1384 - Die Blut-Ruine
nicht?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Weil es einfach zu unwahrscheinlich ist, verdammt. Es gibt doch keine Vampire. Wenn jemand so etwas behauptet, dann erzählt er Märchen. Diese Wesen existieren nur im Filmen oder in Gruselromanen…«
Im Hintergrund hörte ich Justine leise kichern, was Kilmer aber nicht mitbekam.
»Nein, Mr. Kilmer. Es gibt sie leider auch in der Realität. Glauben Sie mir. Und Sie haben es selbst erlebt. Diese wunderschöne junge Frau wollte nicht Sie, sondern Ihr Blut.«
»Ja!«, schrie er. »Und jetzt ist sie verschwunden. Ebenso wie die verdammte Ruine.«
»Genau.«
Wieder wunderte er sich. »Das… das … nehmen Sie so einfach hin und halten mich nicht für verrückt?«
»Ich kann schon unterscheiden, wer die Wahrheit sagt und wer spinnt. Das müssen Sie mir glauben. So viel Menschenkenntnis habe ich.«
»Ja, ja, was soll ich dazu sagen? Ich weiß es nicht. Ich bin einfach nur durcheinander und froh, dass ich es geschafft habe, auch wenn ich einige Blessuren davongetragen habe.«
»Seien Sie froh, dass Sie leben, Mr. Kilmer. Alles andere können Sie vergessen.«
»Und was wird geschehen, Mr. Sinclair? Ich weiß, das man nicht in die Zukunft sehen kann, aber eine Antwort auf diese Frage hätte ich schon gern.« Er deutete mit beiden Händen nach vorn und bewegte die Finger. »Kann es sein, dass die Ruine plötzlich wieder hier steht und auch Serena da ist?«
»Man kann es nicht ausschließen, Mr. Kilmer.«
Der Mann verdrehte die Augen. »Um Himmels willen, nein, das ist unmöglich. Das bekomme ich nicht in die Reihe. So etwas kann ich nicht glauben. Ich weigere mich einfach. Verstehen Sie? Aber… ich muss weg!« Er wechselte plötzlich das Thema. »Wenn sie kommen, will ich nicht hier sein. Ich muss fahren!«
»Klar. Aber können Sie das denn?«
Meine Frage hatte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.
»Ich glaube nicht«, antwortete er flüsternd. »Ich… ich … bin so schlapp. Ich habe überall Schmerzen, und ich bekomme nicht mal meine Arme richtig in die Höhe. Aber ich könnte in meiner Firma anrufen. Es gibt dort einen Notdienst und …«
»Davon rate ich ab, Mr. Kilmer. Ich denke da an eine andere Möglichkeit.«
»Und welche?«
»Setzen Sie sich in Ihren Wagen. Bleiben Sie dort und warten Sie bitte ab, was geschieht. Sollten die Ruinen wieder erscheinen, dann unternehmen Sie bitte nichts. Überlassen Sie alles uns.«
Ken Kilmer sagte zunächst nichts. Er ließ sich meine Worte durch den Kopf gehen, und als er atmete, vernahm ich auch sein Stöhnen.
»Und Sie meinen, dass Sie den richtigen Vorschlag gemacht haben, Mr. Sinclair?«
»Ja. Es sei denn, Sie wissen einen besseren.«
»Wir verschwinden alle. Ihre Kollegin auch. Sie wissen ja nicht, wie gefährlich Vampire sind. Sie wollen Ihr Blut. Das ist nicht gelogen.«
»Ich weiß, Mr. Kilmer, aber ich weiß auch, wie man sich diese Bestien vom Leib hält.«
»Ach! Und wie?«
»Überlassen Sie das uns.«
Er konnte sich noch immer nicht so recht damit abfinden, doch er sah meine ihm entgegengestreckte Hand, die er nur zögerlich ergriff und sich dann in die Höhe ziehen ließ.
Auch das klappte nicht problemlos. Sein Körper wurde von Schmerzen gepeinigt. Ich musste mit der linken Hand nachfassen, um ihn auf die Beine zu bekommen.
»Können Sie laufen, Mr. Kilmer?«
»Keine Sorge, Sie brauchen mich nicht zu tragen. Die kurze Strecke schaffe ich.«
»Gut.«
Es waren wirklich nur ein paar Meter. Auf dieser Distanz merkte ich schon, dass Kilmer Probleme hatte. Bei ihm war kaum etwas in Ordnung, aber das würde sich geben. Für ihn allein zählte nur, dass er mit dem Leben davongekommen war, und das musste er sich immer wieder vor Augen halten.
Ich half ihm auch beim Einsteigen. Als er endlich hinter dem Lenkrad saß, glänzte sein Gesicht schweißnass, und in seinen Augen lag immer noch die große Angst.
»Passen Sie nur verdammt auf, Mr. Sinclair. Ich möchte nicht, dass Sie plötzlich als Vampir vor mir stehen.«
»Keine Sorge, das wird nicht geschehen.«
Ein letztes Lächeln noch, dann drückte ich die Tür zu und machte mich auf den Weg zu Justine Cavallo…
***
Sie hatte mich schon erwartet und schaute mir entgegen. Ihr Gesicht zeigte einen spöttischen Ausdruck, und sie meinte: »Du hast dich ja lange mit Ihm abgegeben.«
»Es war auch nötig.«
»Wenn du das sagst…«
»Hast du alles mitbekommen, was er gesagt hat?«
»Zum größten Teil.«
»Dann hast du auch eine
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