1378 - Wenn die Totengeister kommen
waren als normal.
Länger konnte er nicht an diesem Platz stehen bleiben. Stone startete seinen Luxusschlitten und fuhr wieder an. Langsam und längst nicht so flott wie sonst. Ein Unbeteiligter, der ihn beobachtete, hätte meinen können, dass ein Fahrschüler hinter dem Steuer saß.
Der Regisseur und Produzent fuhr wie ein Automat. Er achtete kaum auf den für Londoner Verhältnisse dünnen Verkehr, seine Gedanken waren bei dem, was er erlebt hatte.
Die Stimmen hörte er nicht mehr. Es ging ihm physisch wieder etwas besser. Er schaffte sogar ein normales Nachdenken, und er fragte sich, ob er alles nur geträumt hatte. Ob er überreizt war. Der verfluchten Hitze Tribut zollen musste.
Solche und ähnliche Erklärungen huschten ihm durch den Kopf.
Auch wenn er die Botschaft als Geisterstimmen gehört hatte, schreckte er davor zurück, an Geister zu glauben. Die gab es nicht.
Wer das behauptete, der war nicht mehr richtig im Kopf.
Oder gab es sie doch?
Die Stimmen hatte er sich nicht eingebildet. Sie waren da gewesen. Nicht laut, jedoch verständlich. Ein unheilvolles böses Flüstern, das ihn aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hatte.
Auch als er auf sein Haus zurollte, hatte er es noch nicht wieder gefunden. In seinem Kopf überschlugen sich noch immer die Gedanken. Der Blick glich mehr einem Stieren, als sich das Garagentor öffnete und er den Benz der S-Klasse hineinfuhr.
Vor der eigenen Garage fürchtete er sich normalerweise nicht, jetzt war es anders. Er konnte sich vorstellen, wieder in eine gefährliche Situation zu geraten.
Nein, man erwartete ihn nicht. Es war alles so schrecklich normal.
Niemand wollte etwas von ihm. Das Scheinwerferlicht traf die hintere Garagenwand. Zudem war der Raum groß genug, um noch einige Klamotten abstellen zu können.
Ein bisschen von den Filmkulissen. Eine alte Couch, ein paar ausrangierte Standscheinwerfer, deren dunkle Gerippe fast bis an die graue Decke heranreichten.
Er verließ den Wagen.
Es war still um ihn herum. Aber auch die Stille machte ihn nervös.
Aldo Stone wohnte allein in seinem Haus. Es war mehr ein Anbau, direkt an der Seite des Studios. Von seinem Haus aus konnte er den Arbeitsplatz betreten. Eine große Halle, in der auch Action-Szenen gedreht werden konnten. In früheren Jahren hatte hier eine Firma ihre Fleischkonserven hergestellt.
Das Tor senkte sich hinter ihm, und Stone ging auf eine Tür an der Seite zu. Sie war der Zugang zu seinem Haus. Er schloss sie auf und zog seine Luger.
Dass er allein in dem Haus lebte, hatte er so gewollt. Er brauchte keine anderen Menschen. Wenn er privat Gesellschaft haben wollte, reichten ihm die Darstellerinnen seiner Filme. Ansonsten diente das Haus für geschäftliche Besprechungen.
Und jetzt?
Er machte Licht. Zwischen seinen Zähnen hervor drang ein scharfes Zischen. Er wartete darauf, angegriffen zu werden, was jedoch glücklicherweise nicht passierte.
Es war wie immer – still. Aber diese Stille empfand er als bedrückend. Es war durchaus möglich, dass er nicht allein war, und so wartete Stone förmlich darauf, die Stimmen zu hören.
Den Gefallen tat ihm die andere Seite nicht, und so konnte er normal sein Haus betreten.
Licht!
Er schlug mit der freien Hand auf die Schalter. In den verschiedenen Räumen wurde es hell. Ein wenig Erleichterung überkam ihn schon, als er sich umschaute und sich zwischen den eigenen vier Wänden wiederfand. Es war alles in Ordnung. Nichts wies darauf hin, dass es einen Einbruch gegeben hatte.
Im großen Wohnraum blieb er stehen. Da er ein Haus mit Flachdach bewohnte, gab es nur Parterre. Der Wohnraum war so etwas wie eine Zentrale. Von ihm aus gingen die Türen ab, die zu den anderen Räumen führten.
Aldo Stone schaute hinein.
Nichts bewegte sich dort. Kein Einbrecher lauerte auf ihn. Er war und blieb allein.
Tiefes Durchatmen, aber keine Erleichterung. Er traute dem Frieden nicht.
Im Arbeitszimmer blieb erstehen. Der Rundumblick reicht ihm aus. Es gab keinen, der sich an den Schreibtisch gesetzt hatte. Der Platz vor dem Computer war leer.
An den Wänden stapelten sich die Filme in den Regalen. Licht drang tagsüber durch ein von außen vergittertes Fenster, das ebenfalls geschlossen war.
Aldo Stone ging wieder zurück in den großen Wohnraum. Er fühlte sich so, als hätte er die Dusche vor kurzem verlassen. Nur war es kein Wasser, sondern Schweiß, der über seine Haut rann.
In der Bewegung blieb er stehen und schnappte nach Luft. Etwa Scharfes
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