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143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs

Titel: 143 - Die Höllenfahrt des Geisterzugs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hoch kam, kannten sie sogar die Bedeutung der drei Sechsen. Doch sie hatten den Ursprung all dieser Kleinigkeiten vergessen, die in früheren Zeiten für .viele lebensnotwendig, heute indes nur noch unbewußte Gewohnheit waren. Im Zeitalter des Mondflugs und ungeheurer Atomwaffenpotentiale in Ost und West, so glaubten sie jedenfalls, hatten Dämonen ihre Macht und ihre Existenzberechtigung verloren.
    Nur einige, die zugegen gewesen waren, als der Mann an der Tür starb, unterstützten Burian. Ohne daß es geplant worden wäre, bildete sich so innerhalb kürzester Zeit eine kleine Gruppe von Männern und Frauen heraus, die zumindest ahnten, was es bedeutete, dämonischen Mächten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Sie versuchten zu helfen, wo es nötig war, die anderen Passagiere zu beruhigen oder auch vor Dummheiten zu bewahren, die aus der Verwirrung heraus geboren wurden. Zu glauben, daß der Zug sich womöglich längst auf einer Ebene befand, die dem menschlichen Wahrnehmungsvermögen gemeinhin verschlossen blieb, fiel allerdings auch ihnen schwer. Sie ließen Burian Wagner gewähren, halfen, auf Wände, Lüftungsklappen und an die Decke Dämonenbanner zu malen - aber wahrscheinlich nur, weil sie darin den Strohhalm sahen, an den sich ihre Hoffnungen klammern konnten.
    Es wurde zunehmend ruhiger. Nur hin und wieder ertönte noch eine laute, aufgebrachte Stimme, die die anderen anzustacheln versuchte. Nahezu alle Fahrgäste hatten sich in die Abteile begeben. Einige versuchten zu schlafen, zogen die Vorhänge vor, doch sie fanden nicht wirklich Ruhe. Jemand weinte, begann gleich darauf herzerweichend zu schluchzen.
    „Tun Sie das nicht!" wurde Burian von Wilhelm Meier zurückgehalten, als er nach dem Rechten sehen wollte. „Lassen Sie die anderen sich darum kümmern, die brauchen eine Ablenkung."
    Sie standen im Gang und starrten in die wogende Schwärze hinaus, suchten verzweifelt wenigstens einen Anhaltspunkt, um zu erkennen, wo sie sich befanden. Aber das einzige, was sie sahen, waren hin und wieder fahle Lichterscheinungen, Eruptionen gleich, die in größerer Entfernung aufbrachen. Der Obergefreite hatte sich zu ihnen gesellt. Er besaß eine kleine, handliche Taschenlampe, deren Lichtstrahl jedoch schon von den Scheiben reflektiert wurde.
    „Vielleicht befinden wir uns längst auf dem Weg in die Hölle", bemerkte er zynisch.
    Burian empfand den Scherz nicht als solchen. „Was würden Sie sagen, wenn Sie irgendwann feststellen müßten, daß Sie recht haben?" erwiderte er.
    Der Mann schwieg betroffen.
    Das Schnaufen der Lok war wieder lauter zu vernehmen. Als fahre der Zug durch einen Tunnel, dessen Wände rasch enger zusammentraten. Eine hellere Felswand schien sich im Nebel abzuzeichnen.
    Auch in einem der Abteile war man auf die Erscheinung aufmerksam geworden. Ein Poltern ertönte, dann aufgebrachte Stimmen, ein Mann fluchte laut, und ein Mädchen schrie hysterisch auf. Das Poltern wiederholte sich, ging in das Klirren einer Fensterscheibe über.
    „Da versucht jemand, ein Fenster zu öffnen." Burian rannte los. Doch er kam zu spät, konnte das Entsetzliche nicht mehr verhindern. Der Nebel drang durch das geborstene Glas in das voll besetzte Abteil ein. Die am Fenster gesessen hatten, versuchten noch vor den anderen, die Tür zu erreichen und stürzten förmlich übereinander. Innerhalb von Sekunden hüllte der Nebel das schreiende und kreischende Knäuel aus ineinander verstrickten Leibern ein und erstickte jeden Laut. Die folgende Stille verbreitete namenloses Grauen. Burian war zutiefst betroffen. Ohne es zu wollen, mußte er jetzt die Verantwortung für Leben und Gesundheit von noch mehr als 40 Menschen übernehmen. Der Nebel füllte mittlerweile das Abteil völlig aus und begann, unter der Tür hervorzuquellen. Mit zitternder Hand malte Burian Drudenfüße auf den Boden und die Tür, und die Schwärze zog sich prompt zurück. Doch für wie lange? Er wollte gar nicht daran denken, daß sein Kreidevorrat zu Ende ging.
    „Wir müssen endlich etwas unternehmen, was Hand und Fuß hat." Er wandte sich dem Schaffner zu: „Besteht eine Möglichkeit, die Waggons von der Lok abzukuppeln? Der Lokführer und der Heizer sind vermutlich nicht mehr am Leben. Luguri hat sie als erste in seine Gewalt gebracht."
    „Wer ist Luguri?" warf der Obergefreite ein.
    „Der Erzdämon und Fürst der Finsternis", erwiderte Burian. „In gewisser Hinsicht sogar die Verkörperung des Bösen an sich. Aber nehmen

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