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1384 - Die Blut-Ruine

1384 - Die Blut-Ruine

Titel: 1384 - Die Blut-Ruine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht von der Straße weg. Er hatte auch mühe, auf den Beinen zu bleiben, und es war damit zu rechnen, dass er jeden Augenblick vor unseren Augen zusammenbrach.
    »Da ist was passiert, John!« Justine verzog den Mund. »Ich kann mir vorstellen, dass es mit dem Kloster zusammenhängt.«
    »Wir werden es erfahren.«
    Den Rest der Strecke fuhr ich im Schritttempo. Der Mann auf der Straße winkte nicht mehr. Er machte auf uns einen sehr erschöpften Eindruck. Er stand wie auf einem weichen Boden, der ständig unter ihm nachgab und sich aufwellte, sodass er nirgendwo einen richtigen Halt fand.
    Es kam, wie es kommen musste. Wir rollten soeben aus, als er das Gleichgewicht vollends verlor und zu Boden fiel, wo er erschöpft liegen blieb. Für mich gab es noch genügend Platz, und den Rover an den Straßenrand zu lenken und ihn dort zu parken.
    Justine und ich stiegen aus. Die Blutsaugerin hielt sich mehr im Hintergrund, was mir sehr recht war. So konnte ich mich um den Mann auf der Straße kümmern.
    Es war nicht strahlend hell, aber was ich sehen wollte, das bekam ich präsentiert. Der Mann war fertig. Er sah demoliert aus. Er musste eine Hölle hinter sich haben. In seinem Gesicht sah ich einige kleine Platzwunden. Auch farbige Flecken. Seine Unterlippe blutete, und das Blut war über sein Kinn gesickert und hatte auch die Kleidung in Mitleidenschaft gezogen.
    Er atmete heftig und unregelmäßig. Es hörte sich fast an, als würde er hyperventilieren, und als ich mir seine Augen anschaute, sah ich den Ausdruck der blanken Angst darin.
    Ich zog ihn nicht zu schnell in die Höhe, griff mit beiden Händen zu, hörte trotzdem sein Stöhnen und bat ihn, mich als Stütze zu nehmen, wenn wir zur Seite gingen.
    »Danke, Mister, danke.«
    Erst jetzt sah ich, mit welch einem Wagen er unterwegs war. Der Mann gehörte zu den fahrenden Händlern, die ihre tiefgekühlten Waren zu den Kunden in die kleineren Orte brachten. An diesen rollenden Verkaufsständen konnte man alles kaufen, was für die Ernährung wichtig war.
    Ich brachte ihn bis an den Rand der Straße, wo es einen kleinen Graben gab. Jetzt fiel mir auch wieder Justine Cavallo ein. Sie war einige Meter in das Gelände hineingelaufen und hatte uns den Rücken zugewandt.
    »Ich… ich … kann wohl nicht mehr fahren«, flüsterte der Mann.
    »Es ist einfach zu schlimm gewesen.«
    Dass dem so war, sah ich ihm an. »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«
    »Ja, ich heiße Kenneth Kilmer. Ich bin der Fahrer.«
    »Klar.«
    »Und Sie?«
    »Mein Name ist John Sinclair. Die Frau dort vorn heißt Justine Cavallo.«
    »Gut.« Mehr sagte er nicht. Wir waren ihm also unbekannt. Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Jedenfalls hatte dieser Mensch ein hartes Schicksal hinter sich, und ich konnte mir vorstellen, dass es mit dem Kloster zusammenhing, obwohl ich mir nicht sicher war.
    Um ihn zu beruhigen, erklärte ich noch, von welcher ›Firma‹ ich kam. Er zuckte etwas zusammen, und seine Schmerzen schien er für den Moment zu vergessen.
    »Wirklich Scotland Yard?«
    »Ja. Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«
    »Nein, nein, ich glaube Ihnen. Es ist nur…« Er schüttelte vorsichtig den Kopf. »Ich hatte vor, die Polizei anzurufen. Das brauche ich wohl nicht mehr.«
    »Stimmt, Mr. Kilmer. Nur würde ich von Ihnen gern wissen, wie Sie hineingeraten sind.«
    »Ganz einfach. Ich war in der Ruine und habe dort jemand getroffen.«
    »Ah ja…«
    Meine Antwort hatte ihm nicht gefallen. »Glauben Sie mir nicht?«, flüsterte er. »Sie brauchen nur hochzuschauen, dann sehen Sie die Ruine.«
    Das tat ich.
    Als ich nichts sagte, fragte Kilmer nach.
    »Und? Was sagen Sie?«
    »Was soll ich sagen?«
    »Die Ruine…?«
    »Sorry, aber ich sehe keine Ruine…«
    ***
    Die Antwort gefiel ihm nicht. Er schrak zusammen wie jemand, der einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Er wollte protestieren, das sah ich ihm an, aber auch das schaffte er nicht.
    Aber es hob den Kopf trotz seiner Schmerzen so weit an, dass er nach vorn schauen konnte, und zwar dorthin, wo die Ruine seiner Meinung nach stand.
    Aber da war nichts zu sehen. In der Dunkelheit malten sich keine Mauern ab. Es gab keine Ruine, und Kilmer interpretierte es auf seine eigene Art und Weise.
    Er konnte nicht anders. Er fing an zu lachen. Er schüttelte dabei den Kopf, obwohl er dabei große Schmerzen bekam.
    »Nein, nein, das gibt es nicht. Das kann ich nicht glauben. Das ist doch verrückt. Ich bin dort gewesen und war auch

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