1464 - Das Phantom von Phönix
Kubikmeter besaß. Sonden wurden ausgeschleust und untersuchten den Fremdkörper aus der Nähe. Er entpuppte sich als tonnenförmiges Gebilde, das einen Durchmesser von 80 Zentimetern und eine Höhe von zwei Metern hatte und für alles in der Welt so aussah, wie einer der Fernmeldesatelliten, die sich im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung zu Hunderten im Orbit über der Erde getummelt hatten. Nur die Sonnensegel fehlten ihm. Er bezog die Leistung, die er für seine Tätigkeit brauchte, vermutlich aus einer Quelle, die irgendwo in seinem Leib untergebracht war.
Sato Ambush ließ keine Vorsichtsmaßnahme außer acht. Er mußte damit rechnen, daß der Satellit über einen Selbstzerstörungsmechanismus verfügte, der in Tätigkeit trat, wenn das Gerät unerlaubt von seinem Standort entfernt wurde. Mehrere Spezialroboter untersuchten den Satelliten eine geschlagene Stunde lang, bis gewiß war - soweit angesichts der fremden Technik von Gewißheit überhaupt die Rede sein konnte -, daß es einen solchen Mechanismus nicht gab. Aber selbst dann ging der Pararealist noch kein Risiko ein. Die Roboter brachten den Satelliten an Bord und verstauten ihn in einem bugwärts gelegenen Raum, der erstens von allen kritischen Komponenten des Raumschiffes weit entfernt und zweitens durch zusätzliche Panzerung abgesichert war. Die Roboter fuhren fort, das Gerät zu untersuchen und zu durchleuchten, und als die YALCANDU nach Heleios zurückkehrte, da lagen Sato Ambush bereits mehrere Konstruktions- und Schaltschemata vor, die ihm den Eindruck vermittelten, daß er es mit einem Produkt zu tun hatte, das wohl einer exotischen Technik entstammte, im übrigen aber nach vertrauten Prinzipien aufgebaut war und funktionierte.
In den darauffolgenden Tagen beschäftigte sich der Pararealist ausschließlich mit dem erbeuteten Satelliten, so daß er weder für den Generalfähnrich Shoudar noch für die Perle Moto, deren umfangreicher Dateninhalt immer noch erst zu einem winzigen Bruchteil entschlüsselt war, Zeit hatte. Degruum, Gavval und Shyrbaat gingen ihm zur Hand. Ihr Sachverstand erwies sich als überaus nützlich. Ambush zerlegte das Gerät, wobei er äußerst vorsichtig zu Werke ging und die kritischen Arbeiten von fernsteuerbaren Robotern erledigen ließ, und entfernte die Energiequelle, die er bei dieser Gelegenheit als Gravitraf-Speicher simpler Konstruktion identifizierte. Damit war sichergestellt, daß der Sender keine Signale mehr ausstrahlte. Sato Ambush hielt es nämlich durchaus für möglich, daß der Gegner über Peilmethoden verfügte, mit denen er den Standort jeder Komponente seines Hyperfunknetzes anpeilen konnte. Es mußte unter allen Umständen verhindert werden, daß der Feind auf diese Weise einen Hinweis bezüglich des Standorts der Stützpunktwelt Heleios erhielt.
Die Anoree identifizierten einen großen Teil der Technik, die bei der Konstruktion des Satelliten Anwendung gefunden hatte, als „höchstwahrscheinlich cantarisch". Sie erkannten die Verwandtschaft mit anorischen Bauprinzipien und Fertigungsmethoden. Wo es Abweichungen gab, ließen sie sich damit erklären, daß die Technik der Cantaro, seit sie aus Neyscuur ausgezogen waren, einen anderen Entwicklungsweg genommen hatte als die der Anoree. Sato Ambush war zunächst überrascht, den Sender als vergleichsweise primitives Gerät zu erkennen, das die galaktische Technik im Prinzip schon vor anderthalbtausend Jahren in ähnlicher Güte hätte herstellen können - wenn man einmal von dem nebensächlichen Detail absah, daß die galaktischen Techniker bis auf den heutigen Tag nicht wußten, was man mit superhochfrequenter Hyperstrahlung anfangen konnte und wie mit ihr umzugehen war. Der Satellit war dazu konstruiert, Kontrollkodes zu empfangen und daraufhin unterschiedlich geformte, einer SHF-Trägerwelle aufmodulierte Impulsgruppen zu emittieren.
Schon nach kurzem Grübeln entschied der Pararealist allerdings, daß die Primitivität des Geräts durchaus logisch sei. Die Tyrannen der Milchstraße hatten, als sie die Macht an sich rissen und die Cantaro zu ihren Handlangern machten, das Kontrollsystem so schnell wie möglich installieren müssen. Um Zeit und Aufwand zu sparen, hatten sie eine möglichst einfache Konstruktion gewählt. Ambush war inzwischen fast davon überzeugt - intuitiv, ohne eine entsprechende Theorie entwickelt oder Messungen vorgenommen zu haben -, daß SHF-Strahlung im Hyperraum einem geringeren Widerstand begegnete als
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