1375 - Friedhof der Nakken
du liebst deinen Freund aus der anderen Welt, so, wie ich meinen entarteten Elter liebe. So ist es doch, Beodu, nicht wahr?"
„Wenn ich für mich sprechen soll, ja."
„Wollen wir beide nicht ins andere Sein mitnehmen."
„Wie ... ist das überhaupt möglich? „ „Rufen wir sie doch einfach", sagte Clennar. „Du hast Perry schon einmal eine Botschaft zukommen lassen. Damals bat ich dich, daß du sie nichtssagend formulieren sollst. Diesmal möchte ich dich darum bitten, daß du ihm alles über deine neue Geisteshaltung verrätst."
„Und wenn er mir daraufhin die Freundschaft aufkündigt?"
„Dann ist er sie nicht wert", erwiderte Clennar. „Aber keine Bange, das wird er nicht. Er wird ganz anders reagieren. Er wird versuchen, dich zu retten, denn seiner Ansicht nach sind wir einer Irrlehre verfallen.
Und darum wird er alles daransetzen, zu dir zu gelangen und dich mit sich zu nehmen. Glaubst du nicht auch, daß er so handeln würde, wenn er wüßte, wo du dich versteckst?"
„Er weiß es aber nicht."
„Dann sagen wir es ihm - und erwarten ihn gemeinsam am vereinbarten Treffpunkt."
„Das ist eine gute Idee", sagte Beodu, bereute es aber sofort wieder, seine Zustimmung so rasch gegeben zu haben. Darum fügte er schnell hinzu: „Wäre es nicht einfacher, ihn einfach zu holen? Ich meine, ihn zu entführen, ohne ihn durch einen Hinweis vielleicht vorzuwarnen?"
„Das wäre eine gute Idee, wenn... ja, wenn wir ihn identifizieren könnten", sagte Clennar.
Beodu brauchte seine Überraschung gar nicht zu spielen.
Er hatte bisher geglaubt, daß Perry Rhodan die bekannteste Persönlichkeit in Hangay wäre und jeder Hauri und jeder Anhänger des Hexameron ein klares Bild von ihm im Geiste mit sich trage.
So zumindest hatte es der Gon-Wen Gil-Gor dargestellt. Vielleicht hatte er aber auch nur gemeint, daß der Name Perry Rhodan zu einem Begriff geworden sei, als Synonym für den Fremden aus dem anderen Universum.
Es konnte nicht anders sein, so, wie Clennar es darstellte.
Beodu war froh darüber, denn nun brauchte er nicht mehr die Befürchtung zu haben, daß Legionen von Mördern im Dienst des Hexameron Jagd auf seinen Waqian machten.
Er schalt sich nun einen Narren, daß er solche Ängste überhaupt gehabt hatte, denn hätte eine solche Gefahr jemals bestanden, hätte er davon gewiß auch geträumt. „Ich werde tun, was du von mir verlangst, Clennar", sagte Beodu, um Zeit zu gewinnen. „Dann komm mit mir. Es gibt einen Sender ganz in der Nähe, über den du deinen Freund erreichen kannst. Er ist nämlich deiner Spur zum ersten Planeten gefolgt, ganz wie wir es gewollt haben."
Damit hatte Beodu nicht gerechnet. „Wollen wir nichts überstürzen, Clennar ... „, versuchte er den Nakken hinzuhalten. Aber dieser ging nicht darauf ein. „Wir müssen rasch handeln, Beodu", sagte er. „Der zweite kurze Tag geht zur Neige. Und wir wollen doch beide, daß auch der erste kurze Tag so zu Ende geht, wie du es geträumt hast, Beodu, nicht wahr?"
„Natürlich", wollte Beodu bestätigen - er hatte nicht gewußt, daß es bereits so spät war -, brachte aber nur einen Zwielaut, eine Mischung aus Pfeifen und Krächzen, zustande. Sein Transthesizer gehorchte ihm auf einmal nicht mehr. „Das war doch eine Zustimmung, oder?" sagte Clennar und fuhr fort: „Und weil die Ewigkeit, das Nichts und der neue Anfang und die Wiedergeburt so nahe sind, wollen wir doch nicht, daß irgendein Verblendeter uns noch im letzten Augenblick der Erfüllung beraubt. Wir müssen diesen Verblendeten bekehren. Aber um das zu können, müssen wir ihn erst einmal rufen. Komm schon, Beodu!"
Der Attavenno wußte längst, daß dieser ganze Gebirgszug von einem Höhlensystem durchzogen war und daß es an vielen Punkten große technische Anlagen gab. Er kannte auch ihren Zweck.
Es gab auch einen Nakkenfriedhof, viele solcher Friedhöfe, von denen alle glaubten, daß sie nur Legende waren. Und es gab Tausende von Nakken, die ein Leben wie ihre Ahnen führten - ganz im Sinn des legendären Purrell.
Aber diese Nakkenkolonie, die in freier Wildbahn aufwuchs, diente den Hauri nur als Tarnung. Sie unterstützten deren Bestrebungen nach einem freien, ungebundenen Leben nach außen hin. In Wirklichkeit hatten sie diese Nakken jedoch zu treuen Jüngern ihrer Todesphilosophie gemacht.
Die Lehre Purrells und die Todesphilosophie waren einander sehr ähnlich, wenn man beide etwas abwandelte. Es fiel den Hauri also gar nicht schwer, die Nakken zu
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