1397 - Der Vampir und die Wölfe
Bill. Da muss irgendetwas schief gelaufen sein. Außerdem habe ich dich telefonieren sehen. Hängt eure Reaktion mit dem Telefonat zusammen?«
»Tja, da irrst du leider nicht.«
»Und wer war der Anrufer?«
»Frantisek Marek.«
Glenda sagte zunächst nichts. Sie hob nur die Augenbrauen.
»Es ging um Dracula II!«, sagte ich.
Glenda sah gespannt aus, und ihr Blick hatte einen eisigen Ausdruck bekommen. Sie bewegte ihre Lippen, ohne dass sie etwas sagte.
»Okay«, sagte ich, »hör zu und entscheide bitte dann, was du tun willst und was nicht.«
Glenda Perkins hörte zu. Und sie hatte sich gut in der Gewalt, denn sie ließ nichts an Gefühlen nach außen dringen. Sie nickte nur ein paar Mal vor sich hin, was für mich keine Bestätigung war, sondern nur eine Aufforderung, weiterzureden. Als ich den Schluss erreicht hatte, schaute sie mich nur an.
»Mehr kann ich dir nicht sagen, Glenda.«
Sie ließ sich auf die Kante eines wuchtigen Ledersessels sinken.
»Okay, John. Frantisek Marek braucht unsere Hilfe. Und er will meine besonderen Fähigkeiten nutzen, damit er diese Hilfe auch bekommt, ist das so?«
»Genau. Er hat sich daran erinnert, dass du dich schon mal zu ihm gebeamt hast.«
»Nur befand ich mich damals in einer anderen Situation«, sagte sie leise. »Da war Saladin nah. Da arbeitete das verdammte Zeug noch in mir. Seit einigen Wochen habe ich davon nichts mehr bemerkt, obwohl ich nicht glaube, dass ich davon befreit bin.«
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Marek allein lassen?«
»Es könnte darauf hinauslaufen«, erklärte sie traurig. »Verdammt, es ist damals so leicht gewesen. Da habe ich mein Können verflucht, das weißt du selbst. Und jetzt könnte ich es einsetzen, um möglicherweise das Leben eines Freundes zu retten.«
»So ist es.«
Glenda schwieg. Sie starrte vor sich hin, und ich störte sie nicht, sondern wartete.
Ich wusste ja, welchen Kampf sie ausfocht. Alles im Leben hat zwei Seiten. Eine gute und eine weniger gute. So sah es auch bei ihr aus. Sie hatte ihren Zustand verflucht, das hatte ich alles erlebt. Es war schrecklich für sie gewesen, und nun kam es einzig und allein auf sie an, wie es nun weiterging, und da hatte sie Probleme, die ich ihr leider nicht abnehmen konnte.
»Lässt du mich allein, John?«
»Wenn du es möchtest?«
»Nur für einige Minuten. Aber wenn du zurückkehrst, dann sei so gut und bring mir meinen Mantel und auch die Stiefel mit. Man kann ja nie wissen.«
»Wird erledigt.«
Ich verließ auf leisen Sohlen das Arbeitszimmer. Vor der Tür traf ich auf Suko und Bill. Beide schauten mich aus großen und fragenden Augen an, und mein Lächeln wirkte schon leicht gequält.
»Was ist passiert?«, flüsterte der Reporter.
»Glenda möchte für ein paar Minuten allein sein. Ich werde schon mal unsere Mäntel holen.«
»Dann wird sie…«
»Bill, ich weiß es nicht. Es ist so verdammt schwer für sie. Glenda war froh, von diesen anderen Kräften in Ruhe gelassen zu werden. Und nun soll sie diese Kräfte wecken. Über diesen Schatten musst du erst mal springen. Einfach ist es nicht.«
»Es wäre besser, John, wenn wir auch mit dabei wären«, erklärte Suko, wobei er ja Recht hatte.
»Da musst du schon Glenda fragen, Suko, aber bitte nicht jetzt, denn ich möchte nicht, dass sie gestört wird. Darum hat sie ausdrücklich gebeten.«
»Schon klar.«
Ich ging in Richtung Haustür. In dem recht geräumigen Flur hingen unsere Mäntel in einem Garderobenschrank. In seiner Nähe fand ich auch Jane Collins. Als sie mich sah, steckte sie das Handy weg und nickte mir zu.
»Ich habe telefoniert.«
»War nicht zu übersehen!«
»Willst du nicht wissen, mit wem?«
Ich öffnete den Schrank, um an die Mäntel zu gelangen. Das heißt, bei mir war es eine Jacke.
»Mit deinem Freund?«
Der Scherz gelang mir nicht so recht, denn Jane schüttelte abweisend den Kopf. »Unsinn, John. Es war auch keine Freundin, obwohl ich mit einer Frau sprach, die du ebenfalls kennst.«
»Justine Cavallo!«, sagte ich.
»Genau.«
»Ich kann mir auch denken, über was ihr gesprochen habt. Mallmann, nicht wahr?«
»So ist es.«
»Und was hat sie dir sagen können?«
Die Detektivin hob die Schultern an. »Was soll ich sagen? Ich habe sie nur informiert. Du kannst dir vorstellen, dass sie nicht mal besonders überrascht gewesen ist. Sie hat damit gerechnet, denn sie weiß ja, dass jemand wie Mallmann nicht so leicht umzubringen ist. Malmann hat zehn Leben, wie eine
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