1389 - Meine grausame Partnerin
sollte. Jedenfalls glaubte sie nicht daran, dass Mallmann sie angelogen hatte.
»Was sagt er?«
»Er scheint dich nicht zu mögen.«
»Unsinn.«
»Nein«, hetzte Mallmann weiter. »Mir ist es vorgekommen, als wärst du ihm egal.«
»Dass kann ich nicht glauben.«
»Es ist aber so.« Mallmann zeigte ihr ein Handy. »Damit habe ich ihn angerufen.«
Plötzlich musste sie lachen. »Ach, aus dieser Welt? Funktionieren Handys hier überhaupt?«
»Ich war drüben.«
Mehr brauchte ihr der Vampir nicht zu sagen, denn Jane glaubte ihm. Er war von dieser Hütte aus in die normale Welt übergewechselt, um mit John Sinclair Kontakt aufzunehmen.
»Aber er hat mich nicht gesehen. Er wartet noch immer zusammen mit Justine Cavallo in deinem Haus. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe einige Bedingungen gestellt. Ich habe ihm erklärt, dass ich dich freilassen werde, wenn ich dafür Justine zurückbekomme.«
Jane musst auf einmal lachen, es ging nicht anders. »Ein guter Tausch«, bemerkte sie.
»Nein, für Sinclair eben nicht!« Der rechte Arm schnellte vor, der Zeigefinger wies auf sie. »Du scheinst ihm nichts wert zu sein, verflucht noch mal. Und Justine wohl auch nicht. Es ist ihr egal, ob ich dein Blut trinke oder nicht. Kannst du das begreifen?«
Jane war im Moment nicht in der Lage, eine Antwort zu geben.
Sie schaute Mallmann nur an, und sie erkannte jetzt, dass er nicht log. Da stimmte alles. Seine Überraschung oder sein Ärger waren nicht gespielt.
»Kannst du das begreifen?«, fuhr er sie an.
Jane hob die Schultern. »Ich… ich kann es mir nicht vorstellen. Aber ich weiß auch, dass es Justine in meinem Haus gut gefallen hat, obwohl sie eine Blutsaugerin ist. Sie hat sich eingelebt, und sie ist egoistisch. Wenn ich nicht mehr bei ihr bin, dann gehört ihr das Haus allein. Man kann sagen, dass es eine perfekte Operationsbasis für sie ist.«
»Sie macht sich ein schönes Leben – auf deine Kosten!«
»Ich weiß.«
Mallmann sprach weiter. »Ich habe Sinclair gesagt, dass ich dein Blut trinken werde. Und ich habe ihm weiterhin erklärt, wie gut es mir schmecken wird. Er ist darauf nicht eingegangen. Er hat sich nicht mal darum gekümmert…«
»Das glaube ich dir nicht!«
»Warum sollte ich lügen?«
»John Sinclair denkt anders!«, behauptete die Detektivin. »Das weiß ich. Es geht aber leider nicht um ihn, sondern um Justine Cavallo. Es liegt einzig und allein an ihr, und sie denkt nicht menschlich. Ihr beide seid euch so verdammt gleich, das weiß ich. Ein John Sinclair würde alles versuchen, mich aus dieser Falle zu befreien. Aber durch die Cavallo sind ihm die Hände gebunden.«
Mallmann hatte zugehört, ohne ein Wort zu sagen. Jetzt lächelte er und flüsterte dann: »Perfekt, meine Liebe. Du bist wirklich perfekt. So denke ich auch. Nur hast du in deinem Fall Pech, dass es so gelaufen ist.« Sein Gesicht bekam einen gönnerhaften Ausdruck.
»Aber ich bin ja kein Unmensch. Ich habe den beiden noch eine Frist bis zum Morgengrauen gesetzt. Wenn in seiner Welt die Nacht verschwindet und der Morgen graut, müssen Sie sich entschieden haben. Wenn es bis dann nicht zum Austausch kommt, werde ich dich bis zum letzten Blutstropfen leer trinken.«
Jane hatte jedes Wort gehört. Auch der Ernst in Mallmanns Stimme war ihr nicht entgangen. Sie wusste ja, dass er vom Blut der Menschen lebte und dass es ihm ein großes Vergnügen bereiteten würde, sie tatsächlich leer zu trinken.
Schon jetzt stand er wie unter Strom. Er starrte sie an, er bewegte sich von einem Fuß auf den anderen – und…
Bevor sie sich versah, war er bei ihr!
Die folgenden Sekunden erlebte Jane in einer tiefen Starre. Er umarmte sie, nur war es nicht die Umarmung eines Freundes. So wie er tat, erinnerte es bereits an das Schlagen einer Beute.
Sie konnte ihn riechen und verzog das Gesicht, und sie hörte sein Flüstern dicht vor sich.
»Ich hoffe fast, dass Justine nicht mehr hier erscheinen wird. Wenn ich es mir richtig überlege, ist es mir lieber, wenn du bei mir bleibst. Du wirst zu den meinen gehören, das weiß ich genau. Justine ist aufsässig, will ihren eigenen Weg gehen. Dich aber mache ich zu meiner Vampirbraut und zu meiner willenlosen Sklavin. Diese Idee würde mir schon gefallen…«
Jane war nicht in der Lage, darauf eine Antwort zu geben.
Außerdem wollte sie es nicht. Sie fühlte sich umzingelt und fragte sich, ob sie je wieder aus dieser verdammten Fessel herauskommen konnte.
Ein Atem war nicht zu spüren,
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