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1441 - Der Seelenfluss

1441 - Der Seelenfluss

Titel: 1441 - Der Seelenfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein.
    »Wir können fahren.«
    »Sehr gut«, sagte Suko und stellte den Motor an, während sich das Tor schon automatisch öffnete. Zwei Flügel schoben sich langsam nach innen. Sie gaben einen Weg frei, der direkt zum Haus führte und einen winterlichen Garten durchschnitt.
    Susa saß neben Shao und schaute dabei stur nach vorn. Ihr Mund wirkte verkniffen, weil die Lippen so fest aufeinander lagen. Begeistert schien sie über ihre Rückkehr nicht zu sein.
    Shao sprach sie an. »Fühlst du dich wohl?«
    Susa schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Mein Vater mag mich nicht. Er wird sich nicht freuen, wenn ich wieder bei ihm bin.«
    »Das kann sich ändern«, erwiderte Shao lächelnd. »Väter sind manchmal komisch.«
    »Nein, nicht bei mir, das kann ich dir sagen. Man spürt das. Ich habe es schon immer gespürt.«
    »Ja, natürlich.« Für Shao war es besser, wenn sie in Deckung ging.
    So tauchte sie wieder ab, und sie fragte sich gleichzeitig nach dem Grund. Eigentlich war es Schwachsinn, so zu reagieren. Sie benahm sich, als wäre die Person, die sie besuchten, verdächtig, was allerdings auch sein konnte, wenn sie über Susas Verhalten nachdachte und darüber, was die junge Chinesin erlebt hatte. Als normal konnte man das nicht bezeichnen. In ihrem eigenen Elternhaus hatte sie diesen Filmriss erlebt und war erst in einer fremden Wohnung erwacht.
    In der Zwischenzeit hätte man wer weiß was mit ihr anstellen können. Möglicherweise war das sogar geplant gewesen, und nur ein Zufall war ihr zu Hilfe gekommen.
    Shao war mehr denn je davon überzeugt, dass es rund um Susa und ihren Vater ein Geheimnis gab, in dem der Schamane die Hauptrolle spielte.
    Suko fuhr bereits langsamer. Dann verließ er den Weg und lenkte den BMW nach rechts. Die Reifen erzeugten ein knirschendes Geräusch, als sie über den Teppich aus kleinen, losen Steinen rollten.
    Als Shao ihren Kopf drehte, um in die Höhe zu schauen, sah sie Susa in einer starren Haltung hocken. In ihrem Gesicht gab es so gut wie keinen Ausdruck, doch sie glaubte, in den Augen das Glitzern von Tränen zu sehen.
    Das junge Mädchen hatte Angst. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Und es wusste vielleicht mehr, als es hatte zugeben wollen.
    Suko stellte den Motor ab.
    Es wurde still.
    In diese Stille hinein erklang Shaos Stimme. »Bitte, Suko, gib gut Acht auf die Kleine.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Susa öffnete schon die Tür. »Danke für alles, Shao. Du bist sehr lieb gewesen.«
    »Schon gut. Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    »Das hoffe ich.«
    Zwei Türen wurden fast gleichzeitig zugeschlagen, und Shao blieb allein im Wagen zurück. Noch veränderte sie ihre Lage nicht. Sie wollte abwarten, bis die beiden im Haus verschwunden waren. Erst danach hatte sie vor, sich auf dem Grundstück umzusehen, denn hier im Auto hocken zu bleiben gefiel ihr gar nicht.
    Auch sie war eine Frau, die auf ihre Gefühle achtete. Positiv sah sie die im Moment nicht an. Es gab keinen Grund, locker zu sein, obwohl sie keinen Feind sah. Dieses Haus inmitten der kalten Nacht machte auf sie nicht nur einen verschwiegenen, sondern auch einen feindlichen und gefährlichen Eindruck. Außerdem fühlte sie sich ziemlich allein und auf verlorenem Posten, und genau das wollte sie ändern. Es war ja noch jemand an diesem Fall beteiligt, und genau den würde sie jetzt anrufen und ihm einiges erklären. Wie sie John Sinclair kannte, würde er sich sofort auf den Weg machen, falls er diesen Fall nicht von einer anderen Seite angehen musste.
    Daran jedoch glaubte sie nicht so recht. Erst wenn der Anruf hinter ihr lag, wollte sie den Wagen verlassen und sich in der Nähe des Hauses genauer umsehen…
    ***
    Um den Eingang zu erreichen, mussten sie eine breite Treppe hochsteigen, die aus vier Stufen bestand.
    Susa fühlte sich nicht nur unwohl, sie hatte auch Angst und fasste deshalb nach Sukos Hand.
    »Wenn ich mit ihm allein bin, wird es schlimm«, flüsterte sie.
    »Nein, du musst das nicht so eng sehen.«
    »Doch, das muss ich.«
    »Und deine Mutter?«
    Susa zuckte mit den Schultern. Sehr leise sagte sie dann: »Meine Mutter geht ihre eigenen Wege. Sie werden ihr vorgeschrieben und sind gar nicht so eigen. In einem Teil des Hauses hat sie zwei Zimmer bekommen. Sie kümmert sich nicht um mich. Sie ist fast immer allein und in ihrer eigenen Welt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Vater sie unter Drogen hält.«
    »Hm. Warum sollte er das tun?«
    »Um freie Bahn zu haben. Meine Mutter

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