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139 - Kreis der Telepathen

139 - Kreis der Telepathen

Titel: 139 - Kreis der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Fluginsektes stürzte. Sie selbst und die Zwergin teilten sich den Sattel der zweiten Androne.
    Den ersten Tag im Sattel verbrachte Jennes Hupertus Olaaf Rothändel halbbetäubt. In seinen Fieberträumen lachte er manchmal schallend oder bäumte sich wie in Qualen auf, oder rief Aruulas Namen. Für die erste Nacht verpasste Aruula ihm einen besonders dicken Verband und zusätzlich zur doppelten Dosis der fiebersenkenden Wurzel noch zwei kleine, zu Brei zerriebene und mit süßen Beeren vermischte Pilze.
    Damit er ihren Schlaf nicht störte, legten sie ihn einen halben Speerwurf von ihrem eigenen Schlafplatz entfernt auf seinen Fellmantel und banden seinen Knöchel an einem Baum fest. So konnte er nicht aufstehen und sich am Ende noch im Wald verirren in seinem Fieberdelirium.
    Trotz der Entfernung und der starken Pilzdosis wachten sie zwei oder drei Mal von seinem Gelächter, seinen Liebesschwüren oder seinen lautstarken Fiebermonologen auf.
    Faathme stützte ihren Kopf auf der Hand auf. Im Mondlicht konnte Aruula ihre missmutige Miene erkennen. »Was hast du uns da bloß angetan, Große?«
    »Irgendwann wirst du, wie er, bis zum Hals in Taratzenscheiße stecken«, antwortete Aruula. »Und wenn niemand da ist, der dich dann rauszieht, wirst du an das denken, was ich uns angetan habe.« Sie zog sich das Fell über den Kopf und schlief weiter.
    Am Morgen war Beebie Rot nass geschwitzt, aber fieberfrei.
    Sie zogen ihn aus, stießen ihn in einen Bach und zogen ihn danach wieder an. Er bedankte sich tausend Mal.
    Weiter ging es zur Nordküste.
    Alle drei Stunden ließ Aruula die Flugandronen nun landen, um seine Wunde zu versorgen. Er bedankte sich jedes Mal überschwänglich. Während des Fluges sprach er nicht viel.
    Wenn Faathme ihn mit einem ihrer zornigen, verächtlichen oder angewiderten Blicke bedachte, senkte er nur den Kopf.
    Wenn Aruula nach ihm sah, versuchte er zu lächeln. Sie war froh, dass es ihm besser ging und der größte Stress vorbei war.
    Sein Lächeln allerdings ließ sie kalt.
    Am Abend dieses Tages erreichten sie die Küste des Kalten Sund. Nach Aruulas Orientierung trennte sie nur noch ein Tag Schiffsreise von den Dreizehn Inseln. Nur hatten sie kein Schiff, und die Andronen konnten die Strecke ohne Rast nicht bewältigen. Also flogen sie durch die Dämmerung an der Küste entlang Richtung Sonnenaufgang, bis die Nacht anbrach. Sie schlugen ihre Lager am Strand auf. In der Ferne sahen sie den Widerschein offener Feuer.
    Die Nacht blieb ruhig. Das rhythmische Rauschen der Brandung tat gut. Jennes Hupertus Olaaf Rothändel hatte das Gröbste ausgestanden.
    Als Aruula am Morgen aufwachte, brannte bereits ein kleines Feuer. Das Lager des Piraten war leer. Eine halbe Stunde später sah sie ihn zwischen den Dünen hinken. Er kam zum Feuer und zum Lager zurück. Zwei gerupfte und an den Füßen zusammengebundene Wasservögel baumelten in seiner Rechten. »Für dich.« Er hielt sie Aruula hin. »Und für deine Freundin, wenn sie will.«
    »Danke.« Aruula nahm die Vögel aus. Gemeinsam brieten sie ihr Fleisch über der Glut und aßen die Braten. Einen überließen sie vollständig dem Roten. Er bedankte sich wohl an die zehn Mal.
    Nach dem Essen sattelten sie die Andronen und flogen weiter. Nach nicht einmal einer halben Stunde erreichten sie einen natürlichen Hafen mit einem langen Anlegesteg, der auch bei Ebbe weit in schiffbares Gewässer hineinreichte. Zwischen den Dünen standen ein paar Holzhäuser, windschief und menschenleer bis auf einen alten Mann, der schon jetzt, am Vormittag, betrunken war. Von ihm erfuhren sie, dass in den nächsten Stunden ein Schiff anlegen würde. Angeblich beförderte dessen Kapitän gegen Bezahlung hin und wieder Passagiere über den Kalten Sund an die Küste des Nordlandes.
    Sie machten es sich am Kiesstrand bequem und warteten.
    Am späten Nachmittag entdeckte Aruula tatsächlich ein Segel am nördlichen Horizont. Zwei Stunden später legte ein Dreimaster mit vier Rudern an jeder Seite an. Das Schiff weckte unangenehme Erinnerungen in ihr – der Kahn des Rothaarigen hatte ähnlich ausgesehen. Etwa ein Dutzend Männer ging von Bord; einige waren schon betrunken. Die anderen betranken sich nach Sonnenuntergang in der größten der Hütten zwischen den Dünen. Dort trafen sie auch den Kapitän.
    Er nannte sich Bullock und war ein hagerer Mann mit sonnenverbranntem, zerfurchten Gesicht. Als er Aruula sah, ging ein Leuchten über seine Miene. Doch schnell fiel sein Blick

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