145 - In den Fängen der Dämonenspinne
bin ich drüben
.. . «
»Gut, Mister Malcolm. Dann bis nachher . .. «
Iwan machte auf dem Absatz kehrt und ging
nach unten. Die Treppe ächzte unter seinen Schritten. Das Holz war alt, die
Treppe nicht mehr die beste. Wahrscheinlich stammte sie noch aus der Zeit, als
wilde Burschen hier hochstürmten in die Zimmer der leichten Mädchen, die nur
allzu bereit waren, ihnen auf jede nur erdenkliche Weise die gefundenen Nuggets
wieder abzunehmen.
Der Russe verließ das Saloon-Hotel, schlenderte
über die breite, staubige Straße und stand wenig später vor dem
braungestrichenen Tor, auf dem in weißer Schrift -CHARLEY’S CHICKEN FARM< zu
lesen stand.
Es roch appetitanregend nach gebratenen
Hähnchen.
Leise Musik, Stimmen und Lachen drangen an Kunaritschews
Ohren. X-RAY-7 stieß die Tür auf. Er meinte im ersten Moment in einen
verkleinerten Hühnerstall zu treten. Das war der Flur. Dort hing eine
überdimensionale Speisekarte. Auf braunem Untergrund tummelten sich sehr sexy
gezeichnete Hennen und Hähne, die den Eintretenden lüstern anguckten. Die
Gerichte auf der Karte waren von eins bis neunundvierzig numeriert.
Insgesamt gab es bei Charley neunundvierzig Chicken-Spezialitäten. Jedes eine Offenbarung, wenn man der
fettgedruckten Bemerkung unter der Aufzählung Glauben schenken durfte.
Das Gemisch der unterschiedlichen Kräuter,
die offenbar für diese Gerichte Verwendung fanden, stieg wohlduftend in Iwans
Nase.
Da zog es einen unwillkürlich weiter. Nach
links um den Mauervorsprung herum - und dann stand man in einem noch größeren
Stall. Die Wände waren grob und weiß getüncht, rundum liefen dicke, breite
Balken, auf denen ausgestopftes Federvieh hockte.
Die winzigen Fenster waren vergittert. Die
Decke war nicht sehr hoch.
Wenn Kunaritschew sich auf die Fußspitzen
stellte, berührte er sie mit dem Kopf.
Das originelle Lokal war die Stammkneipe der
Einwohner von Stanville und ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen.
Für den Fall, daß weder die Einwohner noch
die Touristen zahlreich genug erschienen, hatte Charley immer noch seine Farm, auf der er Tausende von Hühnern züchtete, von denen er
zunächst die Eier und schließlich sie selbst als Poularden weiterverkaufte.
Im Restaurant gab es zwei Bedienungen. Ein
schmales, dunkelhaariges Mädchen mit sinnlichen Lippen und einem immer
lächelnden Mund.
Die attraktive Morna Ulbrandson, die auf
einem zwei Meter langen Spieß mehrere braungebrannte Hähnchen durch das düstere
Lokal schleppte und zu einem großen Tisch brachte, an dem offensichtlich eine
Geburtstagsgesellschaft von zehn Personen saß. Dort hinten ging es fröhlich und
laut zu.
Iwan Kunaritschew durchquerte das Lokal.
In der Nähe der großen Tafel gab es noch
einen kleinen, klobigen Tisch, an dem gerade zwei Personen sitzen konnten.
Auf den steuerte X-RAY-7 zu.
Die Schwedin ließ die Hähnchen in die
vorbereiteten Körbe plumpsen und schleppte dann den Spieß zu dem in die Ecke
eingebauten, offenen Grillkamin zurück. Dabei registrierte sie die Ankunft
ihres Kollegen.
Mit einer kaum merklichen Geste gab Iwan ihr
zu verstehen, daß er an dem kleinen Tisch Platz nehmen wolle. Und kaum merklich
- mit einem Augenaufschlag - deutete Morna Ulbrandson an, daß auch dieser Platz
noch zu der Reihe gehörte, die sie heute abend zu bedienen hatte.
»Einen Moment bitte, Mister«, sagte sie
freundlich lächelnd. Ihre gepflegten, weißen Zähne leuchteten zwischen ihren
schön geschwungenen, roten Lippen. »Ich komme sofort zu Ihnen .«
Iwan Kunaritschew nahm Platz und wartete, bis
Morna an seinem Tisch auftauchte . ..
*
»Geschafft!« Tony Stanton streckte sich. Er
wirkte blaß und müde. Er war mit seiner Arbeit zufrieden. Schließlich war es
doch schneller gegangen, als er vermutet hatte. »Die Maschine läuft wieder,
Mister Olbitras . Sie ist voll einsatzfähig ... «
José Olbitras , der reiche Farmer, war zufrieden. »Auf Sie
ist immer Verlaß, Tony! Das muß man Ihnen lassen. Was Sie in die Hand nehmen,
gelingt Ihnen auch .«
Olbitras hatte schwarze, dicke Augenbrauen und einen
schmalen, gepflegten Lippenbart. Seine Haut war sehr hell, heller, als sie
sonst Spaniern eigen war. Dennoch konnte er seine spanische Herkunft nicht
verleugnen.
Olbitras wollte den Mechaniker noch zu einem Drink
einladen. Dankend lehnte Tony ab. »Unter anderen Umständen - und wenn es früher
wäre, recht gern, Mister Olbitras . Aber Sandra ist
allein zu Haus. Ich habe ihr versprochen, so
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