1397 - Der Vampir und die Wölfe
da rasten die Gedanken durch seinen Kopf, um die Lösung zu finden.
Möglicherweise hatte jemand den Wolf geschickt. Dann war er nicht aus eigenem Antrieb zu ihm gekommen.
Das Tier gab ihm keine Antwort. Es stand auf der Stelle und hatte seinen Kopf so gedreht, dass es auf das Haus und auch zum Fenster schauen konnte.
Vor dem Maul kondensierte der Atem in kleinen Wolken. Wenn Frantisek genau hinschaute, sah er sogar das kalte Schimmern der gelben Augen. Er fasste dies als eine Botschaft auf. Aber nicht als eine, die ihm der Wolf schickte. Er dachte einen Schritt weiter, und plötzlich war der Name Mallmann in seinem Kopf.
Wölfe auf der einen und Vampire auf der anderen Seite. Beides hatte schon immer gepasst. Beide waren sich auf eine gewisse Art und Weise ähnlich, und beide hielten auch zusammen. Es hatte schon Allianzen zwischen ihnen gegeben, und deshalb glaubte Marek daran, dass sich jemand wie Dracula II durchaus der Hilfe der Wölfe bediente.
Wahrheit oder Spinnerei?
Der Pfähler konnte sich die Antwort leider nicht selbst geben. Er schwankte zwischen beiden Alternativen. Dass Mallmann sich zurückgezogen hatte, daran hatte er nie so recht glauben wollen. Er war nur versteckt geblieben und hatte so lange abgewartet, bis ihm ein entsprechender Plan eingefallen war.
Jetzt gab es ihn.
Der Wolf hockte nach wie vor unbeweglich auf seinem Platz wie ein stummer Beobachter. Wahrscheinlich hatte er auch den Auftrag, nur zu schauen und erst später einzugreifen, wenn sich die Nacht der Tageswende näherte.
Ahnungen, die Marek zwar nicht als Wahrheit betrachtete, sie aber auch nicht aus dem Gedächtnis verlor. Er konnte sich inzwischen vorstellen, dass seine letzte Nacht des Jahres anders verlief als bei den übrigen Menschen.
Marek dachte darüber nach, wie lange er sich noch hinter dem Fenster aufhalten sollte. Er fragte sich auch, ob das Tier ihn gesehen hatte oder ob es einfach nur das Haus beobachtete. Hinausgehen und fragen konnte er nicht, aber wenn er das Haus verließ, dann nicht durch die Vordertür.
Ihm war der Gedanken gekommen, dass nicht nur ein einzelner Wolf in der Nähe lauerte. Es konnten durchaus mehrere sein, die sich wie Beobachter um das Haus herum verteilten.
Der Pfähler zog seine Jacke an. Dann steckte er seinen Eichenpflock ein. Doch er verließ sich nicht nur auf diese Waffe, eine andere war ebenfalls wichtig. Seine Freunde in London hatten ihm die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta besorgt, denn bei manchen Feinden war es besser, ihnen einen schnelle Kugel auf den Pelz zu brennen.
Der Pfähler legte noch zwei Holzscheite nach. Er schaute den Funken zu, die in die Höhe stoben, als kleinere Stücke zusammenbrachen. Bevor er sein Haus verließ, schaute er noch mal durch das Fenster. Es beruhigte ihn, dass der Wolf seinen Platz nicht verlassen hatte. Außerdem saß er noch so im Licht, dass er einfach nicht übersehen werden konnte. Sollte das vielleicht Sinn der Sache sein?
Marek machte sich darüber keine weiteren Gedanken. Er ging zur Hintertür. Dazu musste er durch seine ehemalige Schmiede gehen, die jetzt so etwas wie ein Museum war, denn seinen erlernten Beruf hatte der Pfähler schon vor Jahren aufgegeben.
Frantisek hatte so gut wie möglich für eine gewisse Sicherheit gesorgt. Dazu gehörte auch, dass die Angeln der Türen gut geölt wurden, damit er sein Haus lautlos verlassen konnte.
Eine Taschenlampe hatte er auch eingesteckt, und er schob die Hintertür nun vorsichtig auf.
Alles passte. Es war kaum ein Laut zu hören. Wie ein Tier sprang ihn die Kälte wieder an. Früher hatte sich die Natur bis dicht an das Haus herangearbeitet, doch Marek hatte das Gestrüpp abgeschlagen, um freie Bahn zu haben, wenn er das Haus verlassen wollte.
Er schob sich ins Freie. Wieder empfand er die Kälte wie einen Mantel, der ihn sofort umschlang. Er stellte auch fest, dass die Luft noch kälter war. Es hatte sich schon jetzt der nächtliche Dunst gebildet, und der konnte sich noch leicht verdichten. Für die Wölfe war das ein Vorteil.
Marek drückte die Tür wieder zu. Er war von Kopf bis Fuß angespannt. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewohnt. Er nahm die Umgebung wahr als schaue er durch eine blaue Glasplatte. Zum Himmel sah er nicht auf, obwohl er daran dachte, dass sich jemand wie Mallmann auch in eine Fledermaus verwandeln konnte.
Gab es einen zweiten Wolf? Oder waren sie gleich im halben Dutzend gekommen?
Zu sehen war nichts. Marek wollte auf Nummer
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