145 - In den Fängen der Dämonenspinne
schnell wie möglich wieder zurück
zu sein ... «
Olbitras zuckte die Achseln. »Dann eben nicht.
Natürlich - da haben Sie recht. Frauen soll man nicht warten lassen. Vor allem
nicht - wenn sie schon im Bett liegen !« Er lachte
schallend und schlug Tony Stanton mit der flachen Hand auf die rechte Schulter.
Der Schlag war nicht von schlechten Eltern. Da mußte man schon Standfestigkeit
haben. Er ließ die Kraft ahnen, die in diesem gedrungenen Körper steckte.
Die beiden Männer rechneten ab.
Es war eines von Olbitras ’
Prinzipien, Rechnungen grundsätzlich sofort und bar zu begleichen. Die Endsumme
rundete er mit einem Zehn-Dollar-Schein auf. »Als Zuschlag - für die
Nachtarbeit. Die liegt schließlich außerhalb jeder tariflichen Situation .« Er lachte. Tony Stanton konnte sich überhaupt nicht daran
erinnern, diesen Mann jemals ernst gesehen zu haben.
Der Farmer begleitete Stanton nach draußen.
Olbitras ließ den Blick in den sternenübersäten und
vollmondbeschienenen Himmel schweifen. »Eine wunderbare Nacht«, sagte er. Seine
weißen Zähne blitzten in der Dunkelheit. »Zu schade für die Arbeit - aber auch
zu schade zum Schlafen. Ich setze mich noch ein bißchen vor’s Haus, strecke die Beine aus, hör’ mir das Zirpen der Grillen an und nippe noch
an einem Whisky. Schade, daß Sie nicht mitmachen, Tony . .. Grüßen Sie ihre Frau von mir! Und bitten Sie sie um Entschuldigung, daß ich
Sie so lange mit der Arbeit aufgehalten habe .«
Tony Stanton öffnete die Tür seines
Combi-Fahrzeugs und ließ sich müde hinter das Steuer plumpsen. »Gute Nacht,
Mister Olbitras ! Und nochmals vielen Dank! Sie sind
immer sehr großzügig .«
Der Farmer winkte ab.
Stanton startete, schaltete die Scheinwerfer
ein, stieß rückwärts und zog den Wagen herum.
Im Hof zwischen den Gebäuden trotteten vier
Schäferhunde herum. Scharfe, abgerichtete Tiere. Tony Stanton jedoch beachteten
sie nie. Der gehörte gewissermaßen - fast wie die Bewohner - in dieses Haus.
Die Tiere hatten einen ausgezeichneten Instinkt.
Im Schrittempo fuhr Tony auf das geschlossene
Gatter zu. José Olbitras zog die beiden Gatter auf die Seite, um
Stanton den Weg freizumachen. Noch ein letztes Winken, dann gab Tony Gas.
Der Mechaniker fuhr den holprigen Weg zur
Straße vor.
Hier, außerhalb des Gatters, hinter dem die
Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Farm lagen, dehnten sich links und rechts die
saftigen Weiden der Olbitras ’ aus.
Wenn man sich in diesem Teil des Tals befand,
mochte man nicht glauben, daß das steinige Stanville, in dem Baum, Strauch und
selbst das Unkraut Mühe hatten groß zu werden, nur gute acht Meilen von hier
entfernt lag.
Dies war der äußerste Rand des Dorfes. Alles
Farm- und Weidegelände.
Der Boden war glatt, hart und ließ eine
schnellere Geschwindigkeit zu.
Hoffentlich hatte Mary die depressive
Stimmung abgelegt. Er mochte nur wissen, was sie hatte . . .
Eine hölzerne Brücke führte über einen Bach,
der den Olbitras ’ gehörte. Die Bretter rumpelten
unter den Reifen.
Eine halbe Meile weiter befand Stanton sich
endlich auf der direkt nach Stanville führenden Hauptverkehrsstraße.
Links und rechts säumten Bäume die Allee, die
zwischen den Felsen mündete, hinter denen der Ort lag.
Bis dahin aber waren es noch gut sechseinhalb
Meilen.
Die Straße lag leer und verlassen. Um diese
Zeit kam niemand mehr nach Stanville, und es fuhr auch niemand mehr weg.
Aber doch! Da vorn kam ihm ein Fahrzeug entgegen ...
Es näherte sich verhältnismäßig schnell. Die
Scheinwerfer des entgegenkommenden Autos wurden größer.
Tony Stantons Lippen verhärteten sich.
»Verdammter Idiot«, knirschte er und ärgerte
sich gleich, daß er selbst die Fassung verlor.
Der ihm entgegenkam, fuhr wie ein Wahnsinniger.
Außerdem viel zu weit links.
Stanton lenkte seinen Wagen rasch nach rechts
an den Fahrbahnrand und verringerte automatisch die Geschwindigkeit.
Der andere war offensichtlich betrunken. Ein
normaler Mensch fuhr nie einen solchen Stil.
Dann war das entgegenkommende Fahrzeug direkt
vor ihm.
Stanton fuhr zusammen.
Den Wagen kannte er! Das war sein Zweitwagen
- und der wurde meistens von Sandra benutzt...
Das Blut schien in seinen Adern zu gefrieren.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah er den
Fahrer hinter dem Steuer. Nein, es war eine - Fahrerin.
Ein bleiches Gesicht. Rund und wohlgenährt
und doch auf entsetzliche Weise verändert. Die Augen starr wie eine
Hypnotisierte. Das Haar zerwühlt, als
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