1397 - Der Vampir und die Wölfe
Frost hatte den Boden hart gemacht. Im Sommer ging Marek hier über Gras, doch um diese Jahreszeit hatte er den Eindruck, über den Untergrund hinwegzuschliddern. Jeder Grashalm war mit Raureif bedeckt. Wenn Marek lief, knirschte es unter seinen Schuhen.
Er kannte die Umgebung. Und so wusste er auch, wo er landen würde. Man konnte diese Gegend als morastig bezeichnen. Wenn es geregnet hatte, dann wurde sie sogar gefährlich. Man konnte leicht einsinken, was bei der eisigen Witterung nicht passieren konnte. Die Pfützen waren nun von einer dicken Eisschicht überzogen, der Boden war hart gefroren.
Die Wölfe trotteten weiter und drehten sich nicht einmal um. Sie wussten, dass man sie verfolgte. Marek empfand es beinahe schon als arrogant, dass er so ignoriert wurde. Die Tiere aber schienen genau zu wissen, was hinter ihnen passierte.
Von seinem Erzfeind Dracula II hatte er auch noch nichts gesehen.
Er wurde weiter in das morastige Gelände gelockt und fragte sich, ob er irgendwann mal im Wald dahinter verschwinden würde.
Davor aber gab es noch eine Besonderheit, die von der Natur geschaffen worden war.
Es war der Teich!
Ein Reservoir aus Wasser, das im Sommer eine dunkle Farbe hatte. Der Sumpf hatte das Gewässer entstehen lassen. Es war so verdammt tückisch, und die Eltern warnten ihre Kinder davor, sich diesem Teich zu nähern.
Jetzt lag auf ihm eine Eisschicht. Wie stark sie war, das wusste Marek nicht. Sie war vorhanden, aber es konnte sein, dass sie nicht eben geeignet war, darauf herumzutanzen. Es gab zu viele Pflanzen, die aus dem Wasser wuchsen, und das nicht nur in Ufernähe, sondern auch in der Mitte des kleinen Teichs.
So war die Eisdecke immer wieder unterbrochen, auch wenn sie so glatt und sicher aussah.
Die Wölfe kümmerte das nicht. Sie blieben auf Kurs, aber dann passierte doch etwas, was Marek verwunderte. Vor dem Ufer blieben die Tiere stehen. Sie schienen zu überlegen, ob sie nun weiterlaufen sollten oder nicht, und auch Marek wartete ab.
Es war kein Geräusch mehr zu hören. Nichts knirschte mehr unter seinen Sohlen, und die Wölfe gaben ebenfalls keinen Laut ab.
Sie lauerten am Ufer, aber sie blieben nicht starr stehen. Auf Frantisek machten sie einen nervösen Eindruck. Wie Geschöpfe, die auf etwas Bestimmtes warteten.
Das konnte nur mit Mallmann zu tun haben. Etwas anderes wollte Marek nicht glauben. Und wenn das stimmte, dann musste er auch hier irgendwo zu sehen sein.
Es traf nicht zu. Zumindest nicht beim ersten Hinschauen. Auf der Eisfläche bewegte sich nichts, und an den Rändern des kleinen Sees tat sich auch nichts.
Aber was wollten die Tiere dann hier?
Allmählich gelangte Marek zu der Überzeugung, dass es den Tieren einzig und allein um ihn ging. Dass sie ihn in eine bestimmte Gegend locken wollten, um ihn schutzlos zu haben.
Genau der Gedanke kam ihm jetzt!
Trotz der Kälte schoss ihm das Blut in den Kopf. Sein Herz schlug schneller. Er spürte einen bitteren Geschmack im Mund und hatte das Gefühl, in einer Zwangsjacke zu stecken. Im Wagen war er noch relativ sicher gewesen, im Haus erst recht.
Aber hier…
Um seine Hände vor der Kälte zu schützen, hatte Marek Handschuhe übergestreift. Sie bestanden aus weichem Leder und waren von innen gefüttert. Für ihn war es wichtig, dass er seine Hände dabei normal bewegen konnte. Er wurde die Pistole ziehen können, aber auch mit dem Pfahl zustoßen können, das alles bereitete ihm keine Probleme.
Die Wölfe drehten sich. Sie wollten nicht mehr über den zugefrorenen Teich hinwegschauen, an dessen gegenüberliegendes Ufer der Wald ziemlich dicht herangewachsen war.
Für sie war jetzt der Verfolger interessant, und Marek sah die vier Augenpaare auf sich gerichtet.
Er kam sich vor wie jemand, der im Niemandsland steht. Hier gab es nichts, was ihm eine sichere Deckung geben konnte. Wenn man so wollte, war er den Tieren schutzlos ausgeliefert, und er konnte nicht darauf setzen, dass sie ihn auch weiterhin in Ruhe ließen.
Sie kamen!
Und sie kamen schnell. Alles Langsame hatten sie abgelegt. In langen Sprüngen rannten sie zurück, und Marek hörte das Kratzen der Pfoten auf dem harten Boden. Aus den weit geöffneten Mäulern sprangen ihre scharfen Atemstöße. Von den Schnauzen tanzten die kleinen Wolken der kondensierten Luft, und Frantisek überlegte, ob er seine Waffe ziehen und schießen sollte.
Den einen oder anderen würde er erwischen, aber ob er alle vier aus dem Weg räumen konnte, war fraglich. Es
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