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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hinein.“
    Er deutete nach der Richtung, die dem Fluß abgewendet war.
    „Du hast die Treue gegen deinen Herrn gebrochen und bist ein Verräter an uns geworden, um einen leichtsinnig gegebenen Schwur zu halten. Rate einmal, welche Strafe du erleiden wirst?“
    „Emir, du wirst mich töten lassen.“
    „Ja, du hast den Tod verdient, denn du hast einen Mörder befreit und dadurch uns alle in Todesgefahr gebracht. Doch du bist deines Fehlers geständig, und so erlaube ich dir, deinen Herrn um eine milde Strafe zu bitten. Ich glaube nicht, daß du zu jenen Leuten gehörst, die Böses tun, weil sie das Gute hassen.“
    Dem armen Kerl traten dicke Tränen in die Augen, und er warf sich vor Hassan Ardschir auf die Knie nieder. Er war voller Angst, daß zwar seine Lippen zuckten, er selbst aber kein Wort hervorbringen konnte. Das strenge Angesicht seines Herrn wurde milder und milder.
    „Sprich nicht“, sagte er; „ich weiß, daß du mich bitten willst, und kann dir doch nicht helfen. Ich bin stets mit dir zufrieden gewesen, aber dein Schicksal ist nicht mehr in meine Hand gegeben, denn nur allein der Emir hat über dich zu bestimmen. Wende dich an ihn!“
    „Herr, du hast es gehört!“ stammelte der Bittende, zu mir gewendet.
    „Du glaubst also, daß ein guter Moslem seinen Schwur halten müsse?“ fragte ich ihn.
    „Ja, Emir.“
    „Könntest du deinen Eid brechen?“
    „Nein, selbst wenn es mich das Leben kostete!“
    „Wenn also Saduk wieder heimlich zu dir käme, würdest du ihm Beistand leisten?“
    „Nein. Ich habe ihn befreit; ich habe ihm meinen Schwur gehalten; nun aber ist es gut.“
    Das war allerdings eine eigentümliche Ansicht über die Gültigkeitsdauer eines Eides, doch mir kam sie gelegen.
    „Möchtest du deinen Fehler durch Treue und Liebe zu deinem Herrn wieder vergessen machen?“
    „Ja. O Herr, wenn dies möglich wäre!“
    „Hier, gib mir deine Hand und schwöre es!“
    „Ich schwöre es bei Allah und dem Koran, bei den Kalifen und allen Heiligen, die es gegeben hat.“
    „So ist es gut; du bist frei und wirst Hassan Ardschir-Mirza weiter dienen. Aber gedenke deines Schwures!“
    Der Mann war vor Freude und Glück ganz außer sich, und auch dem Mirza sah ich es an, daß er mit mir einverstanden sei. Doch gab es zwischen ihm und mir hierüber jetzt keine Auseinandersetzung, da wir durch den Aufbruch vollständig beschäftigt waren.

VIERTES KAPITEL
    In Bagdad
    Beim Verlassen des Ortes machten uns die Kamele am meisten zu schaffen. Diese dummen Tiere waren die weite, baumlose Ebene gewohnt und konnten sich hier zwischen Felsen, Bäumen und Sträuchern nicht zurechtfinden. Wir waren gezwungen, ihre Lasten auf den Händen bis zum Fluß zu tragen und sie dann förmlich hindurch- und hinabzuschieben. Ebenso brachten wir sie nur mit Mühe über den Fluß.
    Ich hatte mit Halef stets hinter den anderen gehalten, um mit möglichster Sorgfalt alle Spuren zu verwischen.
    Wir beabsichtigten durchaus nicht, den Ritt nach Bagdad sofort anzutreten, sondern wir wollten nur einen Ort verlassen, an dem wir uns nicht mehr sicher fühlten, und einen andern suchen, wo wir nicht zu befürchten brauchten, von den Ihlats und Saduk entdeckt zu werden. Gegen Abend, nachdem wir uns längst nach Süden gewendet hatten, fanden wir endlich eine verlassene Hütte, die wohl einem einsamen Kurden als Aufenthaltsort gedient hatte. Sie stand mit dem Rücken an einer Felsenwand, und an den drei anderen Seiten umgab sie ein Kranz von Büschen und Sträuchern. Jenseits dieses Kranzes hatte man eine weite Fernsicht. Innerhalb desselben erhielten die Tiere ihren Aufenthalt, und auch wir schlugen da unsere Lagerstätten auf, was allerdings gar nicht viel Zeit und Arbeit erforderte, da es sich nur darum handelte, unsere Satteldecken auf dem Boden auszubreiten.
    Wir waren eben fertig geworden, als der Abend hereinbrach, und sofort begannen die drei Frauen, die das Häuschen ausschließlich bewohnten, ihre kulinarische Tätigkeit. Es gab ein gutes Abendessen. Ich war infolge der fast dreitägigen Anstrengung sehr ermüdet und legte mich bald zur Ruhe. Bereits mochte ich einige Stunden geschlafen haben, als ich eine Berührung fühlte und infolgedessen die Augen öffnete. Die alte Halwa stand vor mir und winkte. Ich erhob mich, um ihr zu folgen. Alle andern schliefen, außer einem der Perser, der die Wache hatte und draußen vor dem Buschwerk saß, so daß er uns gar nicht bemerken konnte. Die Alte führte mich zur Seite des

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