1378 - Wenn die Totengeister kommen
gekommen sind, sondern unter dem Ladentisch verkauft wurden, weil es Snuff-Filme waren. Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Filme, in denen Menschen tatsächlich getötet wurden.«
Harry Jenkins versteifte sich. »Damit habe ich nichts zu tun, verflucht noch mal.«
»Ja, das glaube ich Ihnen sogar. Die Morde, die Sie beschrieben haben, wurden in den normalen Streifen ja nicht als echte Morde dargestellt. Aber man kann auch die gleiche Story verwenden, um der Geschichte eben eine andere Richtung zu geben. Es ist wirklich nicht schwer, ein Thema in zwei Versionen zu drehen.«
»Sie saugen sich das aus den Fingern, Conolly.«
»Ich denke nicht.«
»Es ist mir scheißegal, was Sie denken. Ich für meinen Teil werde jetzt verschwinden.«
Bill wollte ihn zurückhalten, doch er sah mein Kopf schütteln und winkte dann ab. »Lass ihn doch in sein verdammtes Unglück laufen. Das ist mir jetzt auch egal.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wieso?«
»Wir werden noch was von ihm hören, Bill.«
»Wann?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise in dieser Nacht, aber ich will nichts beschwören. Mir bereitet Glenda mehr Sorgen. Ich hoffe nicht, dass sie in diesem verdammten Geisterreich gefangen gehalten wird.«
»Wenn ja, müssen wir sie eben herausholen.«
»Dann tritt du die Tür ein.«
Ich unternahm noch einen letzten Versuch. Mit dem Kreuz in der Hand schritt ich die Umgebung ab, doch eine Reaktion erhielt ich nicht. Kein Wärmestoß und auch kein Hinweis auf Glenda Perkins.
Mit diesem Serum hatte ihr der verdammte Saladin schon etwas angetan.
Wir wollten durch den Biergarten zurück und mussten wieder mal erleben, dass unser Leben doch voller Überraschungen steckt.
Unsere Plätze waren gut zu sehen, auch jetzt noch, denn sie wurden vom farbigen Licht der Beleuchtung gestreift. Andere Gäste hatten dort Platz genommen und löschten ihren Durst.
An dem Tisch, an dem Harry Jenkins gesessen hatte, saß eine Frau und wartete. Ich musste schon zweimal hinschauen, aber der Anblick blieb.
Es war Glenda Perkins!
***
»Nein«, sagte Bill, als wir vor ihr standen. »Du bist es nicht wirklich – oder?«
»Doch, ich bin es.«
Wir holten keine Stühle heran, sondern blieben neben Glenda stehen, die von unten her zu uns hoch lächelte. »Ich bin es aus Fleisch und Blut und nicht mein eigener Geist.«
»Und wo bist du gewesen?«, fragte ich.
»Wenn ich das wüsste.«
»Aber in einer anderen Dimension.«
»Das schon.«
»Im Totenreich?«
Auf meine direkte Frage erhielt ich ein schmales Lächeln. »Ich denke nicht, dass ich bei den Toten gewesen bin«, sagte sie leise und meinte dann: »Auf der anderen Seite könnte es schon so gewesen sein. Jedenfalls habe ich einen Blick in eine andere Dimension oder auf die andere Seite bekommen. Ich bin durchgewandert. Ich fühlte mich körperlos. Ich habe viel und nichts gesehen, so kann man es ausdrücken, aber ich habe auch erfahren müssen, dass Geister ebenfalls eine Aufgabe besitzen, der sie unbedingt nachkommen müssen.«
»Da sind wir schon mal einen Schritt weiter«, sagte ich. »Und welche Aufgabe könnte das sein?« Ich lauerte ebenso wie Bill auf die Antwort, wir waren davon überzeugt, dass sie uns weiterbringen würde, aber was Glenda erwiderte, brachte uns nicht unbedingt näher an das eigentliche Ziel heran.
»Es geht nicht nur um Geister«, sagte sie, »sondern um ganz reale Dinge und Vorgänge.«
»Was meinst du damit?«
Glenda kniff die Augen ein wenig zusammen. »Um den Film.«
Bill und ich schauten uns an.
»Wie kommst du darauf?«, fragte der Reporter.
Durch die Nase holte Glenda Luft. »Es waren die Stimmen«, sagte sie leise. »Nur die Stimmen. Und sie sprachen von einem Film. Und als sie darüber redeten, gerieten sie in Panik.« Glenda verstummte und schaute dabei auf ihre Hände, die sie auf die Knie gelegt hatte.
»Haben sie noch mehr gesagt?«, wollte ich wissen. »Vielleicht irgendeinen Titel?«
»Nein, haben sie nicht.« Glenda räusperte sich. »Es muss aber ein besonderer Film gewesen sein. Einer, der nicht nur einen starken Eindruck hinterlassen hat, sondern ein Streifen, in oder bei dem etwas Schreckliches vorgefallen sein muss.«
»Hört sich nach einer Spur an«, sagte Bill und wurde sofort konkreter. »Unser Freund Harry schreibt Drehbücher für Filme, die nicht eben für zart besaitete Gemüter sind. Und bei einem Film muss etwas passiert sein, das sehe ich so.«
»Bei welchem?«
Bill breitete die Arme aus.
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