1404 - Der Weg in die Hölle
wieder zusammen.
Nachdem seiner Meinung nach fünf Minuten verstrichen waren, versuchte er es noch einmal. Diesmal klappte es. Er brach nicht wieder nach vorn, sondern schaffte es, wie ein Tier über den Boden zu kriechen, weil er nach irgendeinem Hindernis oder auch nach einem Halt suchte.
Den fand er.
Es war eine Wand, die ihn aufhielt. Mit der rechten Schulterseite berührte er sie und war zunächst froh, es überhaupt bis dahin geschafft zu haben.
Durchatmen, ruhig bleiben. Sich nur nicht zu viel vornehmen. So machte er sich selbst Mut und wartete ab, bis sich sein keuchender Atem wieder beruhigt hatte.
Er fühlte sich noch immer wie eine Gestalt, der auch der letzte Rest an Kraft genommen worden war. Er hatte es schwer, überhaupt in der sitzenden Haltung zu bleiben, aber Harry war ein harter Kochen, der auch was einstecken konnte.
Wenn nur nicht die verdammten Kopfschmerzen gewesen wären.
Er fand nicht mal heraus, wo sie stärker waren, am Hinterkopf oder in der Stirn.
Sein Wille formulierte sich in Worten, und er gab sich selbst einen Befehl.
Reiß dich zusammen! Sei keine Memme! Pack es an, bevor die anderen dich packen!
Aber wer waren die anderen? Die Frage beschäftigte ihn schon.
Der Schlag hatte sein Erinnerungsvermögen nicht auslöschen können, und es war wichtig, dass er sich erinnerte.
Langsam kehrte die Erinnerung auch zurück. Nicht flüssig, sondern nur bruchstückhaft, doch er wusste schon Bescheid.
Zuletzt waren ihm vier Tote begegnet und dann… ja, dann waren bei ihm die Lichter ausgegangen. Und das in seinem Pensionszimmer, in dem er sich jetzt nicht mehr befand. Dafür in einer anderen Umgebung, die klamm, feucht und verdammt kalt war. Wahrscheinlich steckte er in einem Keller.
Er sah es nicht mal so tragisch an. Aus einem Keller konnte man entkommen. Im Moment litt er noch zu stark unter den Nachwirkungen des Schlages. Da war in seinem Kopf einiges durcheinander geraten, und es würde dauern, bis er wieder so fit war, dass er sich auch gegen Übergriffe zu wehren vermochte.
Zunächst mal musste er herausfinden, wo er überhaupt steckte.
Harry Stahl gehörte zu den Gelegenheitsrauchern. Hin und wieder genehmigte er sich eine Zigarre, und aus diesem Grunde trug er auch stets ein Feuerzeug mit sich herum.
Er fand es in den Tiefen einer Tasche und ließ die schmale Flamme aufleuchten. Sie zuckte, sie gab Licht, aber auch Schatten entstanden.
Zuerst warf er einen Blick auf seine Uhr.
Verdammt, es war schon spät. Oder früh. Je nachdem, wie man es sah. Die Nacht war im Prinzip vorbei. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es draußen hell wurde. So lange hatte er hier gelegen und war wohl auch nicht besucht worden.
Harry fluchte leise vor sich hin, was ihn auch nicht weiterbrachte.
Dann streckte er den Arm nach vorn und leuchtete so gut wie möglich die Umgebung ab.
Viel bekam er nicht zu sehen, aber er sah die Decke des Raums und stellte fest, dass sie nicht besonders hoch über seinem Kopf lag.
So wurde seine Vermutung, dass er sich in einem Keller befand, zur Gewissheit.
Er löschte die Flamme und verzog das Gesicht, weil er sich wieder zu hastig bewegt hatte. Dass man ihm seine Waffe abgenommen hattet, verstand sich von selbst. Wenn er jetzt gezwungen war, sich zu wehren, dann mussten seine Fäuste und auch die Beine ausreichen.
Wieder dachte er zurück. Er hatte sich in seinem Zimmer befunden, aber er war nicht allein gewesen. Grüne, unheimliche Gestalten. Menschen, die eigentlich hätten verbrannt und tot sein müssen, weil sie in diesen Tunnel gefahren waren.
Aber sie lebten jetzt!
Leben?
Nein, nein, das war kein Leben. Diese vier Fahrer waren durch die Tunnelfahrt in einen magischen Kreislauf hineingeraten.
Aber keiner dieser Gestalten hatte ihn niedergeschlagen. Das war eine andere Person gewesen, die sich in seinem Rücken geschlichen hatte. Er hatte sie nicht gesehen, aber er machte sich seine Gedanken und kam deshalb auf die Idee, dass es möglicherweise die Wirtin oder jemand, der ihr nahe stand, gewesen war.
In diesem Ort war alles anders. Das hatte er bei Karl Eberle erlebt, als dieser sich plötzlich gedreht und Angst gezeigt hatte. Und das in einem Ort, in dem es keine Kirche gab. Zumindest keine sichtbare, wie er festgestellt hatte.
Er selbst hockte nun im feuchten Keller, und die Kälte war längst durch seine Beine gezogen. Er wollte nicht ewig auf dem Boden hocken, aber in seinem jetzigen Zustand war es nicht eben leicht, auf die Beine zu
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