1417 - Der Würgeengel
machst und dich weiterhin damit belastest. Irgendwann wird die Zeit kommen, in der auch Saladin reif ist. Davon bin ich fest überzeugt. Außerdem hat er nicht nur einen Feind.«
»Richtig. Da gibt es noch Assunga und ihre Hexen.«
»Die werden ihm die Vampirwelt wohl streitig machen. Davon gehe ich einfach aus.«
»Durchaus möglich«, gab ich zu. »Nur möchte ich mich nicht nur auf sie verlassen, wir sind auch noch da, und dass er mich praktisch indirekt dazu gezwungen hat, den Pfähler zu erlösen, das werde ich nie in meinem Leben vergessen.«
»Das glaube ich dir«, sagte Sheila.
»Und was hast du jetzt vor?«, wollte Bill wissen. »Gibt es schon wieder einen neuen Fall?«
Ich wiegte den Kopf und gab zu, dass sich einer andeutete.
»Lass hören.«
Ich konnte den beiden Conollys voll vertrauen und berichtete ihnen von meinem Gespräch mit Luke Russo. Sie waren ebenso skeptisch wie ich, und Bill fragte: »Glaubst du an diesen Würgeengel?«
»Es ist nicht leicht, aber ich habe vor, mich schon damit zu beschäftigen.«
Bill kannte mich. Er wusste auch, dass dabei Zeit drauf gehen würde, und rückte sofort mit seinem Vorschlag heraus. »Wenn du dich damit beschäftigst, John, werde ich dir eine andere Aufgabe abnehmen.«
»Super, und welche?«
»Die Vorbereitungen für die Beerdigung. Das ist für mich einfach selbstverständlich.«
Um meine Lippen huschte ein Lächeln. »Danke, Bill, denn ich habe schon überlegt.«
Er winkte ab. »Lass es sein, John. Das übernehme ich. Wir sind es ihm auch schuldig. Als wir gestern kurz telefonierten, hast du davon gesprochen, dass er auf demselben Friedhof sein Grab finden soll wie Lady Sarah.«
»Ja, so ist es.«
»Okay, ich denke, dass sich das machen lässt«, sagte Sheila. »Ich werde meine Beziehungen spielen lassen. Es wird am besten sein, wenn wir dort ein Grab kaufen.«
»Sicher, das machen wir«, sagte ich und drückte mich aus dem Sessel hoch.
»Ich lasse euch jetzt allein und hoffe nur, dass ich richtig durchschlafen kann. Morgen werde ich mich mal um den Würgeengel kümmern und auch um dieses Heim.«
»Wie heißt es denn?«, fragte Sheila.
»Residenz am Meer.«
Sie hob die Schultern. »Sorry, aber den Namen habe ich nie zuvor gehört.«
»Hört sich aber gut an«, meinte Bill.
»Klar. Oft ist die Fassade perfekt. Es fragt sich nur, was dahinter steckt.«
»Das brauchst du uns nicht zu sagen.«
Beide brachten mich zur Tür. Ich hatte den Rover vor der Garage abgestellt. Auf dem Weg dorthin schaute ich hoch zum Himmel, der über mir lag wie eine graue Suppe. Für Mai war das bestimmt kein Wetter. Ich ging jede Wette ein, dass es in der Nacht wieder regnen würde.
Die Conollys winkten mir noch nach, als ich den Weg zum Tor hinabfuhr. Es tat gut, solche Freunde zu haben, und ich hoffte, sie noch lange genug behalten zu können. Nichts ist für ewig, das hatte mir Mareks Schicksal wieder mal klargemacht.
Zu Hause wollte ich mich mit dem neuen Fall beschäftigen und auch im Computer nachschauen, was dort über die Residenz am Meer geschrieben stand.
Sie war sicherlich auch im Internet zu finden.
Als ich einige Zeit später hinab in die Tiefgarage rollte, eroberte bereits die Dämmerung den Himmel. Obwohl ich an diesem Tag nicht viel getan hatte, fühlte ich mich irgendwie schlapp und leicht ausgelaugt. Es war gut, früh ins Bett zu gehen und den Schlaf nachzuholen, der mir in den letzten Nächten gefehlt hatte.
Ich stellte den Rover in der üblichen Parktasche ab und machte mich auf den Weg zum Lift. Vor ihm traf ich mit einer Mieterin zusammen, die eine prall gefüllte Aktentasche trug.
Ich sah ihre müden Augen. Sie strich das Haar zurück und nickte mir zu.
»Endlich Feierabend.«
»Da sagen Sie was.«
»Der Stress wird immer schlimmer.« Sie hob die Schultern. »Es ist nicht leicht, den Menschen etwas zu verkaufen, das können Sie mir glauben.«
»Bestimmt.«
Der Lift stoppte. Die Frau schickte mir noch ein knappes Lächeln, dann stieg sie aus der Kabine.
Ich fuhr noch ein paar Etagen höher und war froh, in meine Wohnung zu kommen.
Suko und Shao wohnten nebenan. Ob ich sie an diesem Abend noch kontaktieren würde, stand noch nicht fest. Erst mal nachschauen, welche Informationen das Internet für mich hatte.
Den Schlüssel hielt ich bereits in der Hand und war auch nur noch zwei Schritte von der Tür entfernt, als ich zusammenzuckte, weil mich etwas erwischte, mit dem ich nicht hatte rechnen können.
Es war ein kaltes Band,
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