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1419 - Mandragoros Mörderfee

1419 - Mandragoros Mörderfee

Titel: 1419 - Mandragoros Mörderfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Stamm zu umfassen, hätte es schon mehrerer Menschen bedurft. Das hatte ich bestimmt nicht vor, denn mir fiel noch etwas auf, das mit dem Baum in einem Zusammenhang stand, für uns aber ebenfalls mehr als ungewöhnlich war.
    Ob das gewaltige Wurzelwerk aus dem Boden gequollen oder gar nicht erst in die Erde hineingewachsen war, das konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Jedenfalls war es vorhanden und bildete eine schon gewaltige Plattform um den Stamm herum, die sogar erklettert werden musste. Bei meinem Staunen hatte ich mich unwillkürlich weiter erhoben, sodass mein Kinn jetzt den oberen Rand des Wulstes berührte.
    »Unglaublich«, flüsterte ich.
    Suko, der am Boden lag und am Boot entlang schaute, fragte:
    »Was meinst du damit?«
    »Der Baum. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Dass es so etwas hier gibt, ist eben unglaublich.«
    »Ja. Und sieh dir mal den Stamm genauer an. Ich weiß selbst nicht, was dort ist, aber normal scheint er nicht zu sein. Ich habe den Eindruck, dass man dort etwas hingehängt hat. Kann aber nicht erkennen, was es ist.«
    Ich nickte. Auch mir war es bereits aufgefallen. Ich konzentrierte mich auf die halbe Höhe des Stamms. Was dort hing, war nicht genau zu erkennen, aber es hing von etwas herab, und es schien mir, als hätte man eine Kette um den Stamm geschlungen.
    »Und?«
    »Das muss ich mir aus der Nähe ansehen.«
    »Okay, John, dann bleibe ich hier und gebe dir Rückendeckung.«
    Ich konnte mich auf meinen Freund verlassen, musste aber verdammt aufpassen, denn in der Dichte des Unterholzes konnten durchaus Gefahren lauern.
    Ein beklemmendes Gefühl überkam mich schon, als ich mich erhob. Ich blieb geduckt, bewegte den Kopf nach allen Seiten und ging derweil einige Schritte vor.
    Es klappte gut. Kein Bewegung in den Büschen nahe des Baumes.
    Da er von einer eigenartigen Dunkelheit umgeben wurde, die eine schwarzgrüne Aura verbreitete, hatte ich noch keinen Blick auf die Blätter werfen können. Sie gingen mir trotzdem nicht aus dem Kopf, und so fragte ich mich, um welche Art von Blätter es sich wohl handelte. Ich dachte an den toten Eddy Namara in London und wie der umgekommen war. Eine Schlingpflanze hatte ihn erwürgt.
    In diesem Moment war es durchaus vorstellbar für mich, dass es innerhalb dieses Waldes die entsprechenden Pflanzen gab und sie vielleicht sogar Teile des mächtigen Baums waren, von dessen Stamm ich weiterhin beeindruckt blieb, je mehr ich mich ihm näherte.
    Das Wurzelwerk, das den Baum umgab, kam mir vor wie ein gewaltiger Körper, der über lange, lange Jahre hinweg im Erdboden tief vergraben gelegen hatte und es dann nicht mehr dort ausgehalten hatte. Es hatte sich in die Höhe gedrückt. Ein Monster mit einem Rücken und Krallen, von denen Teile noch im Boden verankert waren.
    Ich blieb vor dieser den Baum umgebenden mächtigen Plattform stehen, maß nach und nickte beeindruckt. Um direkt an den Stamm zu gelangen, musste ich auf die Wurzelmasse klettern. Der obere Rand reichte sogar bis über meinen Gürtel hinweg.
    Ich drehte mich zu Suko um. »Alles klar«, meldete er. »Gut. Ich klettere hoch.«
    »Tu das.«
    Es war kein Problem. Ein kurzes Abstützen, ich schwang mich hoch und betrat den Rücken des »Monsters«. Es gab so viel Fläche, dass dort sogar eine Party gefeiert werden konnte. Fehlten nur noch Tische, Stühle, der Grill, das Fleisch und die Getränke.
    Ich sah den Stamm mit seiner dicken Rinde jetzt direkt vor mir, und ich erkannte endlich, womit der Stamm geschmückt worden war.
    Es waren Gegenstände aus dem Alltag der Menschen. Das heißt, nicht alle, denn die alte Pistole und die Messer gehörten nicht unbedingt dazu. Dafür Handys, ein Transistorradio und auch einige Zeitschriften, die vergilbt und angefressen waren.
    All die Gegenstände hingen an einem Band, das um den mächtigen Stamm geschlungen worden war.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Auf den ersten Blick war der Sinn nicht herauszufinden. Da musste ich schon nachdenken und auch meiner Fantasie freien Raum lassen.
    Der Baum war Natur! Er war ein mächtiges Denkmal der Jahrhunderte, doch geschmückt hatte man ihn mit Gegenständen aus der modernen Zeit. Wem gehörten sie? Oder wem hatten sie gehört?
    Ich fand keine Antwort auf diese Frage, nur dieser Gegensatz zwischen Natur und Technik lag offen vor mir. Ich dachte auch darüber nach, ob die Menschen wohl noch lebten, denen all diese Dinge gehörten, oder ob sie so etwas wie Grabsteine einer

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