146 - Der Dämon aus dem Knochensee
Naturalien«, bemerkte Bostwick lächelnd.
»Ich sagte es schon; Ich bin zufrieden.«
Er nickte. »Es ist Ihr Bier. Aber ich habe den Verdacht, daß der gute Christopher Gale Sie übers Ohr haut. Ich denke, Sie könnten mehr für sich herausholen. Überlegen Sie sich meine Worte gelegentlich. Immerhin sind Sie der absolute Star im ›Creepy‹, und wenn mein Artikel erschienen ist, kennt Sie jedes Kind in dieser Stadt.«
Sie lachte. »Meine Show ist nicht für Jugendliche geeignet.«
»Da haben Sie allerdings recht. Lassen Sie uns nun über den sensationellen Trick sprechen.«
»Ich…«
Bostwick hob die Hände. »Ich werde nicht darüber schreiben. Kein Zauberer läßt sich in die Karten sehen. Was Sie mir jetzt erzählen, ist für mich top secret und kommt mit Sicherheit nicht an die Öffentlichkeit. Ich möchte es bloß für mich selbst wissen, um die eigene Neugier zu befriedigen.«
Er leerte sein Glas, stellte es auf den Beistelltisch und sah das Mädchen erwartungsvoll an.
»Was würden Sie meinen, wenn ich Ihnen sagte, daß es keinen Trick gibt?« fragte Fay.
»Daß Sie mir gegenüber nicht aufrichtig sind.«
»Aber es ist so.«
»Haben Sie kein Vertrauen zu mir, Fay? Ich kann schweigen wie ein Grab. Was ich verspreche, pflege ich zu halten.«
Durch Fays aufregenden Körper ging ein Zucken. »Sie möchten also die Wahrheit hören?«
»Nur sie interessiert mich.«
»Nun gut - die Wahrheit. Fangen wir doch mit meiner Herkunft an. Aufgewachsen bin ich nicht hier auf der Erde, sondern in der Hölle«, sagte Fay offen.
Winston Bostwick grinste. »Das ist wohl als Überleitung zur Creepy Show gedacht, wie?«
»Christopher Gale steht mit den Mächten des Bösen seit langem in Verbindung. Er beschwor den Teufel, und dieser schickte mich zu ihm.«
»Wenn ich das schreibe, lachen sich meine Leser kaputt«, sagte Bostwick. »Bis vor wenigen Augenblicken konnte ich mich noch ganz vernünftig mit Ihnen unterhalten. Wieso drehen Sie auf einmal durch, Fay? Warum tragen Sie so dick auf?«
»Sie wollten die Wahrheit hören. Das ist die Wahrheit!«
»Die Sie sich zusammengekleistert haben, weil es faszinierend ist, wenn Sie so ein gruseliges Mäntelchen tragen. Bela Lugosi schlief privat auch in einem Sarg, damit ihn seine Fans noch mehr mit dem Blutsauger identifizierten, den er in seinen Filmen darstellte.«
Fay musterte den Reporter verächtlich. »Du willst es immer noch nicht wahrhaben. Ich bin kein Mensch. In meinen Adern fließt schwarzes Blut. Möchtest du es sehen?«
Ohne auf Bostwicks Antwort zu warten, zerdrückte Fay Cannon ihr Glas. Der Scotch spritzte hoch, und die Scherben schnitten die Handfläche des Mädchens auf.
Sie ließ das Glas fallen. Ein triumphierender Ausdruck breitete sich über ihr Gesicht, als sie ihm die Hand mit den tiefen Schnittwunden vor die Augen hielt.
Und tatsächlich - es begann schwarzes Blut zu fließen!
***
Riga war eine Hexe, die die Hölle noch nie verlassen hatte. Sie wußte zwar, daß es viele andere Reiche und Dimensionen gab, hatte auch schon von der Erde gehört, war aber noch nie dagewesen.
Die Hölle war ihre Heimat, sollte es immer bleiben. Hier fand sie sich zurecht. Sie kannte alle Gefahren und wußte, wie man ihnen begegnete oder aus dem Weg ging.
Sie kannte Hexen, die immer wieder vom Wandertrieb gepackt wurden und fort mußten, weil sie es an einem Ort nie lange aushielten.
Riga hielt nichts von diesem ewigen Herumstreunen. Sie hörte sich die Geschichten der heimkehrenden Hexen zwar an, aber noch nie hatte sie den Wunsch gehabt, es ihren Schwestern gleichzutun.
Auch kam die eine oder andere Hexe nicht mehr zurück, weil sie irgendeiner Gefahr zum Opfer oder einem Hexenjäger in die Hände gefallen war.
Nein, das war kein Leben für Riga. Sie gehörte hierher, in dieses Gebiet der Hölle, und das verließ sie nicht.
Sie war ein kräftiges Mädchen mit langem roten Haar und trug nur ein winziges Stückchen Stoff um die Lenden.
Wieder war sie unterwegs zum Knochensee. Zum drittenmal schon, und in ihr vibrierte der unbändige Wunsch, sich zu rächen, denn Cebar, der Teufel, mit dem sie lange Zeit zusammengelebt hatte, hatte sie schwer gedemütigt. Er hatte sich eine andere Geliebte genommen und Riga mit Tritten wie eine Hündin fortgejagt.
Dafür sollte er büßen. Aber allein konnte sie ihm die Qualen nicht antun, an denen er zugrundegehen sollte. Sie brauchte Hilfe. Ein Dämon, der stärker war als Cebar, sollte ihr helfen.
Luddo hieß das
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