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1371 - Projekt Septembermorgen

Titel: 1371 - Projekt Septembermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durch einen Seitenausgang verschwanden. Die beiden waren durch ihre Neugier hergelockt worden, und sie hatten es tatsächlich geschafft, die Protektorin für ein paar Augenblicke aus ihrer Konzentration zu reißen.
    Sie strich sich fahrig über die blütenweiße Kombination mit dem schwarzen Abzeichen, das in stilisierter Form einen Spiralnebel zeigte. Dann richtete sie ihre Augen wieder auf den Schutzschirm, der sich in der Mitte der Kuppelhalle befand. Mehrere Projektoren an den Hallenwänden sorgten dafür, daß er stabil blieb und das Wertvollste schützte, was es auf Tarkoon gab. Es handelte sich um hundert Tropfen Paratau, die den Angriff der Hauri unbeschadet überstanden hatten.
    Ohne den Paratau war Tarkoon nichts mehr wert, und der Notruf auf Hyperfrequenz war eingestellt worden, weil offensichtlich kein einziges Kartanin-Schiff ihn empfangen hatte.
    Eine der Esper trat zu der Protektorin. „Wir sind bereit", meldete sie.
    Nar-Ila schickte sie mit einer Handbewegung weg. Wann die Esper bereit zu sein hatten, das entschied allein sie. Sie wartete eine Weile, dann gab sie das vereinbarte Zeichen. Die Technikerinnen an den Projektoren schufen eine Strukturlücke in dem Schirm, und die Esper, zwölf an der Zahl, betraten den Bereich des Psichogons.
    Die Protektorin warf einen letzten Blick zu den Artgenossinnen hinüber, die auf Liegen und in Stühlen an den Wänden verteilt ruhten. Ihre Aufgabe war, das Deflagrieren des Parataus zu verhindern. Ihre Kräfte schwanden, es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Entschlossen setzte sich Nar-Ila aus der Sippe V'irn in Bewegung und durchschnitt nun ebenfalls den Schirm. Hinter ihr baute sich die Lücke ab, sicherte der Schirm die Umgebung gegen unerwünschte Auswirkungen. „Fangt an!" zischte die Protektorin.
    Die Esper bildeten einen Ring um die Traube aus Paratau. Die Tropfen hingen vor ihnen in der Luft, gehalten von den geistigen Kräften ihrer Artgenossinnen draußen. Jede der zwölf Kartanin nahm einen Tropfen an sich und konzentrierte sich darauf. Der Tropfen begann sich langsam abzubauen und aufzulösen und dabei seine Kräfte auf denjenigen zu übertragen, der ihn hielt. Die Tropfen wurden klein und immer kleiner. der Vorgang lief wesentlich schneller ab, als Nar-Ila dies aus der Vergangenheit kannte. Die Esper öffneten die Augen und machten eine Geste der Hilflosigkeit. „Nehmt mehr!" befahl die Protektorin. „Denkt an Kartan und die Verantwortung, die auf euch lastet.
    Nehmt fünf Tropfen auf einmal, und wenn das nicht reicht, nehmt alle!"
    Viel war es nicht mehr, verteilt auf die zwölf Esper. Sie taten, wie Nar-Ila es ihnen befahl. Sie nahmen jeweils fünf, das waren sechzig Tropfen. Zwölf waren bereits deflagriert, blieben noch achtundzwanzig Tropfen.
    Nar-Ila-V'irn breitete die Arme aus und trat an den Pulk heran und umfaßte den Paratau mit den Armen und Händen. Sie preßte ihn sich an die Brust, den Hals und den Kopf.
    Sie verlor den Bezug zu ihrer Umgebung und war einzig und allein für das Psichogon da. Sie konzentrierte sich auf die Wirkung, auf die Erweiterung ihres Bewußtseins. „Jetzt!" dachte sie. Sie öffnete ihren Geist für die Kräfte des Parataus, und sie suchte die Verbindung zu ihren Artgenossinnen.
    Ein Schrei ließ sie zusammenfahren, aber sie reagierte nicht. Nichts in der Welt hätte sie jetzt dazu bringen können, sich aus der Konzentration zu lösen.
    Da war etwas, sie spürte es deutlich. Etwas ging von den Tropfen aus und strömte in sie hinein. Sie versuchte es zu fassen, doch es entglitt ihr. Die Tropfen in ihren Händen wurden kleiner, und die Protektorin begann ihre Lippen zu bewegen. „Wirke, wirke, werde wahr", stammelte sie die Worte. Etwas wie ein Lachen war hinter ihr, in dem Bereich außerhalb des Schutzschirms. Sie wollte herumfahren, aber sie war wie gelähmt.
    Nar-Ila-V'irn erkannte endgültig die Wahrheit.
    Der Paratau hatte seine Kraft verloren. Das Psichogon war wertlos. Es ließ die Kartanin nicht mehr zu wirkungsvollen Espern werden.
    Die Protektorin riß die Augen auf und blickte die zwölf Esperinnen an. Fassungslos starrten sie auf ihre leeren Hände, dann auf Nar-Ila, deren Tropfen sich gerade verflüchtigten und dann für das bloße Auge unsichtbar wurden. Die Kartanin standen regungslos innerhalb des Schutzschirms, während draußen in der Halle der Lärm größer wurde. Die Esper, die das Psichogon bewacht hatten, lösten sich aus ihrer Starre. Sie wurden von Ärztinnen betreut, doch es war nicht

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