1389 - Meine grausame Partnerin
als Mallmann sein Gesicht an ihrer Halsseite entlang bewegte. Aber sie zuckte zusammen, als sie die Berührung seiner Zungenspitze spürte, die über ihre Haut hinwegglitt. Sie hörte auch sein leises, gieriges Knurren.
Das D auf seiner Stirn schien noch stärker zu leuchten und spiegelte etwas von der Kraft wider, die in Mallmann steckte. Eine Chance hatte Jane nicht. Es gab keine Waffe, mit der sie sich hätte verteidigen können. Im Gegensatz zu ihr besaß Mallmann ein Abwehrmittel. Es war sein Blutstein, auf den er sich verlassen konnte und den er stets bei sich trug.
Eine wahnsinnige Idee schoss durch ihren Kopf. Es wäre perfekt gewesen, wenn es ihr gelingen konnte, ihm den Stein zu stehlen.
Dann wären die Chancen plötzlich gleich, und Jane erkannte, dass es die einzige Hoffnung war, die ihr noch blieb.
Den Ekel drängte sie zurück. Die Zunge wanderte jetzt auch an ihrer anderen Halsseite entlang. Jane hatte Mallmann noch nie so erlebt, aber jetzt war das Tier in ihm durchgebrochen.
Endlich ließ er von ihr ab. »Du bist perfekt«, lobte er sie. »Ich habe es gespürt. Ich habe diesen Kontakt geliebt. Du bist ein Mensch, du steckst voller Blut, und doch befindet sich in deinem Innern etwas, das so geheimnisvoll ist. Die alte Kraft einer Hexe. Nicht sehr stark, aber trotzdem vorhanden, und so würde ich fast sagen, dass du einfach in unseren Kreis hineingehörst.«
Jane war nach hinten gegangen. Sie fuhr mit beiden Handflächen über ihre Halsseiten, um das zu entfernen, was die Zunge des Vampirs hinterlassen hatte.
Es war nichts vorhanden. Vampire haben keinen Speichel. Das stellte Jane in diesen Augenblicken fest. Er hatte sie mit seiner Zunge berührt und nichts hinterlassen.
Dracula II wiegte den Kopf. »Es ist schon komisch«, sagte er mit rauer Stimme. »Es ist wirklich komisch, aber ich habe immer stärker den Eindruck, dass ich Justine nicht brauche. Du bist ebenso gut wie sie. Deshalb kann es mir eigentlich egal sein, wie Sinclair und die Cavallo sich entscheiden.«
Jane spürte sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf schrillen.
»Aber du hast versprochen, bis zum Morgengrauen zu warten.«
»Ja, das habe ich…«
»Und?«
Er lächelte sie an. Dann sagt er mit leiser Stimme: »Ich habe dich gerochen, Jane. Ja, ich konnte dich riechen, und ich konnte dich schmecken. Und ich habe dich genossen. Ich weiß schon, was mir bevorsteht. Es tat mir gut, dich so zu erleben, und ich denke, dass mir dein Blut noch mehr Freude bereiten wird.«
Es lief nicht gut. Jane spürte wieder die Kälte auf ihrem Körper und merkte, dass sich die Haut zusammenzog, wie die Angst wieder zurückkehrte.
Mallmann schaute sie nur an.
Sie blickte zurück.
Die Augen, der Blick, die Gier, die Sucht nach dem Blut eines Menschen – das konnte er nicht verbergen. Und Jane war sich auf einmal sicher, dass er bis zum Morgengrauen nicht warten würde…
***
Justine Cavallo war die Treppe herabgekommen und stand nun neben mir. »Deine Freundin lässt sich Zeit.«
»Sie kann nicht fliegen.«
Die blonde Bestie kicherte. »Das stimmt schon. Ich hoffe nur, dass sie es sich nicht anders überlegt.«
»Keine Sorge, ich kenne Glenda.«
Nach dieser Antwort ging ich durch den Flur bis zur Küche, ohne dort das Licht einzuschalten. Der recht kleine Raum war ein idealer Ausgangspunkt für Beobachtungen aller Art. Da das Fenster zur Straße wies, konnte man sie gut überblicken, und wer in der Küche im Dunkeln stand, wurde von draußen nicht gesehen.
Wie ich Glenda kannte, hatte sie sich so schnell wie möglich ein Taxi gerufen. Aber auch das brauchte seine Zeit, um ans Ziel zu gelangen. Ich wusste das und rechnete damit, dass sie in etwa fünf Minuten vor dem Haus halten würde.
Justine Cavallo war mir in die Küche gefolgt. »Glaubst du, dass er Wort hält?«, fragte sie.
»Woher soll ich das wissen?« Ich drehte mich so, dass ich sie anschauen konnte. »Du bist doch längere Zeit an seiner Seite gewesen. Ihr habt euch gut verstanden und perfekt zusammengearbeitet.«
»Ja, wir waren ein supertolles Paar.«
»Eben.«
»Er ist immer seinen Weg gegangen. Er ist nie Kompromisse eingegangen. Manchmal musste er das tun, dann aber sorgte er dafür, dass diese in seinem Rahmen blieben und er sich keinerlei Vorwürfe zu machen brauchte. Wie es jetzt ist, weiß ich nicht. Ich bin eigentlich zu lange schon weg von ihm.« Sie deutete gegen die Scheibe.
»Schau, die beiden Bewacher sind noch immer da.«
»Das werden sie auch
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