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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu dem ‚Tschalghy‘ vorhanden sei.
    „Der Engländer gab mir auch Demir iplik (Draht) mit und einen Hammer zum Musikmachen, damit die Hände nicht schmerzen. Ich werde dir ihn zeigen.“
    Er ging und brachte bald ein Kästchen, welches Saitendraht verschiedener Stärke und einen Stimmschlüssel enthielt. Er nahm den letzteren und hämmerte damit auf den Tasten herum, daß es heulte und krachte. Der liebenswürdige Engländer hatte sich jedenfalls den Spaß gemacht, ihm den Gebrauch des Schlüssels in dieser Weise zu erklären. Übrigens war das Piano schrecklich verstimmt und voller Staub und Schmutz.
    „Willst du auch einmal Musik machen?“ fragte er mich. „Es darf mir kein Mensch das Tschalghy öffnen, du aber bist mein Gast und sollst einmal klopfen dürfen!“
    Er reichte mir den Stimmhammer mit einer wichtigen Gönnermiene entgegen.
    „Du hast mir gezeigt, wie man in Damaskus Musik macht“, meinte ich; „nun will ich dir auch zeigen, wie man auf diesem Instrument im Abendland spielt. Vorher aber erlaube mir, es auszubessern, da es sich nicht mehr in dem richtigen Zustand befindet!“
    „Herr, du wirst es mir doch nicht ruinieren!“
    „Nein; du kannst es mir ruhig anvertrauen.“
    Ich suchte mir den geeigneten Draht hervor und zog die Saiten auf; dann baute ich mir aus mehreren Polstern einen hohen Sitz und begann zu stimmen. Als der Wirt die Quinten und Oktaven hörte, rief er mit einer Gebärde des Entzückens:
    „O, du kannst es ja noch viel besser als ich!“
    „Das ist noch keine Musik; jetzt gebe ich dem Draht nur erst den rechten Ton. Hat dir der Engländer denn nicht gezeigt, wie dieses Instrument gespielt werden muß?“
    „Sein Weib hatte Musik gemacht, war aber gestorben. Er schlug es mit den Fäusten, und das gefiel ihm sehr, denn er lachte dazu.“
    „So sollst du Baldigst sehen, wie es richtig gemacht wird.“
    Ich hatte früher als armer Schüler oft Pianos gestimmt, um ein kleines Taschengeld zu erwerben; es fiel mir also nicht sehr schwer, das Klavier in einen spielbaren Zustand zu versetzen.
    Während dieser Beschäftigung wurde die Tür geöffnet, und vor derselben erschienen alle die Frauengestalten, welche ich vorher im Hof gesehen hatte. Ich vernahm ein Flüstern der Bewunderung, und zuweilen entschlüpfte sogar einem Mund ein lauter Ausruf des Entzückens. Wie anspruchslos waren diese Leute!
    Endlich war ich fertig und schloß das Instrument, worauf die Lauschenden sofort verschwanden.
    „Willst du nicht länger spielen?“ fragte mich der Wirt. „Du bist ein großer Sanatdar (Künstler), und die Frauen sind so erfreut über diese Musik, daß sie uns das Mahl verderben lassen werden.“
    „Ich muß dem Tschalghy jetzt Ruhe gönnen; aber nach dem Mahl, wenn die Glieder deiner Familie kommen, werde ich ihnen eine Musik zeigen, wie sie noch keine gehört haben.“
    „Es sind einige Frauen in meinem Harem zu Besuch. Dürfen diese die Musik auch hören?“
    „Allerdings.“
    Ich war sehr begierig, zu sehen, welche Wirkung ein flotter Walzer auf diese Damen machen werde, durfte sie aber um meines guten Appetites willen jetzt während ihrer kulinarischen Beschäftigung nicht zerstreuen. Diese Vorsicht trug sehr bald gute Früchte. Man hatte sich, wohl in Rücksicht auf den erwarteten Musikgenuß, jedenfalls etwas mehr als gewöhnlich gesputet, und es wurde uns ein reichhaltiges Mahl aufgetragen, welches dem Haus alle Ehre machte. Kaum aber war es vorüber, so erkundigte sich der Wirt, ob die Frauen nun erscheinen dürften. Ich gab meine Zustimmung, und der kleine Kaffeeeinschänker eilte fort, um sie zu holen.
    Nun kam die Frau nebst zwei Töchtern und einem Sohn im Alter von vielleicht zwölf Jahren. Die Damen waren verschleiert und wurden mir nur mit dem Namen bezeichnet. Andere vier Frauen waren Freundinnen unserer Wirtin. Sie nahmen still und in bescheidener Stellung auf den Polstern Platz, gaben aber auch hie und da ein Wörtchen zu dem Gespräch, das sich entwickelte. Da ich nun bemerkte, wie oft sich die verhüllten Köpfe, aus denen nur die Augen und die Nasenspitzen blickten, nach dem Instrument richteten, so erhob ich mich, um ihre Ungeduld zu befriedigen.
    Es war interessant, den Eindruck des ersten, vollgriffigen Akkordes, dem ich einen kräftigen Läufer folgen ließ, zu beobachten.
    „Maschallah!“ rief Halef ganz erschrocken.
    „Bana hak – hört, hört!“ schrie der Wirt, indem er emporsprang und vor Verwunderung die Arme ausstreckte.
    Die Frauen

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