1397 - Der Vampir und die Wölfe
Es gibt genügend Feinde, die mir auf den Fersen sind, und ich unterschätze sie auch nicht. Aber ich habe mir vorgenommen, sie in der nächsten Zeit zu vernichten. Für mich beginnt ein neues Zeitalter. Ich werde meine alte Welt wieder übernehmen, und ich werde dort auch mit der verdammten Hexenpest aufräumen. Das alles steht auf meiner Liste, doch zuvor muss ich einige ärgerliche Hindernisse aus dem Weg räumen, und mit dir fange ich an.«
»Ich dachte es mir!«, erklärte der Pfähler. Die nächsten Worte meinte er sehr ehrlich. »Du kannst es versuchen, ich kann nichts dagegen tun. Das Schicksal hat es anders gewollt, also tragen wir es aus. Denn eins steht fest: Du bekommst mich nicht ohne Gegenwehr.«
»Womit willst du dich wehren?«
Marek hob seinen rechten Arm leicht an. »Ich habe noch die Waffe.«
»Silberkugeln, nicht?«
»Was sonst?«
Der Vampir musste lachen. Er kam nicht darum herum. Er schüttelte den Kopf und klatschte dabei sogar in die Hände. »Das ist so wunderbar, wie du das sagst. Glaubst du denn, dass du mich durch geweihtes Silber töten kannst?«
»Ich werde es versuchen.«
»Aber ich besitze den Blutstein. Er macht mich für dich unbesiegbar, mein Freund. Selbst der Stoß mit deinem verdammten Pfahl hat mich nicht vernichten können. Vielleicht hättest du besser zielen sollen, aber die Chance ist vertan.«
Frantisek hatte zugehört. Jedes Wort war in seinem Kopf gespeichert, und es würde auch dort bleiben. Er wusste selbst, dass er mit seiner Pistole keine Chance gegen diesen Blutsauger hatte.
Trotzdem hatte er es einfach sagen müssen. Und er spürte zudem, dass er unbedingt etwas für sich selbst tun musste. Trotz der dicken Kleidung hatte es die Kälte geschafft, sich in seinen Körper zu schleichen, und sie sorgte nun dafür, dass er immer stärker abkühlte. Deshalb war es verdammt schlecht, wenn er bewegungslos auf dem Eis blieb.
Er verlagerte sein Gewicht auf den rechten Fuß.
Unter der Sohle knackte es wieder.
Das Eis war auch hier dünn.
Und Marek dachte daran, dass diese Tatsache sich weiter fortsetzte, auch bis dorthin, wo sein Feind sich aufhielt.
Marek registrierte es und blieb steif stehen. Dracula II hatte nichts getan. Er wartete und lauerte, dann aber sagte er mit leiser Stimme:
»Du hast die Wahl. Entweder kommst du zu mir – oder ich komme zu dir. Was ist dir lieber, Marek? Sag es!«
»Jetzt?«
»Ja, sofort!«
Der Pfähler schüttelte den Kopf. »Ich passe«, erklärte er. »Weder das eine noch das andere gefällt mir. Du kannst bleiben, ich werde meinen eigenen Weg gehen.«
»Hör auf, du kommst hier nicht weg. Das weißt du selbst.«
»Klar, war nur ein Versuch.« Marek hob die Schultern. »Man kann es ja mal probieren, wenn du verstehst.«
»Wie hast du dich entschieden?«
Dracula II verstand keinen Spaß. Marek wusste das. Zudem bewachten ihn weiterhin die Wölfe, die unter dem Kommando des Vampirs standen. Der Pfähler dachte wieder daran, dass Wölfe und Blutsauger schon immer gut zueinander gepasst hatten.
Er näherte sich dem Supervampir. Er ging dabei sehr langsam und konzentrierte sich weniger auf Mallmann, als auf die Geräusche, die er unter seinen Schuhen hörte.
Sie klangen nicht gut…
Das Eis bekam an verschiedenen Stellen Risse. Zudem hatte er das Gefühl, dass es dünner wurde, je mehr er sich der dicht bewachsenen Uferregion näherte, wo Mallmann stand.
Der wartete. Sein Gesicht leuchtete in dieser seltsamen Dunkelheit leicht bläulich. Hinzu kam sein Zeichen. Das rote D auf der Stirn, das aussah wie mit Blut gemalt.
Ja, verdammt, er war wieder so wie früher.
Erneut knirschte es in Mareks Nähe. Er hörte sogar etwas gluckern, aber er schaute nicht nach unten, weil er den Vampir nicht darauf aufmerksam machen wollte.
Dann blieb er stehen!
Dracula II gefiel das nicht. Er ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er den Kopf schüttelte.
»Was hast du?«, fragte Marek.
»Geh weiter!«
»Nein!«
Das eine Wort hatte sehr entschieden geklungen, und es überraschte Mallmann.
»Du willst nicht?«
»Genau, Blutsauger. Wenn du mich haben willst, dann wirst du mich holen müssen. Komm her!«
Will Mallmann war auch jetzt noch überrascht. Soviel Abgebrühtheit hätte er dieser Person nicht zugetraut. Der Pfähler schien noch immer nicht begriffen zu haben, in welch einer Situation er sich befand, und genau das löste bei Mallmann ein Lachen aus.
»Habe ich richtig gehört? Ich soll dich holen?«
»Genau das. Ich werde
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