1420 - Der Geisterhenker
John sein Handy nicht immer eingeschaltet hat.«
»Ist mir klar.«
Wieder hatte sich das Schicksal eine andere Wendung ausgedacht, denn Suko musste den Anruf zurückstellen, weil sich das Telefon auf dem Schreibtisch meldete.
Der Inspektor hob schnell ab.
»Ah, Sie sind es, Mr Baker.«
»Ja, ich. Ich wollte nur fragen, ob Ihr Kollege in der Wohnung der toten Beth Ingram etwas gefunden hat, was uns weiterbringt. Vielleicht hat er Sie ja informiert.«
»Nein, das hat er nicht. Aber haben Sie von der Wohnung gesprochen?«
»Klar und deutlich.«
»Und John Sinclair wollte dorthin?«
»Genau.«
»Das wusste ich nicht. Mir hat er mitgeteilt, dass er ins Büro fahren würde.«
»Dann hat er es sich eben anders überlegt. Ich habe ihm noch einen Mitarbeiter geschickt, damit dieser das Siegel lösen kann. Jim Fieldman ist ein vertrauenswürdiger Mann.«
»Das glaube ich Ihnen gern, Mr Baker. Sagen Sie mir die Adresse der Toten?«
»Gern.« Baker gab sie durch.
»Okay, ich werde mich darum kümmern.«
»Dann halte ich mich zurück.«
»Tun Sie das.«
Das Gespräch war beendet. Als Suko den Kopf leicht anhob und zu Glenda sah, da entdeckte er den ersten Ausdruck in ihren Augen.
»Mein Gefühl hat mich nicht getrogen, Suko. Ich glaube fest daran, dass da etwas nicht stimmt.«
»Ich inzwischen auch.« Suko schnellte fast von seinem Stuhl hoch.
»Zum Glück ist es nicht sehr weit. Halte du hier die Stellung.«
»Das mache ich doch glatt.«
Mehr musste Glenda nicht sagen. Suko hatte mit schnellen Schritten das Büro verlassen und ließ eine Frau zurück, deren Gesicht von Sorgenfalten gezeichnet war…
***
Jim Fieldman hatte nur einmal zugeschlagen, und dieser Treffer hatte genügt. Wie vom berühmten Blitz gefällt, war der Kollege Sinclair zusammengebrochen. Er lag am Boden wie ein Häufchen Elend und würde sich so bald nicht mehr erheben.
Fieldman hatte genau das getan, was ihm sein großer Herr und Meister aufgetragen hatte. Deshalb konnte er mit seiner Tat mehr als zufrieden sein.
Um sicher zu gehen, trat er noch etwas näher an Sinclair heran und bückte sich ihm entgegen.
Zwischen den blonden Haaren schimmerte ein dunkler Fleck auf der Kopfhaut. Dort war die Haut durch den heftigen Schlag aufgeplatzt und hatte den Weg für einige Blutspritzer freigemacht.
Fieldman lächelte zufrieden. Er richtete sich wieder auf. Wenn man ihm jetzt befohlen hätte, den Bewusstlosen in den Kopf zu schießen, er hätte es getan, aber sein großer Lenker hatte andere Pläne mit ihm und dem Geisterjäger.
Fieldman hörte wieder dessen Stimme. Sie befand sich in seinem Kopf. Trotzdem drehte er sich um, weil er glaubte, dass der Mann mit der Glatze in seiner Nähe stand.
Er sah nur Sinclair am Boden liegen. Von einem anderen Besucher entdeckte er nichts.
»Gut gemacht, mein Freund!«
»Danke.«
»Aber leider muss ich dich nun enttäuschen.«
»Warum?«
»Weil du nicht mehr nötig bist. Ich könnte dich jetzt aus meiner geistigen Kontrolle entlassen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Ich möchte es nicht. Es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Welche ist das?«
Er hörte ein Lachen und wenig später erneut die Stimme in seinem Kopf. »Du hältst ja deine Waffe noch in der Hand, mein Freund.«
»Ja, das tue ich.«
»Dann heb sie an und öffne deinen Mund. Wenn du das getan hast, schiebst du den Lauf hinein.«
Es war ein gnadenloser Befehl, der schließlich zum Selbstmord führen würde. Aber Fieldman war nicht in der Lage, sich ihm zu widersetzen.
Er tat, wie ihm geheißen. Er öffnete den Mund so weit wie möglich, und einen Moment später verschwand die Mündung in der Höhle. Der rechte Zeigefinger des Polizisten lag bereits am Abzug.
»So ist es gut, mein Freund. Danke noch mal, dass du mir den Gefallen getan hast. Aber das ist vorbei. Und jetzt drück ab!«
Eine Sekunde nachdem der Befehl gegeben worden war, peitschte der Schuss auf. Die Kugel drang in den Rachen des Mannes und fuhr schräg in den Kopf hinein.
Wie John Sinclair zuvor, so brach jetzt der Polizist Jim Fieldman zusammen. Auch er blieb starr am Boden liegen, wobei es einen Unterschied zu Sinclair gab.
Jim Fieldman war tot…
***
Suko war jemand, der sich nicht so schnell nervös machen ließ. Er behielt auch in den gefährlichsten Situationen den Überblick, aber in diesem Fall spürte er schon eine innere Unruhe. Dass John sich nicht gemeldet hatte, war schon ungewöhnlich. Dabei hatte er versprochen, zum Büro zu fahren.
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