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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Glutstellen, Geschnarche und Gestöhn aus den Hütten und Zelten. Niemand dort oben hatte den Kampf hier unten im Schiff mitbekommen.
    Die kleine Gestalt schlich die Treppe herauf. »Er ist tot.«
    Sie schlug auf ein Beil in ihrem Hüftgurt. »Scheißkerl.«
    Unheimlich, ihr Grinsen.
    Sie lehnte neben dem Treppenabgang. Das Mondlicht fiel auf ihr kleines, zerknautschtes Gesicht. Sie hatte eine knollenartige Nase, schiefe Zähne und nach allen Seiten abstehendes schwarzes Haar. Faathme el Sabn Chat Ischtaa war eine Frau eines Zwergenvolkes, das vor gut fünf Jahren aus dem fernen Osten nach Britana übergesiedelt war. Noch gestern hatte Aruula sie in der Londoner Bunkerstadt gesehen. Ärzte kümmerten sich dort um sie. Es ging ihr nicht gut, denn der Tradition ihres Volks gehorchend hatte sie ihr neugeborenes Kind dem Vater überlassen müssen.
    »Wie hast du mich gefunden?«, flüsterte Aruula.
    »Ich habe deine Gedanken belauscht.« Die Zwergin beugte sich an Aruulas Ohr. »Ich bin dir nachgeschlichen. Die ganze Zeit war ich in deiner Nähe. Ich weiß, was du vorhast. Nimm mich mit zu den Dreizehn Inseln!«
    »Erst einmal müssen wir weg von hier. Raus aus der Bucht.« Aruula deutete zum Steuerruder. »Traust du dir zu, das Schiff aus der Bucht zu steuern?« Die Zwergin nickte. »Dann los. Und beobachte die Siedlung dabei.«
    Faathme huschte ans Heck zum Ruderkranz. Aruula stieg über die Leiche des Lords hinweg unter Deck und setzte sich auf eine der drei Ruderbänke. So behutsam sie konnte, ließ sie die Blätter ins Wasser hinunter. Dennoch plätscherte es, dennoch quietschten die Scharniere.
    Sie zog die Ruder durch das Wasser, legte sich nach vorn, ließ sich zurückfallen, zog erneut durch. Die Geräusche, die sie verursachte, waren in ihren Ohren viel zu laut. Sie versuchte in Faathmes Gedanken zu lesen, deren Lauschsinne viel größer waren als ihre eigenen, und trotz der körperlichen Anstrengung gelang es ihr.
    Noch einen halben Speerwurf… niemand in der Siedlung hat etwas gemerkt…
    Faathme konzentrierte sich auf sie, deswegen ging es so einfach. Aruula riss die schweren Ruder durchs Wasser. Sie hoffte, dass der Wind günstig stand, denn die Ruderei war anstrengend.
    Der Fluss, ich biege jetzt in den Fluss ein… die Strömung erfasst uns… es geht schneller voran… wir fahren Richtung Mündung… niemand verfolgt uns…
    Eine mächtige Lauscherin, diese hässliche Zwergin. Aruula war beeindruckt. Stand sie nicht wie ein gutes Omen am Beginn ihrer Reise? War das nicht ein Zeichen Wudans, und wäre Faathme nicht eine große Hilfe bei der Suche nach dem Kind? Ganz bestimmt wäre sie das.
    Ja, ich nehme dich mit, dachte Aruula, ich nehme dich mit zu den Dreizehn Inseln…
    ***
    Der Sol sah zum Himmel. Veda’lan’tubaris und Grao’sil’aana folgten seinem Blick.
    (Komm!),
    raunte es aus der Aura des Sol.
    (Jetzt!)
    Ein kleiner Punkt wurde sichtbar zwischen den Wolken. Er wuchs zu einem hellen Fleck, dann schob sich die Wolkendecke vor ihn. Veda’lan’tubaris’ Geist tastete nach ihm und berührte seine Mentalstruktur. Keineswegs war es eine jener flugfähigen biotischen Organisationen, von denen es auf diesem Planeten so viele Arten gab, dass man sie nicht zählen konnte. Nein, es war das Modell erster Ordnung, das sie zuvor schon bemerkt hatte.
    Jetzt brach es aus der Wolkendecke, so groß wie eine Hand war es bereits. Es stürzte dem Sumpf entgegen, wurde rasch größer, und schließlich jagte es nicht weit entfernt über das Schilf und den See. Es war weiß an der Unter- und schwarz an der Oberseite. In seinem großen stumpfem Schädel saß ein Kranz von Augen, und in der Stirn glitzerte jener grüne Kristallsplitter, der es erst zu dem machte, was es war: zu einem starken, schier unverwüstlichen Dienstmodell erster Ordnung, das ebenso gut schwamm wie es flog und das sein zentrales Nervensystem und seinen Organismus reproduzieren konnte. Seine gewaltigen Schwingen waren flügelartige Ausläufer seines Körperstammes, sein Ende lief lang und spitz aus. Die Primärrassenvertreter nannten solche biotischen Modelle erster Ordnung Rochen; und häufiger noch Todesrochen. Die Daa’muren nannten sie Lesh’iye.
    Das Spitzenmodell drehte eine weite Schleife um den See, kam zurück und ging tiefer. Es rauschte wie ein Orkan, als es dicht über dem Gras heran flog. Das Schilfrohr bog sich unter den Luftturbulenzen, die es verursachte. In flachem Winkel schoss es in den See hinein. An der Stelle, wo es

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