1387 - Das Finale
Knochen der Vampire, die mal diese Welt bevölkert haben.«
»Sorry, ich vergaß. Das hier ist ja eine Vampirwelt gewesen.«
»Eben.«
Sir James drehte sich um. Er wollte sehen, was hinter ihnen geschah.
Was er da entdeckte, erzeugte bei ihm eine Gänsehaut. Die verdammten Ghoulwürmer hatten die Verfolgung aufgenommen. Sie dachten gar nicht daran, ihre Nahrung entkommen zu lassen.
Auch Glenda schaute zurück. Sie hatte sich nicht so gut in der Gewalt wie Sir James, und so löste sich aus ihrem Mund ein leiser Schrei. Sie wurde zudem blass, schaute sich um, saugte die Luft tief ein und flüsterte: »Es gibt nur eine Lösung.«
»Ich weiß. Wir müssen springen!«
Glenda nickte. Sie wollte etwas sagen, aber sie fand die richtigen Worte nicht. Spalten können oft verdammt breit sein, und diese gehörte dazu.
»Schaffen wir es, Glenda?«
»Ich weiß nicht, Sir.«
Der Superintendent wirkte aufs Äußerste entschlossen. »Aber wir müssen es tun. Es gibt keinen anderen Weg. Es sei denn, wir finden uns damit ab, Beute der Ghoulwürmer zu werden.«
»Das wird auch geschehen, wenn wir springen und die andere Seite nicht erreichen. Dann stürzen wir nämlich genau in ihr Nest.«
»Es ist trotzdem die einzige Chance.« Sir James nickte. »Wer von uns macht den Anfang?«
»Das übernehme ich.«
Glenda sagte nichts mehr. Sie schaute ihren Chef auch nicht an, als sie zurückging, um einen genügend großen Anlauf nehmen zu können, denn den brauchte sie.
Auch Sir James hatte sich gedreht. Dass die Ghoulwürmer immer näher kamen, interessierte ihn in diesem Augenblick nicht. Er drückte Glenda Perkins die Daumen, die mit angespanntem Gesicht und leicht vorgebeugt auf der Stelle stand und sich konzentrierte.
Sie holte Luft. Sie maß noch mal die Entfernung ab, stieß einen Schrei aus, als wollte sie sich durch ihn selbst anfeuern – und startete.
Es war ein verdammtes Risiko. Wenn sie es nicht schaffte, die richtige Absprungstelle zu erwischen oder wenn sie wegrutschte, war alles vorbei.
Sir James verfolgte ihren Weg. Glenda huschte an ihm vorbei, lief noch einen Schritt weiter, stemmte sich dann mit dem rechten Fuß vom Boden ab und flog über die breite Lücke hinweg wie in lebendes Geschoss.
Und wieder schrie sie auf, als wollte sie sich noch einmal den nötigen Schwung geben.
Der Sprung dauerte nicht lange. Glenda hatte genug Kraft in ihn hineingelegt. Sie schaffte es. Dann folgte der Aufprall, das Einsacken in die Knie, die Wucht, die sie noch weitertrieb, sodass sie ihren Halt verlor und zu Boden geschleudert wurde.
Das alles war nicht weiter tragisch. Das nahm sie hin, denn sie lebte. Sie hatte den Graben übersprungen, aber sie gab sich nicht lange dem Triumph hin, denn sie war nicht allein. Es gab noch Sir James, der den gleichen Weg überwinden musste.
Er wusste, was auf ihn zukam, stand an der anderen Seite der Spalte und rief: »Sehr gut, Glenda!«
»Danke, Sir, aber jetzt sind Sie an der Reihe.«
»Ich weiß.« Er nickte noch. Für Glenda sah es nicht eben positiv aus. In ihrer Brust breitete sich die Angst aus. Sie merkte, dass sie zitterte. Sie verglich Sir James mit sich selbst, und dabei kam er schlecht weg.
Sie war viel jünger. Sie besaß mehr Sprungkraft, und sie konnte schneller laufen.
Aber er?
Und trotzdem musste er es wagen, denn die verdammten Ghoulwürmer waren bereits nähergekommen.
Viel Zeit hatte er nicht mehr…
Glenda winkte ihm mit beiden Händen zu. »Springen Sie!«, schrie sie. »Nehmen Sie Anlauf – und dann los!«
»Ist okay.« Sir James hob die Hand, drehte sich um und ging ein Stück zurück.
Glenda bewunderte die Ruhe ihres Chefs. Selbst in dieser extremen Situation behielt er die Nerven.
Aber konnte er es wirklich schaffen? Sein Problem war schon allein die Kleidung. Er trug einen Anzug, darüber einen Mantel, den er jetzt nachlässig schloss. Das war kein Outfit für Menschen, die so etwas wagen wollten.
Er blieb stehen.
Für einen Moment wirkte er wie zu Stein erstarrt. Glenda beobachtete ihn sehr genau. Sie presste die Hände so hart zu Fäusten zusammen, dass sie ihre Fingernägel spürte, die in das Fleisch ihrer Handballen stachen. In ihrem Kopf vernahm sie ein Dröhnen. Ihr Herz schlug viel lauter als gewöhnlich, und jedes Dröhnen hinter der Stirn wurde von Stichen begleitet.
In die Gestalt des Mannes auf der anderen Seite geriet Bewegung.
Sir James hatte noch mal Atem geholt, er hob seine Schultern an, und einen Lidschlag später startete
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