1454 - Psychoterror
keine Spur, und sonst begegnete ihm zunächst niemand.
Er trottete gemächlich den Korridor entlang in Richtung der Messe, wo er sicher einige der Bordangehörigen treffen würde, die Freischicht hatten. Menschliche Kontakte wirkten oft Wunder. Das Gefühl der Isolation verschwand, auch wenn diese Einsamkeit selbstgewollt war. Die Gespräche führten zu einer inneren Entkrampfung und damit zu neuem Lebensmut und Tatendrang. Über solche Dinge und Hoffnungen dachte er fast etwas verträumt nach. Dabei achtete er weniger auf den Weg, den er nehmen wollte. Er geriet in einen schmalen Seitengang, der nur mäßig beleuchtet war, und prallte hier um ein Haar auf eine männliche Gestalt. „Joah Denusis", stellte Perry Rhodan erstaunt fest. „Ich habe ein paar Sachen aus dem Lager geholt." Der Medo-Assistent deutete mit dem Daumen über die Schulter und hielt ein Päckchen mit medizinischen Geräten in die Höhe. „Das ist eine Sackgasse. Wo willst du hin, Perry?"
„Ich habe nicht aufgepaßt", gestand Rhodan. „Vielleicht grüble ich zuviel. Ich wollte in die Messe."
„Für einen Drink habe ich auch Zeit."
Der junge Mann lachte freundlich. „Wir gehen zusammen, ja?"
Da gab es keinen Einwand. Er ging gemeinsam mit Joah Denusis den Weg zurück, aber der Gang wurde jetzt immer schmaler und dunkler. Als Rhodan zur Seite blicken wollte, wo er die Schritte des Assistenten hörte, war, von diesem nichts mehr zu sehen. Die Geräusche der Sohlen waren aber noch zu hören. „Joah?" rief er leise.
Er hörte ein helles Lachen. Die Geräusche der Stiefel steigerten sich in rasende Geschwindigkeit. Die Töne wurden immer höher und höher, bis sie die Frequenzen des Lachens erreichten und sich mit diesem zu einem dröhnenden Brausen vereinigten.
Rhodan preßte die Hände auf die Ohren, aber diese Maßnahme dämpfte das Dröhnen kaum.
Inzwischen war es stockdunkel.
So geht das! meldete sich eine Stimme, die ihm fremd war und doch bekannt erschien. Gemeinsam gehen, gemeinsam vereinigen. Im Hellen wie im Dunkeln.
Man wird sehen, was dabei an Neuem und Starkem entsteht.
Perry Rhodan erkannte in diesem Moment ganz klar, daß er wieder einem Angriff des Psychoterrors gegenüberstand.
Er raffte seinen ganzen Willen zusammen und zwang sich zur Ruhe. Er verhärtete die Muskulatur seines Körpers und preßte die Lippen aufeinander. Kein Wort der Schwäche sollte jetzt seinen Mund verlassen.
Seine Hände tasteten nach links und rechts, wo er noch Sekunden zuvor die sich verengenden Wände gesehen hatte. Sie stießen ins Leere. Als er das erkannte, verstummten auch die fremden Geräusche, das Gemenge aus hellem Lachen und dem Stäkkato rasender Stiefel.
Die räumliche Enge existierte also nicht.
Aber ein bedrückendes Gefühl beschlich ihn mit eisigen Wogen und stetig wachsendem Druck. Es kam von allen Seiten, aber es war in besonderem Maß auf seinen Brustkorb gerichtet.
Nur sein Kopf war davon nicht betroffen.
Die Gedanken blieben frei. Er wußte und spürte, daß er weiter hören und sehen konnte, auch wenn es nichts zu hören oder zu sehen gab.
Der Druck war ein Teil einer Einschnürung, die sowohl körperlich als auch nervlich zu empfinden war. Das Gefühl weckte schreckliche Ängste und panikartige Empfindungen.
Klaustrophobische Empfindungen! durchzuckte ihn ein klarer Gedanke. Und diese Überlegung kam aus dem eigenen Bewußtsein.
Er wollte losrennen, aber kein Glied seines Körpers konnte mehr den Befehlen des Gehirns gehorchen.
Schreien? Er wollte nicht schreien! Er wollte sich der Psychoattacke erwehren, indem er nicht reagierte.
Den Kopf konnte er noch bewegen. Alles andere war in die Einschnürung verpackt worden, aus der es keine Flucht gab. Die penetrante Dunkelheit peinigte zudem seine Sinne. Die Stille eines verlassenen Friedhofs untermalte diese Szene mit den Empfindungen Hohn und Spott. Nun paarte sich eine grausame Kälte mit diesen Erscheinungen. „Schrei endlich um Hilfe!" forderte ihn eine ganz reale Stimme auf. Er kannte diese Stimme, nein, er glaubte sie zu erkennen. Sie gehörte Jamas Terz vom Raumtender OKLAHOMA.
Er merkte im selben Moment, daß er weder einen Tender OKLAHOMA kannte noch einen Mann namens Jamas Terz.
Rhodan merkte auch, daß es immer schwieriger wurde, seine eigenen Gedanken und Empfindungen von denen zu unterscheiden, die Gaukelei oder Spuk waren - egal, woher sie letztlich kommen mußten. Aus ihm heraus oder von einem anderen Ort.
Er schrie: „Acaranda!" Nichts
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