1405 - Sei schön für den Teufel
sicheren Entfernung stehen, dann hatte sich der Rauch verflüchtigt. Auch unsere Sicht war wieder frei.
Suko und ich traten an die Liege heran. Wo die Würmer den Kopf gebildet hatten, befand sich jetzt noch eine Lache oder ein dicker stinkender Fleck.
Den Körper gab es noch. Auf ihn kam Dr. Hunter zu sprechen, als er sich zu uns stellte. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, meine Herren, aber eine Erklärung habe ich nicht. Der Körper normal, der Kopf nicht – so etwas kann ich nicht in die Reihe bringen.« Er warf einen Blick auf den Halsstumpf und schüttelte sich.
Verständlich, denn dieser Anblick brachte selbst einen Menschen wie ihn aus der Fassung.
»Das war doch kein Mensch – oder?«, fragte er mich.
»Nein, das war es nicht.«
»Was dann?«
Ich hob die Schultern. »Tut mir Leid, da kann ich Ihnen keine Erklärung geben.«
»Wollen Sie nicht?«
»Wir müssen nachforschen, was oder wer sich dahinter verbirgt. Wir kennen bisher nur den Vornamen der Frau. Sie hieß Inga, und sie soll so etwas wie eine Hexe gewesen sein.«
»Moment, Mr. Sinclair, wenn Sie so reden, dann kann ich nur bestätigen, dass diese Unperson tatsächlich eine Hexe gewesen ist. Für mich zumindest. Nach außen hin hat sie eine menschliche Schale zur Schau gestellt, aber darunter muss sie etwas anderes gewesen sein.«
Er verzog die Lippen. »Da ist alles verfault, denke ich mir.«
»Auch möglich.«
Er schaute Suko und mich an. »Und die Erklärung dafür müssen Sie beide suchen.«
Suko nickte heftig. »Das werden wir auch, Dr. Hunter. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Und was machen wir mit dem Rest?«
»Entsorgen, Doktor.«
Der Kollege schaute mich an. »Sie machen es sich leicht, aber… okay, Sie haben Recht. Wir werden den Körper noch untersuchen. Sollte uns etwas auffallen, was wiederum von der Normalität abweicht, geben wir Ihnen Bescheid.«
»Danke.«
Wir warfen keinen letzten Blick mehr auf die kopflose Leiche, sondern verließen so schnell wie möglich die Abteilung. Erst vor dem Lift sprachen wir wieder.
»Hast du eine Erklärung, John?«
Ich hob die Schultern. »Du etwa?«
»Nein, noch nicht. Es sieht, wie man so schön sagt, für uns nicht besonders gut aus.«
»Das denke ich auch.«
***
Wir fuhren wieder nach oben. Sprachen über Inga, über die Person, die nichts hinterlassen hatte. Eine Hexe sollte sie gewesen sein.
Okay, das mussten wir akzeptieren, aber wir wusste auch, dass es unter den Hexen Unterschiede gab. Wir hatten sie erlebt, und ich grübelte wirklich über den Begriff Hexe nach, der mir irgendwie nicht in den Kopf wollte. Ich konnte es nicht akzeptieren und mich nicht damit abfinden.
Genau das erklärte ich Suko, als wir vor unserer Bürotür stehen blieben.
»Was denkst du dann?«
»Es muss eine andere Erklärung geben. Diese Hexe kann sich auch nur so genannt haben, verstehst du?«
»Nein.«
»Eine Tarnung.«
»Und für was?«
»Für etwas anderes.«
Suko öffnete die Tür zum Vorzimmer, in dem sich Glenda aufhielt.
»Na, da spekulier mal weiter, Alter. Hexen, Dämonen, schwarzmagische Gestalten… das ist mit zu allgemein. Ich will was Spezielles, und ich weiß, dass es das geben muss.«
Glenda telefonierte mit Sir James. Als sie uns sah, winkte sie und reichte mir dien Hörer.
»Hier, sprich du mit ihm. Es geht um euren Hexenfall.«
»Okay.« Ich nahm den Hörer und wollte etwas sagen, aber der Chef kam mir zuvor.
»Sagen Sie, John, was ist denn da passiert? Ich hörte von Dr. Hunter, dass es einen Vorgang gegeben hat, den er sich nicht erklären kann. Aus einem Kopf wurden Würmer und…«
»Ja, Sir, so ist es.«
»Und weiter?«
»Ich kann Ihnen leider nicht viel sagen.« Eine Beschreibung des Vorgangs gab ich ihm trotzdem.
Er hörte auch kommentarlos zu, um mich anschließend zu warnen. »Seien Sie verdammt auf der Hut, John. Ich kann mir gut vorstellen, dass es noch mehr dieser Unpersonen gibt und diese… ähm … Hexe erst der Anfang gewesen ist.«
»Ja, das ist möglich.«
»Welche Spuren verfolgen Sie?«
Ich blieb bei der Wahrheit und sagte: »Bisher noch keine, Sir. Wir tappen wirklich im Dunkeln. Das ist verdammt ärgerlich, aber… tja, mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Okay, machen Sie mal.«
»Danke, Sir.«
»Und?«, fragte Glenda, als ich auflegte. »Was hat der große Meister gesagt?«
»Das Übliche.«
»Wollt ihr noch einen Kaffee? Der Anblick, den Dr. Hunter euch präsentierte, scheint ja nicht eben toll gewesen zu
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