1400 - Die Templerbraut
»Weiß du, Suko, Mallmann ist uns wieder entwischt. Okay, damit müssen wir uns abfinden. Er wird weiterhin Ärger machen, besonders deshalb, weil er mit Saladin verbündet ist. Da kann sich die Lage noch verschärfen. Aber er und Saladin werden auch an Assunga geraten, und die lässt sich die Butter nicht so einfach vom Brot nehmen. Da wird es noch heiß hergehen. Wobei ich einfach keinen Bock mehr habe, mir über diese Unpersonen Gedanken zu machen. Wir werden leider noch früh genug mit ihnen zu tun bekommen. Das steht für mich fest.«
»Also lassen wir es uns jetzt mal einige Tage gut gehen, nehme ich an.«
»Ja, davon gehe ich aus.«
»Und Luigi?«
»Wenn du willst?«
Suko verdrehte die Augen, was ich nicht sah, weil ich mich mit dem Inhalt des Paketes beschäftigte.
Father Ignatius hatte die Kugeln gut verpackt. Sie waren durch Stoff geschützt, und wenn ich die Zahl überschlug, kam ich auf einige hundert.
»Das reicht mal wieder für einen Weile«, erklärte ich.
»Meinst du, dass Marek auch welche erhalten hat?«
»Bestimmt.«
So sehr Father Ignatius in der Hierarchie auch aufgestiegen war, seine eigentliche Aufgabe als Silberkugel-Hersteller hatte er nicht vergessen. Er hatte sie praktisch aus dem Kloster St. Patrick übernommen, wo er unter anderem dem Beruf des Schmieds nachgegangen war. Aber das lag Jahre zurück, und wir alle waren froh, dass wir mit unserem alten Freund noch Kontakt hatten.
Ignatius hatte noch einen Brief hinzugelegt, den ich aus einem Umschlag holte.
»Ein Gruß aus Rom?«, fragte Suko.
Ich schüttelte den Kopf. »Mehr als das. Der Brief ist zweiseitig beschrieben.«
»Ach dort muss die Kirche sparen.«
»Du sagst es.«
Ich lehnte mich zurück. Father Ignatius besaß eine gestochen scharfe Handschrift, so konnte man seine Zeilen lesen, auch wenn er recht klein geschrieben hatte.
Er schrieb, dass es ihm gut ging, und er hoffte auf den gleichen Zustand bei mir und meinen Freunden. Noch einmal schrieb er, wie er sehr ernst sich darüber freute, dass es den Schwarzen Tod nicht mehr gab, aber im dritten Teil des Schreibens deutete er ein Problem an, das ihn schon beschäftigte. Es ging um die Anrufe einer Frau, die er nicht hatte abwimmeln können. Eine unmittelbare Gefahr bestand zwar nicht, er wies ausdrücklich darauf hin, aber es berührte ihn schon seltsam, dass die Person Kontakt zu den Templern suchte. Ich erfuhr auch den Namen der Anruferin. Sie hieß Sophia Blanc.
»Hm«, sagte ich.
»Was ist denn?«, fragte Suko.
Ich winkte ab. »Lass mich weiterlesen.«
»Okay.«
Und ich las weiter. So erfuhr ich, dass sich diese Sophia Blanc verfolgt fühlte und sie sich sehr zu den Templern hingezogen fühlte.
Von Father Ignatius hatte sie den Rat erhalten, in den Süden Frankreichs zu den Templern zu fahren. Mehr hatte er ihr nicht gesagt, aber er war nicht so recht mit sich zufrieden und hatte mir deshalb den Brief geschrieben, den ich als so etwas wie eine Vorwarnung einstufte. Irgendwie hatte er auch sein Gewissen damit beruhigen wollen.
»Das Schreiben scheint ja interessant zu sein«, bemerkte Suko über den Schreibtisch hinweg.
»Ist es auch. Lies selbst.« Ich reichte es ihm rüber, und Suko vertiefte sich in den Brief.
Ich verließ unser Büro und ging zu Glenda, die mir ansah, das etwas passiert war.
»He, was machst du für ein Gesicht?«
Ich setzte mich auf ihre Schreibtischkante. »Ich denke nach.«
»Das kannst du? Und worüber?«
»Über einen Brief, den Father Ignatius dem Paket mit dazu gelegt hat.«
Sie strich eine imaginäre Fluse von ihrer bunten Bluse, zu der sie einen schwarzen Cordrock trug. Die ebenfalls schwarze Weste hatte sie abgelegt. Es war einfach zu warm im Raum. »Schlimm?«
»Nein, aber ich werde über den Inhalt nachdenken, und das tue ich bei einer Tasse Kaffee.«
»Frisch ist er nicht mehr.«
»Macht nichts.«
»Aber es geht nicht um Dracula II?«
»Auf keinen Fall.« Ich schenkte mir die braune Brühe ein. »Ich weiß nicht genau, um was es geht, aber die Templer spielen eine Rolle.«
»Wurde ja Zeit.«
»Wieso?«
Glenda hob die Schultern. »Wir haben seit einiger Zeit nichts mehr von ihnen gehört.«
»Stimmt. Das war auch gut so. Sie haben ihr Kloster aufbauen können. Das sagte mir Godwin.«
»Und was stand in dem Brief?«
Ich erklärte es ihr.
Glenda hörte sehr genau zu. Ich beobachtete dabei ihr Gesicht, auf dem sich die Stimmungen zeigten. Sie war schon recht überrascht und fragte mich: »Hat er das
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