1404 - Der Weg in die Hölle
zurück in seine Pension gegangen ist.«
Ich musste lachen und sagte: »Aus der man uns hinausgeworfen hat. Sehr gut.«
»Wieso das denn? Haben Sie Herrn Stahl denn nicht sprechen können?«
»Leider nicht.«
»War er schon wieder unterwegs?«
»Das glaube ich nicht, Herr Eberle. Zumindest nicht freiwillig. Er hat angeblich nicht in dieser Pension gewohnt, das wurde uns von der Wirtin erzählt.«
»Dann hat Helene Schwarz gelogen.«
»Das denken wir auch. Wer so reagiert wie diese Helene Schwarz, der hat etwas zu verbergen.«
»Dann gehen Sie davon aus, dass Frau Schwarz nicht ganz unschuldig an dem Verschwinden Ihres Freundes ist.«
»Genau das ist der Punkt.« Ich verengte leicht die Augen. »Aber warum ist das so, Herr Eberle. Sie kennen die Menschen hier. Warum sollte sich Frau Schwarz so seltsam benehmen?«
»Sie gehört zu den älteren Bewohnern.«
»Ja.«
Karl Eberle lächelte jetzt. »Auch sie ist damals dabei gewesen. So müssen Sie das sehen. Sie hat sich der Masse angeschlossen. Die meisten sind inzwischen verstorben, aber es gibt einige Menschen hier, die mehr wissen und denen das Verschwinden der vier Menschen kein zu großes Rätsel ist. Sie haben sich allerdings davor gehütet, der Polizei etwas zu sagen. Das sind alles Dinge, auf die man nicht besonders stolz ist, man behält sie lieber für sich. So kann man das alles in eine Reihe bringen.«
»Ja, das sehe ich jetzt auch.« Glenda drehte mir ihr Gesicht zu. »Sie muss es instinktiv gespürt haben, dass wir keine normalen Besucher sind. Doch auch das alte Ehepaar, das uns aus dem Weg ging, hat sich sehr ungewöhnlich verhalten. Ich denke, wir werden da noch einiges aufzuklären haben.«
»Dann haben die Personen das Kreuz praktisch gerochen.«
»Es steckt also noch etwas dahinter.« Glenda bekam schmale Augen, weil sie nachdachte. »Noch etwas dahinter…«, murmelte sie vor sich hin. »Als wären die Menschen keine normalen mehr, sondern von Dämonen beeinflusst.«
»In etwa stimmt es.«
»Und dagegen müssen wir etwas tun!«, fuhr sie mich an.
Ich hob beide Hände. »Moment, ich will dir ja nicht widersprechen, aber wir haben zunächst ein anderes Problem zu bewältigen. Wir müssen Harry finden, und ich hoffe, dass uns Herr Eberle dabei helfen wird.«
»Gern, aber ich weiß nicht, ob ich das kann.«
»Doch, Sie kennen sich hier aus. Sagen Sie uns bitte, wo man hier einen Menschen versteckt halten kann.«
»Das weiß ich nicht«, antwortete er spontan. »Ich kann auch sagen: überall und nirgends.«
»Na ja, die Antwort bringt uns nicht weiter.«
»Da muss man sich auf Frau Schwarz konzentrieren.«
»Ja, das wäre wohl am besten.«
»Soll ich mit Ihnen gehen?«
Ich nickte heftig. »Darum bitte ich sogar. Sie werden die Frau an ihre alten Sünden erinnern können.«
»Sie wird alles abstreiten.«
»Das werden wir sehen.«
Es war genug geredet worden. Zeit um Aufbruch. Je früher wir Harry fanden, um so besser war es.
»Gehen wir?«
Keiner hatte etwas dagegen…
***
Wir standen auf und bewegten uns auf die Tür zu. Glenda ging in der Mitte. Sie hielt den Kopf leicht gesenkt, weil sie in ihre eigenen Gedanken vergraben war.
Auch Karl Eberle sagte kein Wort. Er schaute stur geradeaus, schluckte einige Male, riss sich dann jedoch zusammen und machte den Eindruck eines Menschen, der es schaffen will und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.
Wir gingen nach draußen. Die Sonne war weitergewandert auf diesem herrlichen Winterhimmel, aber sie schaffte es noch immer, das Land mit ihren Strahlen zu übergießen.
Von dieser Anhöhe aus hatten wir einen prächtigen Blick über den kleinen Ort. Wir sahen auch in der Ferne das Band der Autobahn, aber mich interessierten mehr die Häuser, denn dort fehlte mir etwas, was ich sonst praktisch in jedem Ort sah.
»Kann ich Sie was fragen, Herr Eberle?«
»Bitte, gern.«
»Wo gehen die Menschen hier zur Kirche? Ich sehe leider keinen Turm, wie es normal wäre.«
»Das können Sie auch nicht. Es gibt keinen. Um es noch deutlicher zu sagen: Wir haben keine Kirche. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen das sagen muss, denn ich vermisse sie auch. Aber wir haben hier leider keine Kirche. Sie wurde nicht gebaut, und wenn die Menschen das Wort Gottes hören wollen, dann müssen sie in die Kirche gehen, die zum Nachbarort gehört. Das ist eben so.«
»Gab es mal eine?«
»Ja, früher. Aber sie ist einem Brand zum Opfer gefallen. Danach hat man keine mehr gebaut.«
»Hing das mit Vera
Weitere Kostenlose Bücher