schritten um.
Die Tür wurde aufgezogen!
Jetzt war dieses Knarzen und auch Schleifen zu hören. Mit der Unterseite knirschte sie über den Boden hinweg. Von der linken Seite fiel ein heller Streifen in die Kirche hinein. Durch ihn huschte die Kuttengestalt ins Freie.
Ich fluchte nur innerlich, als ich mich an die Verfolgung machte.
Jeder Schritt fiel mir schwer. Ich kam mir vor wie ein Betrunkener, der Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. In meinem Kopf brummte es. Als ich endlich lief, hatte ich das Gefühl, von einer Seite zur anderen zu taumeln.
Nur mühsam blieb ich auf den Beinen und war schließlich froh darüber, mich an der Türkante festhalten zu können, weil meine Knie weich geworden waren.
Ziemlich wacklig ging ich nach draußen und trat in die lang gezogene Nische hinein. Die Beretta hielt ich in der Rechten. So wie ich hat wohl nur selten ein Mensch eine Kirche verlassen.
Der Treffer gegen den Kopf hatte mir auch Probleme mit dem genauen Sehen bereitet. Die Welt um mich herum sah ich ziemlich verschoben. Trotzdem gelang mir die Orientierung, die mir allerdings auch nichts brachte, weil der Kuttenträger verschwunden war.
Um die Templer-Kirche herum breitete sich ein Gewirr aus kleinen Gassen aus. In einer davon hätte der Mörder immer untertauchen können. Zeit genug war ihm geblieben. Und von dort hätte er dann in den Park flüchten können.
Wind blies mir entgegen. Und die Zweige der Bäume tanzten.
Einige schwache waren abgerissen worden und wurden durch die Böen über den Boden gefegt. Da der Wind mich von vorn erwischte, musste ich gegen ihn ankämpfen, was nicht einfach war, aber ich biss mich durch.
Eines jedenfalls stand fest.
Der Killer war mir entwischt!
Aber, und das wusste ich auch, man begegnet sich immer zweimal im Leben, und beim nächsten Mal würde es anders aussehen…
***
Wie ein angeschlagener Boxer hatte ich mich zurückgezogen.
Allerdings nicht in eine Ringecke, sondern in den Rover. Da hockte ich hinter dem Lenkrad und schaute gegen die Scheibe, von der der Wind die letzten Tropfen weggeblasen hatte.
Mein Blick war frei. So frei wie einige Wolkenlücken am Himmel, durch die das satte Blau schimmerte, das so herrlich glänzte, dass niemand auf den Gedanken an schlechtes Wetter kommen konnte.
Nur der Wind hatte sich noch nicht zurückzogen. Nach wie vor pfiff er durch die Gassen und spielte mit dem Geäst der Bäume.
Der Unbekannte war mir entkommen, davon biss keine Maus mehr den Faden ab. Es brachte auch nichts, wenn ich eine Fahndung nach ihm anlaufen ließ. Seiner auffälligen Kleider würde er sich sehr schnell entledigt haben. Es stellte sich nur die Frage, welcher Mensch sich darunter verbarg.
Ich hatte Suko angerufen und ihm Bescheid geben. Im Büro würde er auf mich warten. Ich hatte ihm bereits den Begriff Illuminati durchgegeben. Er würde nach Informationen über diesen Geheimbund forschen. Ich wartete noch auf die Kollegen der Spurensicherung. Anschließend wollte
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