1404 - Der Weg in die Hölle
Monössy zusammen?«
»Möglich. Oder ja, wenn ich näher darüber nachdenke. Man war hier nicht besonders gläubig, was das Christentum anging. Auf der anderen Seite hat man denen geglaubt, die das Böse brachten, was die Zigeunerin ja stoppen wollte.«
»Da hätte eine Kirche auch nicht zu gepasst«, sagte Glenda, die sich jetzt nach rechts drehte, um einen Blick auf den Berg zu werfen, durch den der Tunnel führte.
Es war kein Berg, wie man ihn sich vorstellt. Da ragte keine Spitze steil in die Höhe. Er war mehr mit einer hohen Wand zu vergleichen, die von einer Autobahnseite zur anderen reichte. In der Mitte befand sich der Tunnel von fast einem Kilometer Länge.
Karl Eberle hatte unsere Blicke bemerkt. »Ja, genau dort hat es stattfinden sollen, das verdammte Opferfest.«
»Wir werden ihn versperren, den Weg in die Hölle«, erklärte ich.
»Ein für allemal, denn das sind wir Vera Monössy schuldig.«
Glenda strich über meine Wange. »Genau das denke ich auch«, flüsterte sie.
***
Wasser und Brot!
Eigentlich hätte man darüber lachen können.
Harry Stahl lachte nicht darüber. Er war froh, beides zu haben, und er ging auch nicht davon aus, dass seine karge Mahlzeit vergiftet worden war.
Er trank, er aß das Brot, das sogar frisch schmeckte, und es ging ihm danach wirklich besser. Zwar hätte er gern eine Tablette gegen die noch immer vorhandenen Schmerzen im Kopf gehabt, aber die hätte er sich schon herbeizaubern müssen, und diese Macht besaß er nun mal nicht.
Nachdem er sich wohler fühlte und auch den Rest aus der Flasche getrunken hatte, dachte er darüber nach, wie es weiterging. Er wusste, dass man ihn hier nicht lebendig begraben würde. Jemand würde also erscheinen und ihn abholen.
Helene Schwarz!
Als er die Person beim letzten Mal erlebt hatte, da war ihm alles andere als wohl gewesen. Das sah nun anders aus. Er hatte gegessen, er hatte getrunken, fühlte sich zwar nicht so fit, wie es hätte sein müssen, aber er wollte sich auch nicht einfach abführen lassen wie ein Tier, das man zur Schlachtbank brachte.
Er würde sich wehren, aber er wusste, dass er dabei vorsichtig zu Werke gehen musste. Wenn die Frau wieder eintrat, dann sollte sie nicht merken, dass es ihm besser ging. Er stellte sich darauf ein, ihr etwas vorzuspielen.
Das Feuerzeug war zwar für ihn kein Lebensretter gewesen, aber er war doch froh, es bei sich zu haben. So ließ er hin und wieder die kleine Flamme aufleuchten, die dann eine zuckende Insel schaffte, ihm aber nichts anderes zeigte als die normale Umgebung dieses verdammten Kellerraums.
Inzwischen hatte er auch entdeckt, dass er nicht allein war. Es gab die kleinen Tiere, die sich stets erschreckten, wenn es hell wurde und die dann so schnell wie möglich in irgendwelchen Löchern verschwanden und dort auch blieben.
Das störte ihn nicht. Auch die Dunkelheit war ihm mittlerweile egal geworden. Nur mit der Zeit bekam er Probleme. Die Zeiger auf seiner Uhr schienen sich in ihrer Geschwindigkeit verlangsamt zu haben. Manchmal kam es ihm vor, als würden sie stehen.
Und er hatte festgestellt, dass es nicht so still war, wie man hätte meinen können. Durch den Schacht drangen die Geräusche, die davon erzählten, dass es auch Leben in diesem Ort gab.
Aber er blieb weiterhin allein mit sich und seinem Schicksal, das natürlich nicht eben fröhlich aussah.
Aber er würde dagegen ankämpfen. Die Stiche in seinem Kopf gab es zwar, aber sie ließen sich jetzt besser ertragen, und da Harry sich bewegte, kehrte so etwas wie Geschmeidigkeit in seine Glieder zurück. Er jedenfalls fühlte sich wesentlich besser, aber er durfte nicht euphorisch werden und musste verdammt aufpassen.
Harry wartete weiter. Manchmal hörte er von fern eine Stimme.
Mal hupte ein Auto, mal rollte ein Lastwagen durch den Ort, dessen Geräusche er ebenfalls mitbekam.
Wann kam sie? Und wenn sie kam, war sie dann allein, oder hatte sie sich einen Begleiter geholt?
Harry versuchte die Frau einzuschätzen, mit der er bisher nicht viel zu tun gehabt hatte. Sie war eine resolute Person, das stimmte schon, aber wie sie die Waffe gehalten hatte, ließ auf keine große Übung schließen. Bei vollen Kräften hätte er es sogar mit einem Angriff versucht. Das war ihm bei seinem Zustand zu risikoreich gewesen. Wahrscheinlich gab es keine Möglichkeit, aus dieser Klemme herauszukommen.
Die Zeit verging. Aber für ihn bedeutete das eine Verlängerung dieses Aufenthalts in der Dunkelheit, denn
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