1394 - Die Rachehexe
verkaufen. Aber nicht mit mir, verdammt!«
Alle hatten seine Worte gehört, einschließlich Cornetta Schibone, die allerdings kein Wort sagte und Patrick gewähren ließ. So reagiert nur jemand, der seiner Sache sehr sicher ist.
Patrick lachte Cornetta an. »Na, was sagst du nun? Ich bin da, und ich werde beweisen, dass du uns hier zum Narren hältst mit deiner Hexenscheiße.«
Er gab sich noch mal Schwung und bewegte seine Arme nach vorn. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt, und auf seinem Gesicht malte sich schon jetzt der Triumph ab.
Dann ging er los…
***
Nach wie vor hockten Jane Collins und ich hinten in der letzten Reihe. Wir hatten alles beobachtet und auch alles gehört. Was da auf der Bühne ablief, konnte uns nicht gefallen. So dachte nicht nur ich, sondern auch Jane Collins.
»John, der läuft in sein Unglück!«
»Warte ab.«
»Nein, du musst ihn stoppen.« Sie schaute mich dabei mit einem flammenden Blick an.
Vielleicht hätten wir wirklich schneller reagieren sollen, aber später ist man immer schlauer. Jedenfalls befand sich dieser Patrick auf der Bühne, und auch wir blieben nicht mehr sitzen.
Wir sahen, dass Cornetta Schibone ihren Kopf gedreht hatte und diesen Patrick anschaute. So achtete sie nicht auf die Zuschauer, was Jane und ich ausnutzten. Die meisten Anwesenden starrten der Bühne entgegen, auf der das Drama begann.
Patrick ließ sich nicht aufhalten. Mit festen Schritten stampfe er der Hexe entgegen. Er wirkte wie ein Bulle und hatte sein kantiges Kinn sogar vorgeschoben.
Cornetta ließ ihn kommen. Sie stand an dem schmalen Pult, ein Mikrofon gab es nicht, und um ihren Mund spielte tatsächlich ein lockeres Lächeln. So wie sie verhielt sich niemand, der sich seiner Sache nicht sehr sicher war.
Patrick verkürzte die Entfernung. Er musste nur noch zwei Schritte gehen, dann hatte er das Pult erreicht.
Er ging einen – und den zweiten nicht!
Wie von einem Schlag getroffen blieb er stehen. Nach außen hin gab es keinen Grund für ihn, denn niemand hatte ihn angegriffen. Er war auch nicht angesprochen worden. Es musste einfach etwas anderes sein, das ihn zu dieser Reaktion veranlasste.
Cornetta amüsierte sich. Sie schob die Unterlippe vor und fragte:
»Wolltest du nicht kommen?«
Der Mann schluckte. »Was ist?«
Die Hexe schnackte mit den Fingern. »Komm her. Los, du warst doch so scharf auf mich. Beweise den anderen, dass ich keine Hexe bin. Beweise es. Wenn du es nicht schaffst, wirst du hier auf der Bühne vor aller Augen verbrennen.«
Patrick atmete schwer. Irgendetwas musste ihn aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Er war zu einem völlig anderen Menschen geworden.
Er wurde auch von zahlreichen Augenpaaren angeschaut.
»Patrick?« Wieder erklang die Stimme seiner Freundin, und der ängstliche Klang war nicht zu überhören. »Bitte, komm zurück!«
Er kam nicht. Er stand, und er sah aus wie jemand, der nicht mehr wusste, was er noch unternehmen sollte.
»Deine Augen«, flüsterte er plötzlich.
»Ja? Was ist mit ihnen?«
»Sie… sie sind so anders«, sprach er mühsam.
»Ah ja?«
»Genau. Ich… ich … es ist schon gut. Ich werde verschwinden. Es … es …« Er winkte ab. »Es ist alles nur ein Irrtum gewesen. Ich habe mich geirrt, bitte …«
»Nein, das war kein Irrtum.«
»Doch, doch…« Er wollte gehen. Dafür hätte er sich drehen müssen, doch selbst das schaffte er nicht mehr. Er stand stocksteife auf der Stelle, und das musste meines Erachtens nach am Blick der beiden Hexenaugen liegen.
»Ich lasse mir nichts sagen, mein Freund. Es wird so kommen, wie ich es will, wenn du verstehst…«
Patrick gab keine Antwort.
Dafür sprach Cornetta weiter. »Jeder, der an mir zweifelt, bekommt die Wahrheit präsentiert. Meine Wahrheit. Die Hexenwahrheit. Ich bin erschienen, um Rache zu nehmen, und ich will das Fest nach meinen eigenen Gesetzen gestalten. Davon lasse ich mich nicht abbringen!«
Patrick war klein geworden. Dies im übertragenen Sinne. Er bewegte sich nicht, als Cornetta auf ihn zuging. Sie hatte nur Blicke für den Mann in der Lederjacke. An ihre Umgebung dachte sie nicht.
Hätte sie es getan, dann hätte sie Jane und mich gesehen, denn wir hatten bereits den Rand der Bühne erreicht.
Cornetta Schibone!, dachte ich. Eine Frau, die zur Hexe gemacht worden war. Die Assunga sich ausgesucht und jetzt in ihre Feuertaufe geschickt hatte. Die Schattenhexe hielt sich bestimmt zurück.
Dieses Feld hatte sie Cornetta überlassen, und
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