Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
müßt Ihr unsern guten Jacub Afarah hängen lassen.“
    „Afarah? Den? Warum?“
    „Er hat es genommen gehabt, aber dieser Spitzbube war so klug, es ihm abzujagen.“
    „Ah! Oh! Wieso? Erzählt!“
    Ich berichtete ihm den eigentlichen Sachverhalt. Anstatt aber ihn zu besänftigen, hatte ich Öl ins Feuer gegossen. Er schnitt ein Gesicht, wie ich es noch niemals bei ihm gesehen hatte, und rief im höchsten Zorn:
    „So ist es gewesen? Schrecklich! Entsetzlich! Hat das gute Pferd und kriegt ihn nicht! Läßt sich um dieses Pferd betrügen! Yes! Well!“
    Jacub bemerkte an Lindsays Blicken, daß von ihm die Rede sei, und konnte sich denken, wovon wir sprachen.
    „Ich werde ihm ein anderes kaufen“, erklärte er.
    „Was will er?“ fragte der Engländer.
    „Er will Euch ein anderes Pferd kaufen.“
    „Er! Mir! David Lindsay? Ein Pferd? Ah, immer besser! Erst ärgerte ich mich, daß der Spitzbube grad das beste hatte; nachher ärgerte ich mich, daß er's nicht gehabt hat, und nun ärgert es mich, daß man David Lindsay ein Pferd schenken will. Armseliges Land! Gehe fort; fahren nach Altengland! Hier gibt es keine klugen Menschen mehr!“
    Das schien mir auch so. Wir konnten nichts Klügeres tun, als uns niederlegen, um morgen in der Frühe zum Aufbruch gerüstet zu sein.
    Lindsay bat den Kodscha Pascha, ihm einen Mann mit zwei Mietpferden zu besorgen, was dieser auch zusagte; dann suchten wir die Ruhe.
    Es war ganz kurz nach Mitternacht, als wir durch einen Ruf geweckt wurden. Draußen stand der Kodscha mit dem bestellten Mann und mit den Tieren. Wir erhoben uns. Jacub belohnte den braven Beamten für seine Auslagen und Mühen, und dann brachen wir auf, nicht das freundlichste Andenken an Baalbek mitnehmend.
    Es war während unserer kurzen Vorbereitungen doch schon ziemlich licht geworden, so daß wir bereits sehen konnten. Sobald wir die grüne Ebene Baalbeks hinter uns hatten, mußten wir durch eine weite, unfruchtbare Ebene, in welcher es aber einige hübsche Weinberge gab. Von der Einfriedigung dieser Weinberge blickten uns weiße Heckenrosen und Blutstropfen Christi entgegen. Dann erreichten wir das Dorf Dschead.
    Hier erkundigten wir uns und hörten, daß gestern kein Fremder übernachtet habe, daß aber ein von Aïn Ata kommender Bewohner des Dorfes einen einsamen Reiter begegnet sei, welcher jedenfalls nach diesem Ort gewollt habe. In Aïn Ata erfuhren wir dann, daß dieser Reiter wirklich dort durchgeritten sei und sich einen Mann gemietet habe, der genau den kürzesten Weg nach Tripoli wisse.
    Wir nahmen uns auch einen solchen Führer und folgten sofort. So ritten wir unter steten Erkundigungen nach dem Verfolgten den Ostabhang des Libanon hinan und den Westabhang wieder hinab, ohne Ruh und Rast, nur des Nachts uns ein wenig erholend. Ich hatte mir diese Reise über das berühmte Gebirge der christlichen Erde ganz anders gedacht. Nicht einmal den berühmten Zedernwald konnte ich besuchen.
    Endlich sahen wir das Mittelmeer in herrlicher Bläue uns entgegenschimmern, und unten am Fuß des Gebirges und am Gestade des Meeres lag Tripoli, welches die Araber Tarablus nennen. Die Stadt liegt etwas in das Land zurück, und nur die Vor- und Hafenstadt El Mina hat sich an das Meer gelegt; zwischen beiden aber duften die herrlichsten Gärten und befestigten den Eindruck, welchen auch das Innere der Stadt auf den Beschauer macht.
    Wir sahen, als wir der Stadt näher kamen, eine zierliche Goëlette den Hafen verlassen. Sollte es schon zu spät sein? Sollte sich Abrahim Mamur dort an Bord befinden? Wir strengten unsere Tiere an und brausten hinab, hinaus nach El Mina. Dort nahm ich mein Fernrohr und richtete es auf das Schiff. Es war noch nahe genug, um die Gesichtszüge der Männer zu erkennen, welche zurück nach dem Land schauten. Ja, dort stand er an der Reling; ich sah seine Züge genau, und stampfte zornig den Boden mit den Füßen. Neben mir stand ein schmutziger türkischer Matrose.
    „Was ist das für ein Schiff?“ fragte ich.
    „Maschallah! Ein Segelschiff!“ antwortete er, mir mit seemännischer Verachtung den Rücken zukehrend.
    Etwas abseits stand der alte Limandar (Hafenmeister), den ich an seinem Abzeichen erkannte. Ihm legte ich dieselbe Frage vor und erfuhr, daß es die ‚Bouteuse‘ aus Marseille sei.
    „Wohin?“
    „Nach Stambul.“
    „Geht ein anderes Schiff bald dorthin?“
    „Es ist keines da.“
    Da hatten wir es! Nun hielten wir am Strand! Was machen? Der Engländer schimpfte

Weitere Kostenlose Bücher