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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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davon.
    Einzelne Worte des Getuschels drangen bis an Calundulas Ohr: Die Drei hatten einen Befehl der Herrin ausgeführt und irgend jemanden in den Wald gebracht.
    Sharan winkte, die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung.
    Nach einer weiteren Stunde gelangten sie in einen Waldhang. Von fern schnatterte ein aufgescheuchter Wasservogel. War der Große Fluss schon so nahe? Kurz darauf ein lang gezogener, durchdringender Schrei, der erst nach und nach verröchelte und schließlich ganz verstummte. Calundulas Herz stolperte.
    Langsamer, hallte es durch ihren Schädel. Leiser…
    Sie schlichen durchs Unterholz. Calundula zitterte. Hinter sich hörte sie PXL stöhnen und Suse von Coellen schluchzen.
    Der Junge vor ihr klapperte mit den Zähnen.
    Trotz ihrer Angst bewegten die sieben Menschen sich fast geräuschlos voran. Kaum ein Ast brach, kaum raschelte das Laub. Im Nacken spürte Calundula den warmen Atem des Geliebten. Seine große fleischige Hand war feucht von Schweiß. Die Königin an der Spitze der kleinen Kolonne hob die Rechte. Stehen bleiben…
    Sie standen still. Ein Windhauch ging durchs Laub. Noch immer schluchzte die junge Frau. Calundula hörte, wie Guur sie anfauchte. Das Schluchzen verstummte. Von hinten drängte PXL an seine Geliebte heran, von vorn der Halbwüchsige.
    Calundula bedauerte, seinen Namen vergessen zu haben.
    Auf einmal leuchtete es im Unterholz auf. Lichtpunkte nur, so groß wie Trilithiumchips. Vier zählte Calundula zunächst, dann sechs, dann acht. Sie kamen näher, es knackte und raschelte im Gebüsch.
    Augen! Calundula gefror der Atem in den Lungen. Augen wilder Tiere leuchteten dort im Unterholz! Schlagartig begriff sie.
    Sharans Lampe flammte auf. Der Lichtkegel riss stumpfe, klobige Pelzschädel, stämmige Läufe und gedrungene, schwarzbraune Körper aus der Dunkelheit.
    Rottmards! Vier Rottmards! Die sieben Menschen wichen einen Schritt zurück. Ihr bleibt stehen, dröhnte es durch Calundula Schädel. Die Sieben standen still und drängten sich aneinander.
    Die Hundemutanten waren groß wie einjährige Wakudakälber. Knotige Muskelstränge überzogen ihre pelzlosen Hinterteile. Sie standen still und belauerten die nächtlichen Wanderer. Nur ihre armdicken nackten Schweife – doppelt so lang wie ihre Körper – begannen erst, sich wellenförmig zu bewegen, und dann rechts und links ins Unterholz zu peitschen.
    Calundula sah klar: SIE hatten die Rottmards angelockt. SIE hatten einen Köder gelegt – einen Marienthaler Bunkergenossen vermutlich –, SIE hatten sieben Männer und Frauen gezielt durch die Nacht an diesen Ort des Todes gelockt. Sollten sie etwa im Kampf gegen Rottmards trainiert werden?
    »Geh zu ihnen, Peeicks’ell«, flüsterte Sharan.
    Einen Atemzug lang wich alle Kraft aus Calundulas Gliedern. An ihrem Körper spürte sie, wie die Gestalt PXLs sich straffte. Er trat aus der Gruppe und versuchte sich von Calundulas Hand loszumachen. Calundula hielt ihn nur noch fester.
    »Hörst du nicht, was ich dir gebiete, Peeicks’ell? Geh zu den Tieren!«
    Calundula trat ihm in die Kniekehle und fischte zugleich ein Kombi-Instrument aus ihrer Beintasche. PXL knickte zusammen, Calundula tat, als wollte sie ihn auffangen, und rammte ihm blitzschnell ein Skalpell in die Wade. Er schrie auf und brach endgültig zusammen.
    Böses Knurren erhob sich. Die vier Rottmards rückten näher, ihre Schweife peitschten ins Gestrüpp. Es prasselte und knallte durch die Dunkelheit.
    »Was ist hier los?« Beide standen sie mit einem Mal hinter Calundula: Guur und Sharan.
    »Ein Tier muss ihn gebissen haben«, keuchte Calundula.
    »Vielleicht eine Schlange…« PXL wimmerte und stöhnte vor Schmerzen. Er war noch nie besonders hart im Nehmen gewesen.
    Sharan richtete ihre Lampe auf seine Beine: Eine Wunde klaffte im rechten Unterschenkel, ein dunkler feuchter Fleck wuchs um sie herum im Hosenstoff.
    »Geh du!« zischte Guur. Er deutete auf den Halbwüchsigen.
    »Los! Geh zu ihnen!«
    Der Junge begann leise zu jammern, gehorchte aber. Schritt für Schritt arbeitete er sich durchs Unterholz, und mit jedem seiner Schritte fühlte Calundula sich schlechter. Bald trennten ihn nur noch ein paar Meter von den Rottmards. Die duckten sich wie zum Sprung.
    »Zurück!« Sharan deutete mit dem Lampenstrahl zum Hang hinauf. »Schnell, zurück! Beeilt euch!«
    Calundula half ihrem Geliebten auf das unverletzte Bein. Er stützte sich auf ihre Schulter, und gemeinsam schleppten sie sich der Gruppe hinterher.

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