1397 - Der Vampir und die Wölfe
wiederum mit kleinen Buckeln oder Erhebungen abwechselten.
Deshalb sah der Untergrund ähnlich aus wie eine Landschaft, die unter jahrelanger Trockenheit gelitten hatte.
Der Wagen besaß zwar eine Heizung, doch es dauerte lange, bis wir davon etwas spürten. Hinzu kam der leichte Nebel, der uns stets umschloss, sodass wir nie eine klare Sicht hatten.
Als Marek noch langsamer fuhr, erkundigte ich mich nach dem Grund. Mit dem Daumen zeigte er nach links. »Dort befindet sich der Teich. Wollt ihr ihn sehen?«
Ich drehte den Kopf und schaute zu Glenda hin. »Wie ist es? Willst du ihn dir anschauen?«
»Nein, das ist wohl nicht nötig. Die Wölfe werden ihn rausgeholt haben.«
Das dachte ich auch, und Marek fuhr weiter. Wir näherten uns Petrila. Es war zwar ein recht kleiner Ort in einem Tal der Karpaten, aber nicht so winzig, als dass alle Lichter in der Nacht gelöscht wurden. Besonders nicht in der Neujahrsnacht, und so wiesen uns die verschwommenen Lichter einiger Laternen den Rest des Weges.
Und noch etwas kam hinzu.
Petrila hatte einen Bahnhof, aber zur Zeit des Kalten Krieges war er so gut wie stillgelegt gewesen. Einige Jahre später hatte man ihn nach einer Renovierung wieder geöffnet, und es gab hin und wieder sogar Züge, die hier hielten. Nur konnte man sich nicht auf Personenzüge verlassen oder nur ganz selten und wenn, dann als Sonderfahrten. Die meisten Züge, die hier stoppten, waren Gütertransporte, die Waren in noch entlegenere Teile des Landes schafften, in denen die Zeit wirklich stehen geblieben war.
Es mochte romantisch und erholsam sein für die wenigen Touristen, die Rumänien erkundeten, aber diese Ruhe würde in einigen Jahren vorbei sein, denn die Verantwortlichen hatten erkannt, dass mit dem Tourismus Geld zu verdienen war, und sie sorgten dafür, dass die Infrastruktur ausgebaut wurde.
Als wir den Ortseingang erreichten, wo es sogar eine Tankstelle gab, rollten wir nur mehr im Schritttempo dahin.
Glenda meldete sich vom Rücksitz her. »Wo sollen wir hinfahren?«
Ich hob die Schultern.
Marek sagte nichts, was Glenda offenbar störte. »Du kennst dich aus, Frantisek. Kannst du keinen Vorschlag machen?«
»Nein, leider nicht. Es gibt genügend Verstecke in dieser kleinen Stadt, die in den letzten Jahren schon gewachsen ist. Dieses Tal wird in einigen Jahren ziemlich überlaufen sein, denn hier hat die Holzindustrie Blut geleckt.«
»Das bringt uns nicht an Mallmann heran.«
»Ich weiß, Glenda.«
Von mir kam der Vorschlag, bis in die Ortsmitte zu fahren, aber Glenda hatte eine noch bessere Idee.
»Wie wäre es denn, wenn wir eine kleine Runde durch den Ort fahren und dabei die Augen aufhalten. Streunende Wölfe sind ja nun nicht so leicht zu übersehen.«
Da Marek schwieg, sprach ich ihn an. »Du bist der Fahrer und der Chef. Was meinst du dazu?«
»Ich habe nichts dagegen. Meinetwegen können wir eine Stadtrundfahrt machen.«
»All right. Die Kids in London nennen so was Cruisen!«
Frantisek musste lachen. »Dann lass uns cruisen, John!«
Zunächst fuhren wir nach Petrila hinein. Das war die erste Nacht des neuen Jahres, das musste ich mir immer vor Augen halten. In anderen Städten sah es anders aus, aber hier lagen keine Reste irgendwelcher abgebrannten Raketen oder Knallkörper herum. Die Straße wirkte auch weiterhin wie leergefegt, wobei die vielen eisigen Stellen wie matte Spiegel glänzten und wir Acht geben mussten, nicht darüber hinwegzurutschen und aus der Richtung zu kommen.
Zur Dorfmitte hin verengte sich die Straße. Es konnte auch eine optische Täuschung sein, weil die Häuser jetzt dichter zusammenstanden.
Dafür huschten unsere Blicke jetzt in die stillen Seitenstraßen, aber nirgends bewegte sich ein Tier bei dieser Kälte im Freien. Petrila schlief. Nur hinter wenigen Fenstern schimmerte noch gelbliches Licht, oder es wurde der Widerschein der Fernsehapparate gegen das Glas geworfen.
Die alte Kirche stand noch immer. Vor Jahren hatte ich auch dort den Horror erlebt. Der Platz, an dem die Kirche gebaut worden war, bildete gewissermaßen das Zentrum.
Hier hielt Marek an. Er ließ den Motor im Leerlauf grummeln und fragte allgemein: »Wer könnte jetzt um diese Zeit noch auf den Beinen sein? Habt ihr eine Idee?«
»Klar«, meldete sich Glenda. »All diejenigen, die noch bis in den Morgen hinein feiern.«
Der Pfähler musste lachen. »Glenda, du bist hier nicht in einer Großstadt wie London!«
»Könnte der Pfarrer denn noch auf den Beinen
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