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1446 - Der Eis-Schamane

1446 - Der Eis-Schamane

Titel: 1446 - Der Eis-Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie aufmerksam werden.
    Es stellten sich ihr zusätzliche Fragen, die sich nicht direkt um die Gestalt drehten. Wusste er über sie Bescheid? War er nur deshalb erschienen, um sie aufzusuchen?
    Das Vogelmädchen reagierte wieder normaler, und es fing an, die Gestalt zu akzeptieren. Sie war zwar unnatürlich, schon unglaublich, aber war sie das nicht auch? Welcher Mensch rechnete schon damit, ein Mädchen mit Flügeln zu sehen? Und wer glaubte daran, einen ausgewachsenen Mann mit einem Vogelkopf zu Gesicht zu bekommen?
    Beides war unwahrscheinlich, aber beides existierte.
    Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Mal dachte sie an sich selbst, mal an den anderen, und es war sogar möglich, dass es eine Verbindung zwischen ihnen beiden gab. Ihr fiel das Labor ein, in dem man mit ihr in den ersten Jahren ihres Lebens experimentiert hatte, und sofort fragte sie sich, ob mit dieser Gestalt vor dem Fenster vielleicht das Gleiche passiert war.
    Eine Antwort konnte sie sich nicht geben, jedoch in Augenblicken wie diesem wünschte sich Carlotta ihre Ziehmutter Maxine herbei.
    Das Zeitgefühl war Carlotta verloren gegangen. Deshalb wusste sie auch nicht, wie lange sie an der Tür gestanden und auf das Küchenfenster gestarrt hatte. Minuten waren es sicherlich. Der Vogelkopf glotzte immer noch mit seinen starren Augen in das Zimmer.
    Die vergehende Zeit brachte bei ihr auch eine Besserung. Der Druck wich, und sie war in der Lage, wieder normal durchzuatmen.
    Zudem traf der Besucher keinerlei Anstalten, die Scheibe durch kräftige Schnabelhiebe zu zerstören. Er stand nur da und wartete.
    Carlotta dachte wieder an Maxine. Die hatte sie nicht voll eingeweiht. Das Vogelmädchen wusste nur, dass die Tierärztin einem Phänomen auf der Spur war, bei dem ihr John Sinclair zur Seite stehen sollte. Ob der Vogelmann und Maxines Phänomen zusammengehörten, wusste sie nicht. Sie ging jedoch davon aus, dass es zutraf.
    Dann war der Schatten, den Maxine gesehen hatte, also dieser Vogel hier hinter der Scheibe.
    Jetzt hätte Maxine hier im Haus sein müssen. Und auch John Sinclair, den Carlotta ebenfalls mochte. Die Welt war mal wieder auf den Kopf gestellt worden. Niemand hatte wohl bisher die Mutation so deutlich gesehen wie Carlotta.
    Waren sie Gefährten im Geiste? Und nicht nur das, auch irgendwie im Aussehen?
    Sie konnte davon ausgehen. Zwar hatte sie die Gestalt noch nicht in Gänze gesehen, dass sie allerdings mit Flügeln ausgestattet war, konnte sie sich sehr gut vorstellen.
    Was hatte der Besucher vor?
    Die Küche schien für ihn wirklich interessant zu sein, denn der Vogelmensch konnte seinen Blick nicht davon lösen. Er bewegte jetzt den Kopf. Carlotta glaubte, eine kratzendes Geräusch zu hören, als der Schnabel über die Fensterscheibe schabte.
    Dann ging ein Zucken durch seine Gestalt. Auf dem Rücken bewegte sich etwas, und Carlotta erkannte die Umrisse von Flügeln!
    Und dann tat der Besucher das, was Carlotta von ihm erwartete.
    Er stieg in die Höhe!
    Nicht sehr schnell, nicht hastig. Er ließ sich Zeit dabei und setzte zu einem langsamen Flug an. Die Bewegungen der Flügel sahen schwach aus, und so schien er nur mit großer Mühe in die Höhe zu steigen.
    Erst als er den Blicken des Vogelmädchens entschwunden war, atmete es auf.
    Carlotta blieb im Flur stehen. Sie wurde von einer leichten Übelkeit gepackt und fand Halt an der Wand.
    Den Vogel sah sie nicht mehr. Aber sie konnte nicht davon ausgehen, dass er ganz verschwunden war. Wahrscheinlich hatte er sich einen anderen Platz ausgesucht und wartete darauf, was noch geschehen würde.
    Es war für ihn sicherlich kein Problem, ins Haus einzudringen. Mit dem scharfen Schnabel würde er eine Fensterscheibe leicht einschlagen können.
    Da sie nichts hörte, konnte sie den Gedanken daran eigentlich vergessen. Das gab ihr etwas Mut. Dann dachte sie an eine andere Möglichkeit. Er konnte auch in der Nähe lauern und warten. Und zwar auf eine Person, die noch unterwegs war.
    »Mein Gott, Maxine…«, flüsterte sie. Es war, als hätte man in ihrem Kopf einen Schalter umgelegt. Ja, nicht sie war das Opfer, sondern Maxine.
    Carlotta bekam eine trockene Kehle, als sie sich mit diesem Gedanken beschäftigte. Sie überlegte, ob sie ihre Ziehmutter über das Handy warnen sollte. Zumindest war das eine Möglichkeit. Sie wollte sich jedoch zunächst umsehen und nach dem Besucher Ausschau halten. Es war möglich, dass er wieder gelandet war. Er konnte auch vor dem Haus lauern und

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