1387 - Das Finale
er.
Der Superintendent rannte auf die Spalte zu. Glenda beobachtete seine Schritte. Im Verhältnis zu den ihren waren seine weniger flüssig. Er riss die Beine sehr hoch, zudem wurde er durch den langen Mantel noch behindert.
Das war so nicht zu schaffen!
Sie wollte schreien, sie musste es tun, aber der Schrei blieb ihr im Hals stecken.
Sir James rannte weiter. Nur noch wenige Schritte, dann hatte er den Rand erreicht und musste sich abstemmen.
Jetzt!
Das Wort drang nicht mehr als Schrei aus Glendas Kehle. Es blieb auf dem Weg dorthin irgendwo stecken, und noch in der gleichen Sekunde hob die schwere Gestalt des Mannes ab…
Sir James hatte den Boden unter seinen Füßen verloren und sich beim Absprung zum Glück noch die nötigen Schwung gegeben, der ihm über die Spalte hinwegtrieb.
Aber reichte das aus?
Über der Öffnung war der Superintendent zu einer flatterigen Gestalt geworden. Sein Mantel weitete sich und breitete sich praktisch aus wie ein Segel.
Und er schrie.
So etwas hatte Glenda noch nie in ihrem Leben erlebt. Der Schrei zeigte, dass auch er nur ein Mensch war, der große Angst um sein Leben hatte.
Der Schrei hing noch als Echo in der Luft, als er die andere Seite erreichte.
»Jaaaa…!«, brüllte Glenda ihm entgegen. Er hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich geschafft!
Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht vor Angst und Entsetzen. Verdammt, sie hatte sich geirrt!
Sir James hatte es nicht geschafft oder nur halb. Er war einfach zu kurz gesprungen. Die Wucht hatte ihn zwar nach vorn getrieben, und er war auch mit dem Körper zu Boden geschleudert worden, aber nicht weit genug, denn ein Teil seines Körpers und auch die Beine hingen über die Kante der Schlucht hinweg und wollten ihn in die Tiefe zerren.
Sir James hatte seine Arme so gut wie möglich ausgestreckt. Er suchte Halt auf dem schorfigen Untergrund, den er auch bekommen hatte, aber seine Hände waren nicht stark genug. Zudem bröckelte das Gestein unter dem Druck seiner Hände.
Sir James rutschte ein Stück zurück. Wenn er den Halt verlor, würde er für immer in der verdammten Spalte verschwinden.
Das sah auch Glenda.
»Nicht, nein!«, schrie sie und rannte auf ihren Chef zu…
***
Myxin, der kleine Magier, und Kara, die Schöne aus dem Totenreich!
Ihr Anblick ließ mein Herz schneller schlagen. Zwei Gefühle trafen da zusammen. Zum einen war es die Freude darüber, die beiden zu sehen, zum anderen die Dankbarkeit, die mich bei ihrem Anblick überkam. Ich musste ihnen einfach dankbar sein, denn ohne sie wären Suko und ich nicht mehr am Leben.
Ich stand mit einer Drehbewegung auf und ging die wenigen Schritte, die mich von den beiden trennten.
Kara sah so schön aus wie immer. Das rabenschwarze Haar umrahmte ihr feingeschnittenes Gesicht. Wer sich im Hollywood der fünfziger und sechziger Jahre auskannte, der wurde unwillkürlich an die junge Liz Taylor erinnert, wenn er sie so sah.
Ich hatte Kara oft in einem langen Kleid erlebt, das trug sie jetzt nicht. Sie hatte sich für einen eng geschnittenen Hosenanzug entschieden, und der Anzug bestand aus dunkelrotem Stoff.
Ich dachte daran, dass sich das Schwert des Salomo in meinem Besitz befand. Auch Kara besaß ein Schwert, das nicht mit einer gewöhnlichen Waffe zu vergleichen war, denn ihres hatte eine goldene Klinge. Es war ein Erbe ihres verstorbenen Vaters Delios.
Wir umarmten uns. Ich wollte etwas sagen, was Kara auch bemerkte, aber sie zischte mir ins Ohr: »Bitte, John, sag nichts. Es ist alles in Ordnung, okay?«
»Ja, aber…«
»Auch kein Aber. Wir hätten auch das Leben anderer Menschen gerettet, glaub mir.«
»Trotzdem danke.«
Danach war Myxin an der Reihe. Der kleine Magier besaß nicht umsonst diesen Beinamen. Manche Leute hätten ihn sicherlich als einen Wicht bezeichnet, und wenn er mich anschauen wollte, dann musste er an mir in die Höhe schauen. Aber man durfte sich von seiner Gestalt nicht täuschen lassen, denn erbesaß Kräfte, die denen eines Magier würdig waren.
Sein Gesicht zeigte noch immer die leicht grünliche Farbe, als hätte er als Leiche zu lange im Wasser gelegen. Der Mund bestand praktisch aus zwei dünnen Strichen, sodass so etwas wie Lippen in dem flach wirkenden Gesicht nicht zu erkennen waren.
Wir reichten uns die Hand, und ich wunderte mich über den festen Druck.
»Wir griffen offenbar im letzten Augenblick ein, John.«
»Und ob.«
»Da siehst du, wie schwer es ist, einen Sieg über den Schwarzen Tod zu
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