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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Er flüsterte in Charlies Ohr, ohne die Szenerie aus den Augen zu lassen.
    „Das Silber", sagte er. „Dieses reine Metall - es wird auch
Mondmetall
genannt oder das
Metall der Jagdgöttin Diana -
hat auf die Dämonen eine zersetzende Kraft. Wie konzentrierte Salzsäure, nur viel schneller. Die Pyrophoritgeschosse enthalten deshalb ebenfalls Anteile von Silber und vernichten die Unholde mit der Kraft des Feuers. Die Revolver sind leider etwas laut."
    „Auf diese Entfernung, und mit sechs Schuß, werde ich wohl treffen", versicherte Charlie.
    Der Sandstrand Plage Notre Dame schien leer zu sein. Etwa zwei Dutzend Leute schliefen im Schutz der Büsche und unter den Bäumen. Leise gluckerten die Wellen an den Strand. Das Mondlicht und wenige Lampen des fernen Hafens lagen auf dem halbmondförmigen Sandfleck und ließen die unzähligen Spuren hervortreten. In der Mitte des Strandes bewegte sich Roquette. Fasziniert blickte Charlie ihren schlanken Körper an. Sie ging verlockend und fast ein Sinnbild der Verführung, langsam aus dem Dunkel heraus und geradeaus auf das Wasser zu. Sie watete bis zu den Knien hinein und stieß leise, entzückte Rufe aus. Dann streckte sie sich und sprang in die heranrollenden kleinen Brandungswellen. Das Geräusch hallte weit durch den angrenzenden Wald. Sie schwamm ein paar Züge und kehrte wieder um. Die Wassertropfen und das Licht des fast vollen Mondes machten ihren Körper unendlich begehrenswert.
    „Still!" wisperte Dorian in Charlies Ohr. „Dort oben."
    Leise knackten dürre Äste. Es konnte natürlich auch ein harmloser Spaziergänger sein. Charlie und Dorian hatten eine Taschenlampe und den Handscheinwerfer dabei. Die Ankhs hingen an Silberketten an ihrer Brust. Roquette blieb stehen und strich selbstverliebt über ihren Körper. Sie tat, als sei sie allein. Flüsternd fragte Charlie: „Ich erkenne Khedoud sofort. Du sagst, ein Treffer genügt?" Beide Männer trugen die schweren Revolver. Darüber hinaus waren sie mit silberbeschichteten Dolchen bewaffnet und reichlich mit Silber behängt. Dorian merkte plötzlich, daß die Gnostische Gemme genau jene Veränderung zu zeigen begann, die er kannte und - erhoffte. Jetzt konnten sie sicher sein.
    „Es ist Seth-Hega-Ib", wisperte er. „Kein Zweifel."
    Sie besprachen, nachdem sie von den beiden Ziegenkadavern erfahren hatten, jede Einzelheit ihres Vorgehens. Zweifellos, so führte Dorian aus, mußte der Dämon sich erst mit der völlig neuen Welt vertraut machen. Er verfügte sicherlich nicht über den Erfahrungsschatz seines ersten Opfers. Wieder gab es eindeutige Geräusche. Sie kamen näher, wurden deutlicher. Etwas bemühte sich, leise aufzutreten. Die Schläfer merkten nichts, aber die wenigen Tiere in der näheren Umgebung verhielten sich so, daß Dorians Sicherheit zunahm. Wieder reckte Roquette ihren Körper, streckte die Arme dem Mond entgegen und tänzelte auf das Wasser zu. Sie schien völlig nackt zu sein. Die Männer wußten, daß sie sogar den Silberschmuck abgelegt hatte. Ihre Schritte knirschten im Sand, dann plätscherte Wasser um ihre schlanken Knöchel. Aber jetzt kam von links ein deutlicheres Knirschen und Schleifen. Leises Schmatzen war zu hören, hastige, fast pfeifende Atemzüge. Die Männer bohrten ihre Augen in die Dunkelheit und konnten nur undeutliche Bewegungen erkennen. Charlies spürte seinen hart pochenden Herzschlag. Er wartete mit schweißnassen Fingern an der Waffe, bis dieses Schreckgespenst endlich im Mondlicht auftauchte.
    Dorian stieß Charlie leicht mit dem Ellbogen an.
    Raymond Khedoud wurde sichtbar. Charlie schauderte: sein Kamerad hatte sich erschreckend verändert. Er sah nicht alles deutlich, aber was er sah, reichte ihm.
    Die Zehen hatten sich durch die Leinenschuhe gebohrt und ließen schwarze Krallen erkennen. Auch die Fingernägel waren gewachsen und krümmten sich wie Raubtierkrallen. Die weiße Kleidung war zerrissen und voller rostbrauner Flecken. Der Brustkorb hatte die Nähte des Hemdes platzen lassen; er wölbte sich weit vor wie ein mittelalterlicher Harnisch. Mondlicht glänzte auf einem haarlosen Schädel, der an den Stirnseiten faustgroße, spitze Auswüchse trug. Riesige Augen funkelten im Mondlicht und stierten Roquette an, die bis zu den Knien im Wasser stand und beide Arme nach dem Dämon ausstreckte.
    Keine zwanzig Meter vor dem Versteck der Männer schwankte der Dämon schnaufend und schmatzend vorbei. Dreißig Meter trennten ihn noch von Roquette. Charlie spannte

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