1406 - Der neue Baphomet
mal machte ich Matratzenhorchdienst. Ich haute mich hin, löschte das Licht und hatte eigentlich vor, zu schlafen, was aber nicht möglich war. Der Grund lag an meiner inneren Nervosität, und ich fragte mich, woher die kam.
Es war kein stressiger Tag gewesen. Ich hatte nicht mit schwarzmagischen Feinden zu tun gehabt, aber das seltsame Kribbeln wollte nicht aufhören. Als wäre stets jemand da, der mir etwas vermitteln wollte.
Das war schon öfter auf sehr ungewöhnliche Art und Weise geschehen. Ich konnte mich also auf einiges einstellen, doch was dann passierte, traf mich schon überraschend.
Das Kreuz am oberen Ende blitzte auf. Es gab einen Funken, und für den Moment schickte es einen hauchdünnen Lichtstrahl in Richtung Zimmerdecke.
Ich war irritiert. Täuschung oder nicht? Nein, so etwas bildet man sich nicht ein, und plötzlich war ich wieder viel wacher als wach.
Enttäuscht wurde ich nicht, denn jetzt war die untere Seite an der Reihe. Auch vom U löste sich ein Lichtpunkt, sprang hoch und verschwand wieder.
Ich blieb nicht mehr liegen und setzte mich hin. Noch während der Bewegung reagierte oder agierte das Kreuz erneut, diesmal das rechte Ende mit dem R für Raphael.
Fehlt nur noch das G, dachte ich.
Auch dort funkte es auf, woraufhin das Licht aber schnell wieder verschwand.
Das hatte nichts mit meiner inneren Nervosität zu tun, das hatte ich mir nicht eingebildet – das hatte ich, verdammt noch mal, mit eigenen Augen gesehen!
Mir war von meinem Kreuz eine Warnung geschickt worden, ohne dass ich es aktiviert hätte, und genau das war bestimmt nicht grundlos passiert. Ob es noch mit dem Fall in Deutschlang zusammenhing, als ich mehr über Vera Monössy, der Vorbesitzerin des Kreuzes, herausgefunden hatte?
Das konnte sein, musste aber nicht stimmen, außerdem war dieser Fall abgeschlossen, und an ein Nachspiel glaubte ich eigentlich nicht.
Warum also funkte mein Kreuz SOS? Man konnte es so sehen, und ich war gespannt, wie es weiterging. Eine Minute zu warten kann sehr lang werden, das merkte ich wieder mal. Als sich nach den Sekunden nichts getan hatte, fasst ich das Kreuz an.
Ja, da war die leichte Wärme an den Enden zu spüren. Es reagierte, als würde sich in der Nähe etwas aufhalten, das einen dämonischen Ursprung hatte.
Mir blieb nichts anderes übrig, als weiterhin darauf zu warten, dass etwas geschah. Es passierte auch was, nur anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Mein Telefon schlug an. In der Stille hörte sich das Geräusch doppelt so laut an, und ich ging vom Gefühl her davon aus, dass es etwas mit dem Verhalten meines Kreuzes direkt oder indirekt zu tun hatte.
»Sinclair«, meldete ich mich mit neutraler Stimme.
»Himmel, du bist zu Hause!«
Ich erkannte die Stimme. Sie gehörte Godwin de Salier, aber der Ton seiner Stimme kam mir wie ein Hilferuf vor.
»He, was ist los, alter Freund?«
»Ich bin am Ende, John!«
Es gab mir schon einen Stich, als er das sagte. Denn so kannte ich ihn nicht. Der Templerführer war ein Mensch, der kämpfte und sich so leicht nicht unterkriegen ließ, und eine solche Bemerkung von ihm zu hören, tat mir schon weh.
»Du bist was?«
Ich hörte ihn laut atmen. Dann sagte er: »John, ich habe wohl den Fehler meines Lebens begangen.«
Oje, das klang nicht eben gut.
»Bitte erzähl!«
Was ich dann für eine Geschichte hörte, war unwahrscheinlich. Jeder Fremde, der sie gehört hätte, hätte sich an den Kopf gefasst oder den Erzähler ausgelacht. Das tat ich nicht. Unser Leben bestand eben aus zahlreichen Überraschungen, die zumeist auf der negativen Seite lagen, und als ich von der Verbindung zwischen Sophia und den vier Horror-Reitern erfuhr, wurde mir noch unwohler zu Mute.
Er sprach auch von der Veränderung des Würfels, der die Gefahr zwar gespürt hatte, der aber keine normale Warnung hatte übermitteln können.
»Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, John. Du kennst dich aus. Ich muss stetig an meine Hochzeit denken und gebe zu, dass sie ein Fehler gewesen ist und ich…«
»Nein, nein!«, unterbrach ich ihn. »Du solltest keine vorschnellen Schlüsse ziehen!«
»Aber, John. Man hat mich reingelegt. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, was da gesagt wurde. Sophia ist der wahre Baphomet. Der neue und wahre, wie auch immer. Baphomet, denk daran! Kannst du dir vorstellen, wie es in mir aussieht?«
»Ja, das kann ich.«
»Deshalb kannst du auch verstehen, wenn ich sage, dass ich am Ende bin.«
»Sehr gut sogar. Ich
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