138 - Der schwarze Druide
Lächeln. »Sie befinden sich im St. Bernard Hospital, Mr. Ballard. Ich bin Schwester Mia.«
»Sind hier alle Schwestern so hübsch, oder liege ich erster Klasse?«
»Wie fühlen Sie sich?«
»Ich komme langsam wieder auf Touren. Wie geht es Mrs. Weaver?« wollte ich wissen.
»Sie haben ihr das Leben gerettet. Wenn Sie sich nicht so selbstlos für sie eingesetzt hätten, wäre sie verloren gewesen. Ihr Leben hing an einem sehr dünnen Faden.«
»Die arme Frau. Zuerst verliert sie ihren Sohn, und dann kommt sie beinahe in den Flammen um.«
»Wir werden sie sehr lange hierbehalten müssen«, sagte Schwester Mia. »Mit ihrer Hilfe werden wir ihr Leben einige Jährchen verlängern können, aber das muß sie auch wollen, sonst versagt die ärztliche Kunst.«
»Ich bin davon überzeugt, daß man hier für die alte Dame tun wird, was möglich ist.«
»Für Sie auch«, sagte Schwester Mia. »Ich würde Ihre Gastfreundschaft sehr gern in Anspruch nehmen, aber das ist mir leider nicht möglich.«
»Oh, ein paar Tage müssen Sie schon bei uns bleiben«, sagte die Krankenschwester.
»Unmöglich. Ich habe einige dringende Dinge zu erledigen.«
»Wenn Sie nicht vernünftig sind, hole ich Schwester Agatha.«
»Sie ist hier der Hausdrachen, richtig?«
»Allerdings«, sagte Schwester Mia streng. »Es gab noch nie einen Patienten, mit dem sie nicht fertig wurde.«
»Sie ist wahrscheinlich Meisterin im Catchen, aber das beeindruckt mich nicht. Würden Sie mir bitte meine Kleider bringen. Ich möchte die Klinik nicht im Anstaltshemd verlassen.«
»Sie werden sie weder im Anstaltshemd noch sonstwie verlassen, Mr. Ballard. Sie wurden mit einer Rauchgasvergiftung eingeliefert und bleiben so lange hier, bis Dr. Curwick sagt, daß Sie nach Hause gehen dürfen.«
»Ist er der Chefarzt?«
»Dr. Gene Curwick, ja«, antwortete die hübsche Krankenschwester.
»Ihre Sorge um mich imponiert mir«, sagte ich und zog mir die Nadel des Tropfs aus dem Arm.
Schwester Mia riß die Augen auf. »Mr. Ballard, was machen Sie?«
»Das sehen Sie doch. Ich nable mich ab. Sollte ich wieder mal eingeliefert werden, füllen Sie meinen Tropf mit Pernod, denn das ist mein Lieblingsgetränk. Okay?«
»Ich habe ja für so manchen Scherz Verständnis, aber das geht entschieden zu weit, Mr. Ballard.«
Ich lächelte die Krankenschwester an. »Tut mir leid, Sie zu ärgern, Schwester Mia. Was werden Sie jetzt tun?«
»Ich muß das Dr. Curwick melden.« Ich nickte. »Ist mir lieber, wenn Sie Schwester Agatha in diesem Fall überspringen.«
»Machen Sie sich auf ein Donnerwetter gefaßt. Dr. Curwick wird Ihnen was erzählen.«
»Ach, wissen Sie, ich habe die Rauchgasvergiftung überlebt, ich werde auch das überleben.«
»Ein Patient wie Sie ist mir noch nicht untergekommen«, sagte Schwester Mia erbost.
Ich grinste. »Ich weiß, daß ich einmalig bin.«
Dr. Gene Curwick erschien fünf Minuten später und wollte mir den Kopf waschen, doch ich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen, sondern sagte ihm, daß ich meinen Gesundheitszustand sehr gut einzuschätzen vermochte und entlassen werden wolle.
»Sie können mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten«, sagte ich. »Dies ist kein Gefängnis, sondern ein Krankenhaus, das man jederzeit auf eigene Verantwortung verlassen kann. Also her mit dem Wisch, damit ich Sie mit meiner Unterschrift von jeglicher Verantwortung entbinden kann. Sollten Sie mir Schwierigkeiten machen wollen, sehe ich mich gezwungen, ein kurzes Telefonat zu führen. Man wird Ihnen dann von höherer Stelle klarmachen, daß Sie nicht das Recht haben, mich festzuhalten.«
Der Chefarzt schnaubte und plusterte sich auf.
»Tut mir leid, Ihnen drohen zu müssen, Dr. Curwick, aber der Ernst meiner Lage macht dies erforderlich.«
»Von mir aus können Sie hingehen, wo der Pfeffer wächst, Mr. Ballard. Auf so sture und uneinsichtige Patienten legen wir in dieser Klinik ohnedies keinen Wert. Sobald Sie unterschrieben haben, daß Sie die Verantwortung für sich selbst tragen, wird Sie niemand am Verlassen des St. Bernard Hospital hindern. Ich hoffe für Sie, daß Sie wissen, was Sie tun und was Sie sich zumuten können.«
***
Die Klinik befand sich im benachbarten Eldonglass. Frank Esslin und Kayba tauchten dort auf. Es war für den Söldner der Hölle nicht schwierig herauszufinden, wo man Anne Weaver untergebracht hatte.
Der Mord-Magier betrat mit seinem Begleiter den Fahrstuhl. »Während ich mich um die Frau kümmere, achtest
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