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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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kämpfen kann, und wie groß ich bin, wenn ich lausche.«
    Aruula antwortete nichts; müde blinzelte sie zu den Sternen hinauf, deutete dann nach Nordosten. »Du musst mehr in diese Richtung halten.«
    Faathme korrigierte den Kurs. »Ich war so traurig, als ich mein Kind an Saad geben musste, meinen Mann. Ich wollte nicht mehr leben, weißt du? Aber die Schamanen der unterirdischen Stadt haben mir Mut gemacht. Jetzt geht es mir besser.« Sie sah zu Aruula. »Ich habe gehört, dass man auch dir dein Kind weggenommen hat, es ist doch so?« Aruula lehnte gegen die Heckreling, die Augen geschlossen. »Ist es wahr, oder ist es nicht wahr? Bitte, Aruula, sage es mir.«
    Aruula öffnete die Augen. »Es ist wahr.«
    »Wer hat das getan?«
    »Ich weiß es nicht… Das heißt, es war ein Biest aus einem verfluchten See. Aber es handelte im Auftrag der Macht, die uns alle bedroht – der Daa’muren. Das ist lange her, und ich hatte mein Kind schon fast aufgegeben. Aber vor wenigen Wochen und einigen Tagen habe ich etwas gehört, das mich wieder hoffen lässt.« Ihre Gedanken schweiften zurück zu dem Schloss in den Karpaten. »Die Daa’muren hatten Maddrax’ erstes Kind in eine weit entfernte Schlossruine verschleppt. Wir haben das Mädchen befreit. Es hat uns von einem anderen Kind erzählt, das es dort getroffen hat. Damals schon hatte ich den Verdacht, es könnte sich um Matjunis gehandelt haben.«
    »Matjunis?«, fragte Faathme.
    »So hatte ich meinen ungeborenen Sohn genannt.«
    »Aber das Kind habt ihr nicht mehr in der Schlossruine gefunden?«
    »Nein. Wahrscheinlich haben es die Daa’muren schnell weggebracht, als sie uns bemerkten.« Aruula zog die Nase hoch und spuckte über die Reling. »Verdammte Echsen! Möge Wudan sie in Eiszapfen verwandeln!«
    »Und dann?«
    Aruula schloss die Augen wieder. »Vor wenigen Tagen, als Maddrax und ich einen Transport im Südland begleiteten, stießen wir wieder auf Daa’muren. Und die nannten mich ›Erzeugerin‹! Wenn sie damit nicht mein Kind meinten, was dann?«
    »Ich glaube dir, Aruula«, sagte Faathme ernst. »Und ich werde dir helfen, Matjunis zu finden! Du wirst schon sehen, was für eine starke Lauscherin ich bin. Ich bin so froh, mit dir zu den Dreizehn Inseln fahren zu können, und so gespannt, deine Schwestern kennen zu lernen. All die schönen großen Frauen, die das Lauschen beherrschen. Gemeinsam werden wir den Geist deines Kindes erlauschen…« Sie redete und redete, doch Aruula hörte nicht mehr zu. Sie flog längst durch eine andere Welt.
    »Mein Mann… vielleicht habe ich zu schlecht über ihn gesprochen… Saad hat auch seine guten Seiten, ehrlich…«
    Faathme el Sabn Chat Ischtaa erzählte von ihrem Gatten, von ihren Eltern, ihrer Sippe, von ihrem Volk im fernen Ostland, und irgendwann merkte sie, dass Aruula eingeschlafen war.
    Aruula träumte, sie sähe ihr Kind. Es saß auf den Schultern eines alten Mannes, der sie an Sorban erinnerte, den Häuptling der Horde, mit der sie gewandert war, bevor sie Maddrax getroffen hatte. Es war ein Junge, aber ganz sicher war sie sich nicht. Sorban, das Kind auf den Schultern, sprang auf einen Gletscher. Er und das Kind rutschten abwärts, so schnell, dass ihre Augen im Traum kaum folgen konnten. Und dann waren sie weg. Einfach weg. Sie schrie, und schreiend wachte sie auf.
    Der Himmel war grau, in weiter Ferne war eine Küste zu sehen, und eine zwergenhafte Frau stand am Steuerruder.
    Gab es sie wirklich, oder war sie nur eine unwirkliche Figur im Traum einer unwirklichen Figur?
    Irgendwann löste sie Faathme am Ruder ab. Die Zwergin verkroch sich unter Deck zum Schlafen. Fern im Osten zog die Küste vorbei. Ein kräftiger Nordwestwind kam auf, gegen Abend nahm er noch zu, und manchmal schlug eine hohe Welle backbords über die Reling. Aruula steuerte näher an die Küste heran. Seltsam dunkel färbte der Himmel sich im Nordwesten, und der kräftige Wind jagte bizarre Wolkenformationen über ihn.
    Aruula erkannte Hüttendächer, eine Steilklippe, einen Turm…
    ***
    »Aufwachen! Wach endlich auf, Beebie Rot!« Rabul kniete vor dem Lager seines Hauptmanns und schüttelte ihn. »Du musst aufwachen! Beute in Sicht!« Ein nacktes Mädchen schlüpfte aus den Armen des Schnarchenden. Sie bedeckte ihre Blöße mit einem Fell, sprang auf und suchte ihre Kleider zusammen.
    »Verdammt, Beebie Rot! Wach schon auf!«
    Der rothaarige Hüne streckte sich und blinzelte. »Beute…?«
    Er drehte sich auf die andere Seite. »Heute

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