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1396 - Das Blut der Sinclairs

1396 - Das Blut der Sinclairs

Titel: 1396 - Das Blut der Sinclairs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann stehen blieb und Lucy anschaute.
    Ich stand genau vor ihr. Wir konnten uns anschauen, ohne den Kopf drehen zu müssen.
    Sie lächelte zu mir hoch und sagte: »Ja, John, ich bin deine Halbschwester.«
    Meine Lippen waren trocken geworden. Das Herz schlug viel schneller als normal. Der Schweiß lag kalt auf meiner Stirn. Mein gesamtes Inneres war durcheinander.
    Blutverwandt!, schoss es mir durch den Kopf. Verdammt noch mal, ich bin mit Lucy blutverwandt. Das Blut der Sinclairs strömte auch in ihren Adern. Das war einfach zu viel, und ich schüttelte den Kopf.
    »Du glaubst mir nicht, John?«
    »Nein… nein, das glaube ich nicht …« Die Antwort gab ich wider meine Überzeugung, denn tief im Innern sagte mir eine Stimme, das es stimmte.
    »Das ist schade. Aber es stimmt.«
    Ich holte tief Luft. Der Vorgang wurde von einem Keuchen begleitet. »Es kann nicht sein, ich…«
    »Kanntest du deinen Vater, John? Kanntest du ihn wirklich so gut?«
    Ich hob die Schultern.
    »Er war mein Erzeuger.«
    Der Satz sorgte dafür, dass mir das Blut in den Kopf schoss. Ich wollte ihn nicht akzeptieren, doch ich wusste zugleich, dass sich Lucy nichts aus den Fingern gesaugt hatte. So etwas konnte man sich einfach nicht ausdenken.
    Lucy schürzte die Lippen. »Jetzt bist du fertig, nicht wahr?«
    »Nein, nicht fertig.«
    »Aber du siehst so aus, als wäre für dich eine Welt zusammengebrochen.«.
    »Ja, das kann man eher so sehen.«
    »Glaubst du mir denn endlich?«
    Ich ging einen Schritt zurück, weil ich mich wieder setzen wollte.
    Meine Beine zitterten in Höhe der Knie, und so nahm ich auf der Altarplatte Platz. Von diesem Platz aus konnte ich noch immer meiner Halbschwester ins Gesicht sehen.
    Das war für mich noch immer nicht zu glauben. Ich kam mir weiterhin vor, als wäre mein bisheriges Leben irgendwie völlig an mir vorbeigelaufen. Ich wäre auch nie auf den Gedanken gekommen, eine Halbschwester zu haben – und jetzt…
    Verdammt, das ging mir gegen den Strich. Mein Schock war vorbei, und ich merkte, dass der Zorn in mir hochstieg, der sich auch in meiner Stimme wiederfand.
    »Verflucht noch mal, wie ist es möglich, dass dum eine Halbschwester bist.«
    »Bitte, John, bitte. Sei nicht so naiv. Das darfst du nicht mich fragen, sondern deinen Vater. Nun ja, das ist nicht mehr möglich. So haben wir beide einen nahen Verwandten verloren…«
    »Keine Rederei, Lucy. Ich will wissen, wie es dazu gekommen ist, dass du meine Halbschwester bist. Oder hat Horace nichts darüber gesagt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wieso?«
    »Ob du es mir nun glaubst oder nicht, aber ich hatte keinen Kontakt zu ihm.«
    »Wie? Bist du… ich meine … war deine Mutter eine alleinerziehende Person?«
    »Nein, auch das nicht. Sie konnte sich nicht um mich kümmern, denn sie war beruflich zu angespannt.«
    »Was tat sie denn?«
    »Sie arbeitete als Archäologin. Aber nicht in irgendeinem verstaubten Museum, sondern in aller Welt. Sie ging mit den Kollegen zu den Grabungsstätten. Sei es im Iran, in der Türkei oder in Israel. Sie muss auf ihrem Gebiet eine Kapazität gewesen sein. Leider habe ich sie kaum kennen gelernt, denn sie starb sehr früh. Ich war noch ein Kind, aber es hat mir nicht viel ausgemacht, weil ich sie eigentlich gar nicht kannte.«
    »Wie kam sie ums Leben?«
    Lucy senkte den Kopf. »Es war ein Unfall, John. Sie ist nicht vorsichtig genug gewesen. Bei einer Grabung löste sich ein tonnenschwerer Stein und hat sie unter sich begraben. Das ist traurig, aber es entspricht leider der Wahrheit. Als man den Stein wegschaffte, fand man nicht mehr viel von ihr.«
    Ich räusperte mir die Kehle frei. »Du bist also informiert worden. Woher weißt du es?«
    Sie winkte ab. »Das ist recht einfach. Man hat es mir gesagt. Ich wuchs in einem Heim auf, denn Großeltern gab es wohl nicht oder sollte es nicht geben. Ich weiß es nicht. Jedenfalls wurde jeden Monat eine Summe für mich überwiesen, und ich denke, dass es unser gemeinsamer Vater getan hat.«
    »Ja«, flüsterte ich und sah meinen alten Herrn in einem ganz anderen Licht. Dann fiel mir eine Frage ein, die ich sofort stellte.
    »Aber woher weißt du, wer dein Vater gewesen ist?«
    Die Antwort erfolgte prompt. »Als ich alt genug war, hat mich die Heimleiterin informiert. Ich wurde dann auch entlassen und bin meinen eigenen Weg gegangen. Ich fand einen Beruf und habe dann später Nachforschungen angestellt. So hätte ich mich Lucy Sinclair nennen können, was ich nicht getan

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