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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche ich noch nie in dieser Auswahl und Fülle gesehen hatte. Es wurde ein Verzeichnis angefertigt, und dann bestimmte der Mirza den Preis. Dieser war ein sehr niedriger, wenn man den eigentlichen Wert der Sachen berücksichtigte, ergab aber doch eine Summe, die allerdings ein Vermögen repräsentierte.
    „Und was wirst du nun mit deinen Begleitern machen, Mirza?“ fragte ich.
    „Ich werde sie beschenken und entlassen, sobald es dir gelungen ist, eine Wohnung für mich zu finden.“
    „Für wie viele Personen?“
    „Für mich und den Agha, für die Frauen und ihre Dienerin. Dann werde ich mir noch einen Diener mieten, welcher mich nicht kennt.“
    „Ich hoffe, dir dies alles verschaffen zu können. Laß die Sachen aufladen!“
    „Wie viele Kameltreiber nimmst du mit?“ fragte er nun.
    „Keinen. Ich und Halef genügen!“
    „Emir, das geht nicht! Du selbst kannst doch nicht diesen Dienst verrichten!“
    „Warum nicht? Soll ich Leute mitnehmen, die mir dann in Ghadhim oder Bagdad beschwerlich fallen?“
    „Tue, was du denkst; ich muß dir deinen Willen lassen.“
    Die Kamele wurden bepackt und so aneinander gebunden, daß eins hinter dem andern schreiten mußte. Dann waren wir zum Aufbruch fertig.
    „Nun gib mir noch eine Bescheinigung, welche mich bei deinen Leuten beglaubigt“, bat ich den Mirza.
    „Hier, nimm meinen Siegelring!“
    Es war meinem Finger auch noch nicht passiert, den kostbaren Ring eines persischen Großen zu tragen; er fand sich aber sehr gut darein, und nun setzte sich die kleine Karawane in Bewegung. Der Agha ließ sich nicht sehen, und ich hatte auch nicht die mindeste Lust, mich von ihm zu verabschieden.
    Wir brauchten diesmal mehr Zeit, um den Tigris zu erreichen und zu passieren; doch ging alles recht glücklich von statten.
    Die Perser staunten, als wir mit unserer Ladung im Hof anlangten. Ich rief sie sofort zusammen, zeigte ihnen den Ring ihres Herrn und sagte ihnen, daß sie nun mir an Stelle des Agha zu gehorchen hätten. Dieser Wechsel schien sie nicht sehr zu betrüben.
    Ich erfuhr von ihnen, daß der Besitzer dieses Hauses ein reicher Großhändler sei, der jenseits Bagdad in der westlichen Vorstadt und zwar in der Nähe der Medresse Mostansirs wohne. In einem ebenerdigen Raum des Gebäudes lagen die Ladungen, welche der Agha beaufsichtigt hatte; ich ließ dahin auch die neu hinzugekommenen Sachen bringen und beschloß, erst morgen alles einer genauen Besichtigung zu unterwerfen, da ich schon zu sehr ermüdet war.
    Als ich nun meine Satteltaschen untersuchte, fand ich die Summe, welche der Mirza mir hineingesteckt hatte. Sie bestand in lauter wohlgeprägten Tomans und war wenigstens viermal höher als das, was ich auszuzahlen hatte. Ich übergab Halef die Aufsicht über die Dienerschaft und ging nun, um den Engländer aufzusuchen.
    Er lag im Sardaub lang ausgestreckt auf den weichen Polstern. Seine Nase bewegte sich taktmäßig nach den Atemzügen, und aus dem weit geöffneten Mund erscholl lang gezogenes Schnarchen.
    „Sir David!“
    Er hörte mich sofort, sprang empor und zog das Messer.
    „Wer da? O! Ah! All right! Ihr seid es, Master?“
    „Yes! Wie geht es Euch?“
    „Gut, vortrefflich! Sehr schön hier in Ghadhim!“
    „Seht mich an, wie ich schwitze! Diese Sonnenglut ist höllisch.“
    „Well! Legt euch her, und schlaft mit!“
    „Wir haben anderes zu tun. Zunächst will ich aber endlich essen.“
    „Klatscht einmal in die Hände, so wird der Kerl gleich kommen.“
    „Habt Ihr's probiert?“
    „Yes! Konnte ihn aber leider nicht verstehen. Verlangte Porter, da brachte er Mehlbrei; verlangte Sherry, da brachte er Datteln. Schauderhaft!“
    „So will ich sehen, ob es mir besser gelingt.“
    Ich klatschte, und sogleich erschien jener dienstbare Geist, welcher vorher den Agha bedient hatte. Ich sagte ihm zunächst, daß ich an die Stelle des Mirza Selim Agha getreten sei.
    „Herr, befiehl, wie ich dich nennen soll!“ erwiderte er.
    „Mich nennst du Emir, und dieser Mirza hier ist ein Bey. Sorge sofort für eine Mahlzeit.“
    „Was willst du essen, Emir?“
    „Was du hast. Vergiß das frische Wasser nicht! Du bist also der Küchenmeister?“
    „Ja, Emir. Ich hoffe, du wirst mit mir zufrieden sein.“
    „Wie wurdest du von dem Agha bezahlt?“
    „Ich legte aus, was ich brauchte, und alle zwei Tage bezahlte er mich.“
    „Gut, so werden wir es dann auch halten. Jetzt geh!“
    In kurzer Zeit hatte ich eine Auswahl der hauptsächlichsten Nahrungs- und

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