Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
wird nicht gearbeitet. Lass mich in Ruhe…«
    »Heute wird nicht gearbeitet?« Rabul stand auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Die Frau hatte sich angezogen und huschte aus dem Raum. »Wir müssen aber arbeiten, Beebie Rot! Wir haben alles versoffen, was wir mit dem Fisch verdient haben!«
    Beebie Rot brummte einen Fluch und setzte sich auf. »Ist die Nacht denn schon vorbei?«
    »Welche Nacht? Die letzte haben wir durchgefeiert, und bis die nächste anbricht sind es kaum noch zwei Stunden.«
    »Na gut…« Der nackte Hüne erhob sich von seinem zerwühlten Lager. »Erzähl schon…« Er stieg in seine schwarzen Wildlederhosen.
    »Ein Schiff, ein ziemlich kleines. Mehr kann ich nicht sagen. Noch zu weit weg.«
    Beebie Rot zog sein schwarzes Seidenhemd an, schnallte den Schwertgurt um und stieg in seine Stiefel. Sie verließen den Raum im Obergeschoss. Über eine enge Wendeltreppe stiegen sie in den Schankraum des Betrunkenen Walfischs hinab. Dort hockten die anderen elf Männer der Meerhammer bei heißem Tee oder Wasser. Die meisten hatten rote Augen und verkaterte Gesichter. Vor den Fenstern schüttelte sich eine junge Kiefer im Wind.
    Beebie Rot brummte einen Gruß und stapfte gleich zur Tür weiter.
    »Ein kleines Schiff.« Der Steuermann winkte die Männer hinter sich her. »Was zum Aufwärmen.«
    Der Kapitän trat nach draußen. Der Wind peitschte ihm seine roten Haarsträhnen um die Wangen. Beebie Rot spähte zum Strand hinunter. Die Flut hatte schon eingesetzt. Er blickte zum Hafen. Kein Schiff zu sehen außer der Meerhammer; auch kein Mensch weit und breit. Wie immer, wenn er Santmar einen Besuch abstattete, hatten die Bewohner sich in ihre Hütten verkrochen. Die Leute fürchteten den Eluu. Das sollten sie auch.
    »Da. Siehst du es?« Rabul streckte den Arm Richtung Meer aus.
    Beebie Rot erkannte ein einzelnes Segel, sonst nichts. »Klar sehe ich’s.« Die See war unruhig heute. Ganz anders als gestern noch. Am Turm der Alten flatterten Gestrüpp und Ranken wie abgerissene Segel im Wind.
    Der Piratenhauptmann stiefelte zum Hafen hinunter. Seine Männer schlurften lustlos hinter ihm her. Kopfschmerzen plagten die meisten. Beebie Rots Eluu saß am Strand und kröpfte ein Beutetier; ein Wakudakalb oder einen großen Hund. Schwer zu sagen auf die Entfernung. Der Piratenkapitän formte Daumen und Zeigefinger seiner Rechten zu einem Kreis und steckte sie in den Mund. Ein Pfiff ertönte. Der Eluu sah kurz auf, flog aber nicht los, sondern widmete sich weiterhin seiner Beute. Beebie Rot hatte ihm beigebracht, erst nach dem dritten Pfiff zu kommen.
    Der erste galt als eine Art Bereitschaftssignal.
    Am Hafen angekommen, gingen sie an Bord der Meerhammer. Der Kapitän stieg in seine Kajüte hinunter, seine Männer lichteten den Anker und hissten die Segel. Der Himmel war eigenartig grau. Setzte etwa schon die Dämmerung ein?
    Von Nordwesten trieben Wolken heran, die aussahen wie zerfranste Rauchschwaden.
    Der Kapitän stieg wieder an Deck. Er brachte sein Fernglas mit. Sein Urgroßvater hatte das praktische Stück angeblich aus einem Schiffswrack geborgen, das die See nach einer Sturmflut an Land gespült hatte. »Zu den Rudern!«, rief er. Acht seiner Männer trollten sich. Einer nach dem anderen verschwand unter Deck. Die anderen drei hielten an den Segeln die Stellung. Bald quietschten die Scharniere, und die
    Meerhammer entfernte sich von der Anlegestelle; träge erst, dann immer rascher.
    Beebie Rot stieß drei Pfiffe aus. Am Strand vor den Klippen schwang sich der Eluu in die Luft. Der Piratenhauptmann richtete das Glas auf den Einmaster draußen auf dem Meer.
    »Eine lächerliche Nussschale!«, rief er. »Nur zwei Ruder! Wer baut denn so was?« Ein Luftwirbel zerzauste ihm das Haar, das Schiff schwankte – der Eluu war gelandet. »Brav, Luluschätzchen! Brav bist du…!«
    »Wie viele Männer sind an Bord?«, rief Rabul vom Steuerruder aus.
    »Ich kann nur zwei Frauen erkennen!«
    »Oh! Zwei kleine, schutzlose Frauen!« Rabul feixte. »Um die muss sich doch irgendwer kümmern, was?!«
    ***
    Das Wetter machte Aruula Sorgen; der dunkle Himmel, die starken Windböen, der hohe Wellengang plötzlich. Deswegen hielt sie das kleine Schiff in Küstennähe.
    Ein Fehler,
    dachte sie, als sie den Dreimaster entdeckte. Er näherte sich rasch.
    »Gefällt mir nicht, schöne Aruula.« Faathmes Stimme bekam einen weinerlichen Unterton. »Siehst du den eisernen Rammbock? Nein, das gefällt mir wirklich nicht. Was

Weitere Kostenlose Bücher