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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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vermutete, dass es sich um einen weiteren Planeten des Zentralgestirns handelte.
    Zuhause auf Daa’mur hatte man keine derart schönen Sterne am Nachthimmel gesehen. Auch keinen Trabanten. Daa’mur kreiste im äußersten Spiralarm einer fernen Galaxie als einziger Planet und ohne Trabant um gleich zwei Sonnen. Die Nächte waren kürzer gewesen als hier auf dem Zielplaneten, viel kürzer, und die Tage mehr als drei Mal so lang. Wenn die kleinere Sonne im Zenit stand, hatte man die Strahlen der größeren bereits am Horizont aufleuchten sehen. Und wenn ein Horizont die Größere unter sich ließ, dauerte es nur noch wenige Stunden, bis die andere auf der gegenüberliegenden Seite wieder empor kroch.
    (Da!) Der Hal im Copilotensitz deutete auf einen Monitor.
    (Dort muss es sein!)
    Bedauernd ließ Veda’lan’tubaris die Bilder ihrer Erinnerung fahren. Auf dem Monitor entdeckte sie das Modell erster Ordnung über die Wipfel niedriger Bäume schweben und schließlich hinter ihnen verschwinden.
    Der Hal – er hieß Ora’hal’partuun – nahm Kurs auf die Bäume. Kurz darauf stoppten sie im Schilfufer des Stroms. Die Ortung hatte das Schiff schon erfasst, bevor Veda’lan’tubaris es sah. Es war länger und breiter als das, mit dem sie die Donau herauf gefahren waren. Bald konnten sie es auch durch das Frontfenster des Panzers hindurch erkennen. Es ankerte mitten auf dem Strom. Seine Kommandobrücke war in einer Art Turmhaus am Heck untergebracht. In Bugnähe stand ein schwerer Lastkran. Sonst gab es nur ein paar Kajüten unter Deck. Das ganze Oberdeck und der größte Teil des Unterdecks standen für Ladung zur Verfügung.
    Veda’lan’tubaris wusste nicht, wer das Schiff wo gefunden und auf welche Weise restauriert hatte; oder welche Art von Maschinen es antrieben. Es interessierte sie auch nicht. Wen immer der Sol für diese Aufgabe berufen hatte, er würde sie perfekt gelöst haben.
    Ihre Aura spürte am Fluss entlang und über das Wasser bis zu dem Schiff. Ein Dutzend Primärrassenvertreter wartete im hohen Gras der Uferböschung; alles kontrollierte Bioorganisationen. Weitere fünfzehn hielten sich auf dem Strom auf. Sie steuerten floßartige, hölzerne Elemente, die sie flink zu einer Art schwimmenden Brücke arrangierten. Auf dem alten Schiff selbst berührte Veda’lan’tubaris die mentalen Muster von noch einmal neun kontrollierten Bioorganisationen.
    Und nur die eines einzigen Daa’muren.
    Das erstaunte sie außerordentlich. Nur ein Gefährte, um fast dreißig Primärrassenvertreter zu kommandieren? Um ein altes Schiff zu reparieren, mit Triebwerken und Energiequellen auszustatten und seinen Einsatz zu organisieren? Eine solche Leistung war nicht jedem zuzutrauen!
    Über die schwimmende Brücke fuhr der kleine Konvoi auf den Fluss hinaus zum Schiff.
    Nur kontrollierte Bioorganisationen – Menschen – zeigten sich an der Reling. Ihr Herr war nirgendwo zu sehen. Dennoch arbeiteten sie reibungslos: bedienten den Kran, holten die schweren Fahrzeuge an Bord, vertäuten sie und baten unterwürfig um Erlaubnis, Veda’lan’tubaris und die anderen Daa’muren zu ihrem Herrn zu bringen.
    Sie folgten zwei von ihnen zum Turmaufbau am Heck. Es waren primitive Burschen, halbnackt oder mit Fellen bekleidet.
    Sie rochen unangenehm, und ihr Bart- und Haupthaar war verfilzt. Veda’lan’tubaris fragte sich, wie man es anstellte, solchen Barbaren die Bedienung eines Krans oder gar eines Schiffes beizubringen.
    Unter ihren Füßen sprang eine Maschine an. Das Schiff nahm Fahrt auf. Sie stiegen eine steile Treppe zu einem Haus an der Spitze des etwa fünfzehn Meter hohen Turmes hinauf.
    Der vorweg gehende Kontrollierte öffnete die Tür und trat zur Seite.
    Veda’lan’tubaris betrat als Erste die Kommandobrücke. Vor einer Schaltfläche mit einer Vielzahl von Lichtern, Bildschirmen und Druckschaltern standen drei Sessel.
    Ansonsten war der Raum leer. Zumindest sah es für Veda’lan’tubaris so aus. Zwar spürte sie die Gegenwart eines Artgenossen, aber da war keiner. Dann aber bewegte sich der mittlere Sessel. Er drehte sich, und in ihm saß ein Daa’mure, dessen Kopf nicht über die Rückenlehne reichte.
    (Sol’daa’muran leuchte dir und wärme dich, Veda’lan’tubaris!), tönte es aus einer mächtigen und farbenprächtigen Aura. (Ich bin Ordu’lun’tortan. Wo ist das Kleine?)
    Veda’lan’tubaris kam nicht zu einer Antwort, denn hinter ihr kletterten die Gefährten in die Kommandobrücke:

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