1397 - Der Vampir und die Wölfe
geschwächt, und er wird sich das Blut der Menschen holen. Petrila ist nicht weit entfernt. Obwohl die Menschen dort bereits Vampire erlebt haben, liegt es doch schon länger zurück, dass sie selbst angegriffen wurden. Du weißt, was ich damit sagen will.«
»Natürlich.«
»Also werde ich mich auf den Weg machen und versuchen, ihn und seine Wölfe zu stoppen.«
Harte Worte, die ich da hörte, und ich fragte mich, ob da nicht auch die Bitte um Hilfe mitgeklungen hatte.
»Sei ehrlich, Frantisek, fühlst du dich überfordert?«
»Ich soll ehrlich sein? Klar, John, das bin ich. Ob ich mich überfordert fühle, das weiß ich nicht. Es kann durchaus sein, aber es ist meine Aufgabe, die Blutsauger zu jagen. Ich kann mich jetzt auch nicht drücken oder verstecken. Würde ich das tun, könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen und mich ansehen. Ich werde also gehen und nach einem Blutsauger und vier Wölfen Ausschau halten.«
»Und du bist allein?«
»Ja…«
Das letzte Wort hatte er ein wenig in die Länge gezogen, sodass ich aufhorchte. »Wenn ich dich recht verstehe, hättest du gegen – sagen wir – ein wenig Hilfe nichts einzuwenden?«
»So ist es, John.«
»Und gegen unsere erst recht nicht?«
Er lachte leise. »Auch das kann ich nur unterstreichen.«
»Klar, Frantisek, klar. Jeder von uns würde sich augenblicklich in den Flieger setzen und zu dir kommen, das steht fest, aber jetzt noch einen Flug zu ergattern, ist so gut wie unmöglich.«
»Das weiß ich, John. Ich glaube dir jedes Wort. Außerdem würdet ihr zu spät eintreffen, denke ich. Aber ich will weiterhin ehrlich sein: Ich habe an eine andere Möglichkeit gedacht.«
»Super. Und an welche?«
»An Glenda Perkins.«
Für einen Moment hielt ich den Atem an. Zudem war ich so überrascht, dass ich zunächst nicht begriff, was er meinte.
Marek dauerte mein Schweigen zu lange, denn er fragte: »Erinnerst du dich denn nicht?«
Bei mir fiel die Klappe. »Du meinst doch nicht, dass Glenda mich zu dir beamen soll?«
»Doch. Genau das meine ich.«
Suko und Bill befanden sich noch immer in meiner Nähe. Besonders meine letzte Antwort hatte sie aufhorchen lassen, und ihre Blicke waren starr und zugleich fragend geworden.
Das war ein Schock am Neujahrstag. Ich hatte vor kurzem noch mit Glenda über ihre neuen Fähigkeiten gesprochen. Wenn wir Mareks Plan folgten, dann müsste sie diese bewusst einsetzen. Ob ihr das gelang, war allerdings mehr als fraglich.
»Bist du noch dran?«
»Ja, Frantisek, das bin ich.«
»Und du bist geschockt.«
»Nur leicht.«
Ich hörte ihn stöhnen. »Aber es ist die einzige Möglichkeit, die wir haben«, flüsterte er.
Da hatte er schon Recht. Es war unsere Chance. Schneller konnten wir nicht zu ihm gelangen. Schon einmal hatte sich Glenda zu ihm beamen können. Sie kannte also den Weg und das Ziel.
»Könntest du dich zu einer Entscheidung durchringen, John? Du weißt, um was es geht.«
»Ja, um Mallmann. Und der ist verdammt wichtig, das weiß ich auch.«
»Nicht nur er, John. Die anderen Menschen ebenfalls, die sich in einer mittelbaren Gefahr befinden. Ich werde mich natürlich auch allein auf Mallmanns Spur setzen, das bin ich mir einfach schuldig, aber ich wollte zuvor alle Möglichkeiten ausschöpfen.«
»Das ist klar«, murmelte ich.
»Es gefällt mir selbst nicht, dass ich dich drängen muss, John.«
»Kann ich dich zurückrufen?«
»Wann?«
»So schnell wie möglich. Du wirst verstehen, dass ich die Dinge nicht selbst entscheiden kann. Ich muss erst mit Glenda Perkins sprechen. Einigen wir uns darauf?«
»Ja. Ich warte.«
Das Gespräch war beendet. Nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, schaute ich in die maskenhaft starren Gesichter meiner Freunde, von denen mir keiner einen Rat geben konnte.
Ich nickte und räusperte mich zugleich. »Dann werde ich mal mit Glenda sprechen.«
»Tu das«, sagte Bill…
***
Der Reporter hatte uns sein Arbeitszimmer zur Verfügung gestellt.
Natürlich wären er und Suko ebenfalls gern bei dieser Besprechung dabei gewesen, doch davon hatte ich abgeraten. Es war eine Sache, die wir unter vier Augen regeln mussten.
Wir – das waren Glenda Perkins und ich!
Ich hatte Glenda zuvor nichts gesagt. Als ich die Tür von innen schloss, fragte sie: »Was ist passiert?«
Mein Lächeln wirkte etwas gequält. »Sollte denn etwas passiert sein?«
»Ich denke schon.« Sie deutete auf mein Gesicht. »Daran lese ich es ab – und auch von den Gesichtern von Suko und
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