1419 - Mandragoros Mörderfee
Flughafen, der im Süden von Cork lag. Wir mussten gar nicht erst in die Stadt hinein und konnten über kleine Nebenstraßen den direkten Weg nehmen.
Da wir Zeit genug hatten, entschieden wir uns für diese Alternative.
Natürlich fuhr Suko. Das ließ er sich nicht nehmen, und er kam auch sehr schnell mit dem Wagen zurecht. Hier brauchten wir keinen Flitzer, schnell fahren war nicht drin, und auf den schmaleren Straßen, für die wir uns entschieden hatten, erst recht nicht.
Einen Plan hatten wir uns noch nicht zurechtgelegt. Wir konnten hier in Irland ohne Probleme agieren, denn Sir James hatte seine Beziehungen spielen lassen, sodass uns vom irischen Innenministerium ein Dokument zugefaxt worden war, das uns berechtigte, als britische Beamte hier Nachforschungen anzustellen, und das die irischen Kollegen anhielt, uns dabei zu unterstützen.
Natürlich hatten wir vor, den zuständigen Kollegen im Ort aufzusuchen, aber wir glaubten nicht daran, dass er darüber informiert war, was mit den Fremden geschehen war, die in Bandon Urlaub gemacht hatten.
Man nennt Irland die grüne Insel. Das traf hier voll zu. Viel Grün, prächtige Bäume. Durch den Golfstrom und dessen Wärme wuchsen in der Region sogar Palmen. Es gab Wasser genug, sodass es der Natur an nichts mangelte.
Suko war froh, sich für die nicht so schnelle Strecke entschieden zu haben. Er war ein Mensch, der gern Kurven fuhr, und das bereitete ihm selbst mit einem Ford Focus Spaß. Zudem hatten wir so gut wie freie Fahrt, denn uns kam nur ab und zu ein anderes Auto entgegen.
Wald breitete sich aus und begrünte die Hügel. Die Straße zeigte sich als graues Band, führte auf und ab, und ich hatte Muße, mich umzusehen.
Glitzern an der linken Seite fiel mir auf. Es war mal da, dann verschwand es wieder, wenn Buschwerk und Unterholz zu dicht wuchsen oder die Stämme der Bäume zu dick waren.
Aber die Straße tat uns den Gefallen, sich näher an dieses Glitzerband heranzuschieben, und so erkannte ich den wilden Bach, dem die Straße praktisch folgte, nachdem er die Deckung des Waldes verlassen hatte.
»Fahr mal etwas langsamer, bitte.«
»Noch langsamer?«
»Ich will dir was zeigen.«
»Wie du meinst, Chef.«
Suko ging vom Gas. Er tat sogar noch mehr, denn er entdeckte an der linken Seite die Lücke im Gebüsch. Dort hinein führte ein Weg, der recht breit war, und das hatte seinen Grund. Er führte zum Wildbach hin, und an seinem Ende war so etwas wie eine Anlegestelle gebaut worden. Ein Steg, der zum Anlegen einlud. In seiner Umgebung hatte man einen freien Platz geschaffen und einen Grill aus Natursteinen aufgebaut. Eine Hütte, mehr ein Unterstand auf vier Pfosten, war ebenfalls vorhanden. Alles in allem ein idyllischer Platz, an dem ich mir auch einen Grillabend vorstellen konnte.
Suko hielt an. »Willst du mir das zeigen?«, fragte er.
»Nicht wirklich.«
»Sondern?«
»Eigentlich hatte ich mir nur den breiten Bach mal kurz ansehen wollen. Es kann ja sein, dass wir ihn auch bald befahren müssen. Das gehört wohl dazu.«
Er hob die Schultern. »Wie du meinst. Wir haben ja Zeit und…«
Er streckte den rechten Arm aus. »He, was ist das denn?«
Hätten wir uns nicht unterhalten, hätten wir das Schlauchboot sicherlich schon früher gesehen. So konzentrierten wir uns erst jetzt auf das Gewässer und sahen, dass in dem Schlauchboot ein Mann saß, der eigentlich hätte paddeln müssen, was er allerdings nicht tat.
Er hockte wie eine Puppe eingeklemmt in seinem fahrbaren Untersatz, und sein Körper schwankte dabei von einer Seite zur anderen.
Wir erkannten jetzt auch, warum man hier die Anlegestelle errichtet hatte. Die Strömung führte hier vorbei und trieb die Boote an dieses Ufer, wenn sie nicht in eine andere Richtung gelenkt wurden, und genau das passierte jetzt.
Der Mann paddelte nicht. Er saß weiterhin unbeweglich und schwankte von einer Seite zur anderen, kippte dabei auch vor und zurück. Da sich das Boot der Anlegestelle rasch näherte, war es uns möglich, sein Gesicht zu erkennen. Zusammen mit seiner Körperhaltung brauchten wir keine Hellseher zu sein, um zu sehen, dass etwas nicht stimmte.
»Raus!«, rief ich nur.
Die beiden Türen des Focus flogen auf.
Plötzlich war es vorbei mit der Urlaubsstimmung, denn jetzt gingen wir davon aus, mitten in einem Fall zu stecken…
***
Ken Bullock hätte am liebsten geschrien. Das tat er nicht, dafür paddelte er um sein Leben. Er keuchte, er bewegte sich hektisch, er hatte das
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